1. Startseite
  2. Region
  3. Heusenstamm

Heusenstammer Unternehmen berichten über Veränderungen in Krisenzeiten

Erstellt:

Von: Lisa Mariella Löw

Kommentare

Viele Unternehmen werden nachhaltiger: Umstellung auf Elektromobilität, Naturprodukte aus Lammfell und Großaufträge bei Druckern – auch im Gewerbegebiet in der Levi-Strauss-Allee wird umweltfreundlicher produziert.
Viele Unternehmen werden nachhaltiger: Umstellung auf Elektromobilität, Naturprodukte aus Lammfell und Großaufträge bei Druckern – auch im Gewerbegebiet in der Levi-Strauss-Allee wird umweltfreundlicher produziert. © HÄSLER

Ukraine-Krieg, Energiekrise, Corona-Pandemie, Inflation – die vergangenen Jahre waren keine leichten für Unternehmen. Unsere Redaktion hat nachgefragt, wie sich das weltpolitische Geschehen auf die Heusenstammer Geschäfte ausgewirkt hat, welche Veränderungen sie umgesetzt haben und mit welchen Erwartungen sie auf das neue Jahr blicken.

Heusenstamm – Das Geschäft von Marcus Leonard, Inhaber des Rollatoren- und Elektroscooteranbieters „mobilfreu.de“ läuft nach eigener Aussage „sehr gut“. Einen Grund hierfür sieht er im demografischen Wandel: Die Gesellschaft wird immer älter. Seine Rollatoren lieferten einen wichtigen Beitrag, die Lebensqualität zu erhalten. Wenngleich Hilfsmittel fürs Fortbewegen in Deutschland noch sehr stigmatisiert seien, steigere sich die Akzeptanz durch ein modernes Aussehen, meint Leonard. Er blickt daher auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück: „Trotz Lieferverzögerungen von bis zu einem halben Jahr, und Firmen, die ihre Preise alle zwei Monate nach oben hin angepasst haben, musste ich meine gestiegenen Produktionskosten nicht auf meine Kunden umwälzen.“ Die Nachfrage sei insgesamt gestiegen.

Auch für das kommende Jahr erwarte Leonard viele Aufträge. „Jetzt gerade habe ich einen schönen Jahresauftakt, da ich noch einige Lieferungen vom Dezember abwickele“, berichtet der Unternehmer. Für die nächsten Monate hofft er auf weniger Preissprünge beim Einkauf, sodass sich der Markt wieder stabilisiert.

Robert Euchner, Geschäftsführer von EBS Euchner Büro- und Schulsysteme GmbH hatte im vergangenen Jahr besonders mit Lieferzeiten von bis zu 80 Wochen und gestiegenen Einkaufspreisen zu kämpfen. Das Jahr sei aber dennoch erfolgreich abgeschlossen worden. Mehr Sorgen bereite ihm hingegen das kommende Jahr: „Für 2023 erwarten wir ein zunehmend schwieriges Umfeld. Neben den Einflüssen von Corona und dem Ukrainekrieg ist für uns als IT-Unternehmen die Lage in China beziehungsweise Taiwan wichtig.“

Das Unternehmen Herth+Buss konnte die Herausforderungen der weltpolitischen Lage im zurückliegenden Jahr durch die Einführung eines Online-Fernwartungstools sowie durch eine Vertriebspartnerschaft mit AUTEL und durch eine starke Teamleistung auffangen, teilt Communication Managerin Julia Kittel mit. Für 2023 sei das Unternehmen „gut gewappnet für alle Eventualitäten“.

Doch nicht nur der Russland-Ukraine-Konflikt und die Covid-Pandemie stellten für Herth+Buss Hürden dar. So kitzelten „der intensive Wettbewerb in unserer Branche“ und die Umstellung auf Elektromobilität das Wachstumspotenzial des Unternehmens heraus.

Thomas Klostermann, Inhaber vom Druckerservice Klostermann, beobachtet eine Veränderung in seinem Kundenstamm. Nachhaltigkeit und Sparmaßnahmen seien zunehmend spürbar, auch im vergangenen Jahr: „Viele Kunden überlegen sich vor einem Neukauf eines Druckers, ob der alte nicht doch zu reparieren ist.“ Daher setze sich seine Zielgruppe nun vermehrt aus Handwerksbetrieben, Agenturen und Speditionen zusammen. Auch für das neue Jahr sei er gut ausgelastet.

Die Aufmerksamkeit für Umweltthemen sieht auch Herbt F. Reissner, Geschäftsführer des Unternehmens Reissner, der Sitzbezüge aus Lammfell herstellt: „Das Interesse für Naturprodukte ist besonders gestiegen, weil hier nachwachsende Rohstoffe verwendet werden und die in der Natur vorkommenden Vorprodukte, die Lammfelle, nachhaltig eingesetzt werden können.“ Daher rechne die Firma auch für 2023 mit einem erfolgreichen Geschäftsjahr.

Jörg Mayer, Geschäftsführer bei „Schmidt Immobilien-Service GmbH“, hat das Immobilienbüro im vergangenen Jahr übernommen. Er prognostiziert: „Für das neue Jahr 2023 erwarte ich trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Immobilienmarkt eine positive Entwicklung.“ Auch Karin Robra vom Ingenieurbüro „GFP Goldschmidt Fischer Schütz“ resümiert das Jahr 2022 „trotz verschiedener Schwierigkeiten wie gestoppter Projekte, Insolvenzen und schwieriger Akquisition von Mitarbeitern“ positiv. Sie wünscht sich für das kommende Jahr vor allem eine gedämpfte Inflation.

Thomas Bel von „Kreativstick Bel“ ist mit seinem Kundenzuwachs zufrieden und hat in dessen Zuge auch seinen Maschinenpark vergrößert. „Trotz der düsteren Prognose“, die Inflation und Energiekrise mit sich bringen, erwarte er auch Positives für das neue Jahr.

Die schlimmsten Zeiten hat Hans Weber, Inhaber von „Music on Tour“ bereits hinter sich: 2020 brachen seine DJ-Aufträge bei Hochzeiten und Feiern durch die Corona-Pandemie komplett weg. Im vergangenen Jahr lief es aber wieder rund: „Die Silvesterfeier im Restaurant Alter Bahnhof mit DJ Hans und Music on Tour war ein Erfolg der guten Laune.“

Eine Firma hingegen kann sich nach wie vor nicht vor Aufträgen retten: Clemens Schrenk, Geschäftsführer von „Elektroservice Schrenk GmbH“ sagt: „Unser Terminkalender war immer überlastet und wir sind auch noch im Jahr 2023 damit beschäftigt, Arbeiten aus 2022 zu erledigen.“ Er appelliert daran, dass auch zukünftige Generationen einen Handwerksberuf erlernen. (Lisa Mariella Löw)

Auch interessant

Kommentare