Heusenstammer zeigen wenig Interesse am Austausch mit der Stadt

Die Bürgerversammlung im Heusenstamm wird von den Schlossstädtern kaum beachtet. Viele Sitze im Zentrum Martinsee bleiben leer.
Heusenstamm – Die Stadt hat geladen, nur wenige sind gekommen: Rund 50 Personen haben den Weg zur Bürgerversammlung im Zentrum Martinsee angetreten. Und so berichtet Bürgermeister Steffen Ball vor vielen leeren Plätzen über die aktuellen und künftigen Projekte der Stadt und blickt auf bereits abgeschlossene Arbeiten zurück. Die anwesenden Schlossstädter nutzen die Veranstaltung, um ihre drängendsten Anliegen vorzutragen.
Zu Beginn der Veranstaltung informiert Ball darüber, dass es 40 neue Gewerbeanmeldungen im vergangenen Jahr in Heusenstamm gegeben hat – unter anderem am Campus. Dort sind zudem, wie berichtet, zwei Rechenzentren des Betreibers Edge Connex geplant. Roland Heidl fragt, wie die Stromversorgung der Zentren gesichert werde. „Der Strom kommt von einem Umspannwerk im Kreis Offenbach“, antwortet der Bürgermeister nebulös. Weitere vertragliche Inhalte könne er nicht nennen. Gleiches gelte für die Frage, wie die Abwärme der Rechenzentren genutzt werden soll. Ball verrät jedoch, dass die Beteiligten darüber derzeit verhandelten.
Günther Jakobi möchte indes wissen, was mit dem Areal an der Kirche St. Cäcilia geschieht. Auf dem Platz des ehemaligen Pfarrheims hatte die SPD unter dem ehemaligen Bürgermeister Halil Öztas ein Familienzentrum vorgesehen. Jakobi gehörte dem Arbeitskreis an, der das Nutzungskonzept für die Einrichtung erstellte. Die Stadtverordneten hatten damals allerdings gegen den Vorschlag votiert. „Stadt und Kirche sind in einem sehr konstruktiven Austausch“, berichtet der Rathauschef. Derzeit halte man die Interessen der Beteiligten schriftlich fest. Ziel sei es, die Ergebnisse noch vor der Sommerpause zu präsentieren.
Diskutiert wird an dem Abend auch über den Verkehr. Alfons Kilian beschwert sich über die Ecke Wiesenbornweg und Frankfurter Straße. An dieser Stelle sei es für Fußgänger gefährlich, die Straßenseite zu wechseln. „Dort sollte ein Zebrastreifen hin“, schlägt er vor. Ball versichert, dass die Verwaltung sich der Gefahrenstelle annehme. Es seien schon Gelder für den kommenden Haushalt eingeplant, um diesen Abschnitt neu zu gestalten.
Ein Zebrastreifen sei aber keine gute Lösung, meint der Bürgermeister: „Dadurch fielen mindestens zwei Parkplätze weg, zudem müssten Büsche oder Bäume entfernt und auch ein Stromanschluss für die Beleuchtung des Zebrastreifens verlegt werden.“ Er bevorzuge daher einen Minikreisel. Konkrete Pläne gebe es jedoch nicht, denn die Stadt arbeite darüber hinaus an einem Konzept, um die Frankfurter Straße lebenswerter zu gestalten. So könnten dort künftig zum Beispiel Pop-up-Stores entstehen. Erste Gespräche mit den ansässigen Händlern hätten bereits stattgefunden.
Beleben will Ball auch die Jugendarbeit, dazu plane die Stadt ein „Mobiles Jugendzentrum.“ Die Mitarbeiter der Jugendförderung sollen demnach zu beliebten Orten der Kinder und Jugendliche fahren und die Angebote vor Ort präsentieren. „Ein Neubau des Jugendzentrums, wie es sich manche wünschen, ist unserer Ansicht nach nicht finanzierbar“, sagte er.
Peter Oppelt regt an, mit dem Rechenzentrumsbetreiber Edge Connex einen sogenannten Community Fee auszuhandeln, also einen Beitrag, der der Gemeinschaft zugutekommt. Diesen könnte die Stadt nutzen, um den jungen Menschen im Jugendzentrum die IT näherzubringen und sie so auf die Zukunft vorzubereiten. Denn, sagt Oppelt, „Jugendarbeit ist auch soziale Bildungsarbeit.“ Und dafür sei auch eine zeitgemäße Ausstattung nötig. (Von Joshua Bär)