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Heusenstamms Stadtbrandinspektor Eric Fröhlich über die Brandstifungen

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Von: Niels Britsch, Joshua Bär

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Eric Fröhlich Stadtbrandinspektor
Eric Fröhlich Stadtbrandinspektor © Bechthold, Claudia

Dutzende vorsätzlich gelegte Waldbrände halten die Freiwillige Feuerwehr Heusenstamm seit Wochen in Atem. Ein Täter ist bisher nicht ermittelt, der Schaden geht in die Zehntausende. Eine solche Serie von Brandstiftung ist auch für den Stadtbrandinspektor Eric Fröhlich neu, wie er im Interview verrät.

Herr Fröhlich, haben Sie schon einmal eine solche Serie von Brandstiftungen erlebt?

Nein, bisher gab es eine solche Serie bei uns noch nicht. Es gab durchaus die ein oder andere vermutete Brandstiftung sowie gefasste Täter, aber an eine Serie von Brandstiftungen in diesem Maße kann ich mich nicht erinnern.

Was sind die besonderen Herausforderungen bei Waldbränden?

Der initiale Aufwand ist, die Brandstelle zu lokalisieren. Bei größeren Waldbränden kann man meist vom Boden schon eine Rauchwolke sehen und somit eine Gegend einschätzen. Ist man im Wald, gerade bei diesen vielen, kleinen Bränden, ist dies durch Bodenkräfte alleine nicht zu orten. Daher wurde hier auch früh auf Drohnen beziehungsweise Hubschrauber-Unterstützung gesetzt. Diese haben zusätzlich Wärmebildkameras und können so auch durch die Baumkronen schauen. Nach der Lokalisierung gilt es, die notwendige Wassermenge an die Einsatzstelle zu bringen. Hilfreich ist hierbei, dass der Hubschrauber bis zu 800 Liter Wasser befördern und im Flug abwerfen kann.

Worauf müssen die Einsatzkräfte beim Löschen achten?

Nach der langen Trockenheit ist es wichtig, die betroffenen Gebiete mehr als üblich zu bewässern, um ein Aufflammen zu verhindern. Das Feuer kann in Wurzeln eingedrungen sein, die sich oberflächlich nicht löschen lassen. Aus diesem Grund ist es für die Feuerwehrleute auch notwendig, mit Spitzhacken und Dunggabeln vorzugehen, um die oberste Schicht des Waldbodens aufzulockern. Erst dann kann das zusätzliche Wasser tiefer ins Erdreich vordringen und die angestaute Hitze beseitigen.

 Es gab durchaus die ein oder andere vermutete Brandstiftung sowie gefasste Täter, aber an eine Serie von Brandstiftungen in diesem Maße kann ich mich nicht erinnern.

Stadtbrandinspektor Eric Fröhlich

Wie werden Einsätze, bei denen es – wie am vergangenen Wochenende – an mehreren Stellen gleichzeitig brennt, koordiniert?

Koordiniert werden Einsätze immer vom jeweiligen Einsatzleiter. Je nach Umfang kommt ein eigener Einsatzleitwagen zur Lagebesprechung zum Einsatz oder es wird – wie am vergangenen Wochenende – ein überörtlicher Einsatzleitwagen des Kreises angefordert. Dieser bringt neben einem Besprechungsraum auch weiteres Material zur Darstellung einer Lagekarte und Koordinierung mit anderen Diensten der Polizei oder dem Gefahrenabwehrzentrum mit.

Wie bereiten sich die Feuerwehren auf einen solchen Einsatz vor?

Im Vorfeld werden durch die jeweilige Feuerwehr für besondere Einsatzlagen sogenannte Einsatzpläne erstellt und regelmäßig überarbeitet. Nach den ersten Waldbränden und Zusammentragen der Erkenntnisse für mehrere gleichzeitige Brände, wurde der Einsatzplan Waldbrand entsprechend aktualisiert und hat sich daraufhin sogleich bewährt. Zusätzlich zu den Plänen ist eine Rückmeldung mit genauen Standorten durch die Einsatzkräfte wichtig. Mit den genauen Standpunkten der Fahrzeuge, per Karte und GPS-gestützt, können so alle Brandorte erfasst und dokumentiert werden.

Wie hoch ist die zusätzliche Belastung durch die vorsätzlich gelegten Brände?

Die zusätzliche Belastung ist immens. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um eine Freiwillige Feuerwehr handelt, die ausschließlich unbezahlt und in ihrer Freizeit tätig wird. Durch die Häufigkeit, aber auch Dauer der Einsätze können sie viele ihrer Tätigkeiten zu Hause oder auf der Arbeit nicht wahrnehmen oder müssen diese nachholen. Als Freiwillige Feuerwehr können wir nicht mit 100 Prozent Erscheinen rechnen, aber je öfter wir alarmiert werden, desto größer ist die Chance, dass der ein oder andere die Priorität auf seine Arbeitsstelle, das private Umfeld oder auch einfach nur auf das Nachholen von Schlaf legt. Jeder dieser Punkte ist auch keinem zu verdenken. Dadurch wird wiederum die Führung der Feuerwehr aktiv und durch zusätzliche Maßnahmen sicherstellen, dass eine Mindestanzahl an Kräften immer zur Verfügung steht und diese sich auch alle gleichmäßig verteilt. Die Feuerwehren der Stadt Heusenstamm haben drei hauptamtliche Kräfte, die werktags die Geräte instand halten, pflegen und reinigen. Auch diese sind nun zusätzlich gefordert, und geplante Arbeiten verschieben sich auf einen späteren Zeitpunkt.

Stößt die Feuerwehr an ihre Grenzen?

Da wir bereits bei den ersten Einsätzen und bedingt durch die notwendige Wasserversorgung im Wald auf umliegende Wehren zurückgreifen mussten, kann man hier sicherlich von einer bereits überschrittenen Grenze reden. Die nächste Grenze ist die zuvor genannte Personalverfügbarkeit, die wir mit entsprechenden Maßnahmen versuchen, innerhalb der Grenzen zu halten.

Gibt es Kameradinnen oder Kameraden, die dadurch Probleme mit Arbeitgebern haben oder die mit ihren Familien an ihre Belastungsgrenze stoßen?

Aktuell sind uns keine Probleme bekannt. Das liegt sicherlich auch daran, dass jede Einsatzkraft dies individuell entscheidet und selbst das beste Gespür für seinen Arbeitgeber oder Familie hat. Sicherlich gibt es den ein oder anderen, der weniger erscheint, dafür zu anderen Zeiten zur Verfügung steht.

Das Interview führten Niels Britsch und Joshua Bär

Vorsätzliche Brandstiftung im Wald: Ein Unbekannter treibt seit Wochen sein Unwesen in den Wäldern um Heusenstamm.
Vorsätzliche Brandstiftung im Wald: Ein Unbekannter treibt seit Wochen sein Unwesen in den Wäldern um Heusenstamm. © Feuerwehr Heusenstamm

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