Heusenstammer Gastronomen äußern sich zu Auswirkungen der Energiekrise
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie des Ukraine-Krieges machen auch vor den Gastronomen in Heusenstamm nicht Halt.
Heusenstamm – Der Rattenschwanz von nunmehr zwei Krisen innerhalb der letzten zwei Jahre zeigt sich vor allem in Form von gestiegenen Ausgaben und Personalmangel. So erzählen Nuri Kacin, Inhaber des italienischen Restaurants Colosseo (Weiskircher Straße 1), und Mehmet Ataman, Besitzer des Restaurants Leone D’Oro (Schlossstraße 5), dass sich der Kostenaufwand für die Zubereitung eines Gerichtes insgesamt verdreifacht habe. Die Pizza brutzelt weiterhin im Ofen, der frische Salat will ordentlich gewaschen werden und die Gäste auch im Winter warm und gemütlich bei ihrem Lieblingsitaliener sitzen.
Doch die beiden Gastronomen wollen und können die Preise auf der Speisekarte nicht mal eben an die aktuellen Energiepreise anpassen. Die Pizza, die sonst zehn Euro kostet, soll schließlich nicht das Geld für ein dreiköpfiges Familienessen verschlingen. „Wir versuchen, trotzdem alle möglichen Maßnahmen durchzuführen, damit sich unsere Gäste wohl und sicher fühlen bei uns im Hause“, so Nuri Kacin.
Gastronomien in Heusenstamm von Fachkräftemangel und hohen Kosten gebeutelt
Auch der Fachkräftemangel spiegelt sich in Heusenstammer Lokalen wider. Mehmet Ataman beklagt seine personelle Situation: „Im Sommer hatten wir große Probleme. Jetzt im Winter kriegen wir das irgendwie durch, aber im Sommer, das war brutal.“ Denn in den warmen Monaten muss außerdem die großflächige Außenterrasse bedient werden. Viele Mitarbeitende im Gastrogewerbe wendeten sich derzeit von ihrem Beruf ab, da Sicherheit angesichts der beiden Krisen immer mehr in den Mittelpunkt der Sorgen rückt. Beschäftigte suchen deshalb vermehrt sichere Jobs.
Allerdings betrifft der Fachkräftemangel nicht alle Heusenstammer Gastronomen: Nuri Kacin ist jedenfalls froh, dass er keinen Personalmangel zu verzeichnen hat, da seine Angestellten allesamt langjährig in seinem Restaurant tätig sind.
Heusenstammer Gastronomen: Energiepreise haben sich vervierfacht
Auf eine langjährige Tradition blickt auch die Juniorchefin des Restaurants „Zur Stadt Offenbach“ (Frankfurter Straße 28), Sandra Gilmer, zurück. Seit 140 Jahren besteht ihr Gasthaus in fünfter Familiengeneration und bietet den Gästen typisch deutsche Gerichte an. Im Laufe der Jahrzehnte erfuhr das Gasthaus bereits einige Krisen – und überstand sie alle. Dennoch ist Sandra Gilmer der Meinung, dass in der Vergangenheit nichts so schlimm war wie die siebenmonatige Zwangsschließung aufgrund der Coronamaßnahmen.
Zwar läuft der Betrieb momentan wieder seinen normalen Alltag, jedoch sind die Energiepreise auch für die Traditionsgaststätte um das Vierfache angestiegen. „Das ist schwierig und beängstigend“, analysiert Sandra Gilmer die aktuelle Lage, die sie bedrohlicher als die Coronakrise einschätzt. Zwar schaltet sie abends die Beleuchtung, doch das Schnitzel muss weiterhin in der Hitze brutzeln, damit es in wohlschmeckender Qualität auf dem Teller landen kann. Trotz allem möchte das jahrhundertealte Gasthaus „so weiter machen wie bisher und den Standard halten“. Zumindest Personalsorgen hat Sandra Gilmer nicht, und auch die zahlreichen Gäste kommen weiterhin hungrig und freudig auf einen Besuch herein.

Gastronomie in Heusenstamm: Richtig kalkulieren und auf das Beste hoffen
Auch Nuri Kacin ist sehr dankbar, dass sich sein Restaurant bereits seit zehn Jahren etabliert hat und seine Tische nach wie vor gut besetzt sind. Ähnlich sieht es Mehmet Ataman vom Leone D’Oro, der sich „trotz Corona und dem bevorstehenden Winter Gott sei Dank nicht beschweren kann.“ In einem Punkt sind sich alle Gastronomen auf jeden Fall einig: Dass es Restaurantgründer, die in den zwei zurückliegenden Jahren eröffnet haben, sehr schwer auf dem aktuellen Markt haben. Für den bevorstehenden Winter heißt es, richtig kalkulieren und auf das Beste hoffen. (Lisa Mariella Löw)
Ein bekanntes Lokal im Landkreis Offenbach schloss kürzlich seine Pforten: Sechs Jahre betrieben Andreas und Sybille Frank in Eppertshausen die Gaststätte „Bei Andy und Billy“. Corona und die Energiekrise brachten sie zum Umdenken.