Heusenstammer SPD veranstaltet „Pro-Europa-Marsch“ mit Kundgebung

Der schneidende Wind reißt an den Flaggen, die die Teilnehmer des vom SPD-Ortsverein initiierten Demonstrationsmarsches hochhalten. Trotz eisiger Temperaturen haben sich rund 80 Menschen zusammengetan, um für die Werte der Europäischen Union einzustehen. „Gerade jetzt zur Ukraine-Krise hat das eine große Bedeutung“, begründet Karsten Sigl, Vizevorsitzender des SPD-Ortsvereins.
Heusenstamm - Zusammen mit der paneuropäischen Partei Volt, die seit der Kommunalwahl vor rund einem Jahr erstmals die politische Bühne der Schlossstadt betrat, hat die SPD die Demonstration innerhalb von drei Wochen geplant, organisiert und mit einem Marsch durch die Altstadt und einer Kundgebung auf dem Bahnhofsplatz umgesetzt. Nach einer erfolgreichen Ausgabe aus dem Jahr 2018 wollte der Ortsverein schon länger wieder dieses Konzept aufleben lassen, doch die Pandemie legte die Pläne vorerst auf Eis. „Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat die ganze Sache beschleunigt“, sagt Sigl, der mit Bernd Blesenkemper die Veranstaltung kurzerhand organisiert hat. Der Demonstration haben sich auch die Grünen gerne angeschlossen, wie Co-Vorsitzende Christine Moses beschreibt: „Denn Frieden ist unabhängig von allen Parteien.“
Verschiedene Gastredner kommen auf dem Bahnhofsplatz zu Wort. Der Einladung der SPD ist die IG-Metall-Bezirksvorsitzende Magret Weber gefolgt und bezieht eine klare Stellung zur vom Bund geplanten Investitionen in die Bundeswehr: „Diese Hochrüstung beendet das Sterben in der Ukraine nicht.“ Weiterhin beschreibt sie es als „demokratischen Skandal, das Geld auf diese Weise auszugeben“, und verweist darauf, dass Deutschland global der fünftgrößte Waffenexporteur sei. Unvereinbar mit dem Gedanken, der für Frieden und Demokratie steht, wie Gastredner Daniel Röder ebenfalls betont: „Demokratie fällt nicht einfach vom Himmel, man muss sie hart erkämpfen.“ Der gelernte Jurist ist Vorsitzender des Frankfurter Vereins „Pulse of Europe“ und bekräftigt mit jedem Satz, dass sein Herz für ein geeintes und starkes Europa schlägt: „Gerade jetzt ist die Zeit, zu handeln, und dafür, für unsere Haltung und Überzeugung auf die Straße zu gehen.“ Mit Sorge betrachte er die Entwicklungen, die sich in den vergangenen Jahren abzeichnen, etwa durch den Brexit. „Wir dürfen nicht in Nationalstaaten zurückfallen, die einer Union gegenüberstehen“, zählt Röder auf. Daneben sei die Zahl der Demokratien auf der Welt auf unter 50 Prozent gesunken. „Die EU ist ein Glücksfall und eine Errungenschaft aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges.“
Dieser Europa-Gedanke stellt einen der Grundpfeiler der Volt-Partei dar. An das Publikum gerichtet sagt der Heusenstammer Fraktionsvorsitzende Marc Waese: „Der Krieg in der Ukraine greift auch unsere Werte an.“ Seine Parteikollegin Celine Hron ist froh, dass sich in Heusenstamm die Gelegenheit bot, für eben jene Werte auf die Straße zu gehen. Als der Krieg begann, habe sie sich machtlos gefühlt. „Durch den Marsch habe ich das Gefühl, etwas tun zu können“, findet sie. Und Röder gibt den Zuhörern mit auf den Weg: „Zu Kriegsbeginn waren wir alle sehr erschrocken und viele wollten helfen – und diese Einstellung müssen wir uns behalten – aus Solidarität zu den Ukrainerinnen und Ukrainern.“ (Von Lisa Schmedemann)