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Müll-Ärger: Naturengel berichten über ihre Erfahrungen

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Von: Claudia Bechthold

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Naturengel Simone Paesler hat dieses Foto von einem Mülleimer in Martinsee geschossen. Immer wieder finde man Behälter in diesem Zustand vor, sagt sie.
Naturengel Simone Paesler hat dieses Foto von einem Mülleimer in Martinsee geschossen. Immer wieder finde man Behälter in diesem Zustand vor, sagt sie. © -

Es sei schon manchmal schwer, sich immer wieder aufzuraffen, um den wilden Müll einzusammeln, räumt Julia Weitzel von den Heusenstammer Naturengeln ein. Während eines Online-Treffens, das die neue Bürger*innen-Stiftung veranstaltet, berichtet sie gemeinsam mit anderen Naturengeln über ihre Erfahrungen. Außerdem geht es an diesem Abend, den Jochen Friedrich von der Bürgerstiftung moderiert, auch um Ideen, Anregungen, wie man die Vermüllung der Landschaft reduzieren könnte.

Heusenstamm – An jedem ersten Samstag eines Monats um 9.30 Uhr treffen sich die Naturengel seit 2018 auf dem Bahnhofsplatz, um wilden Müll aus der Landschaft zu holen. Und es sei schon frustrierend, dass man immer wieder an den selben Stellen jede Menge Unrat finde, berichtet Julia Weitzel weiter. Seit Februar vergangenen Jahres registriere man die Müllsäcke, die man gefüllt habe. 457 Säcke mit je 50 Litern Inhalt seien es seither gewesen. Neuralgische Stellen etwa seien die Natur rund um Martinsee – oft von Lastwagenfahrern für ihre Ruhezeiten genutzt –, die Schlossallee, die Industriestraße, der Busbahnhof, die Alte Linde und der Bannturm – vor allem hinter den Mauern der Einfriedung.

Wie sehr dieser Müll der Natur schadet, erläutert Julia Weitzel anhand eines Beispiels: Vögel nutzen für den Nestbau, was sie in der Landschaft finden. Da würden mittlerweile auch Plastikteile verbaut – mit dem Effekt, dass das Wasser bei Regen nicht abfließen kann und die Küken im Nest ertrinken.

Ebensolche Sorgen bereiten den Naturengeln Zigarettenkippen, die noch immer in die Landschaft geschnickt würden. Eine einzige Kippe könne bis zu 40 Liter verunreinigen, sagt Sonja Alderson-Heim, bei den Naturengeln ebenso aktiv wie bei der Bürgerstiftung. Zudem benötige ein Filter 15 Jahre, um zu verrotten, hinterlasse dann aber immer noch Mikroplastik.

285 Müllbehälter im öffentlichen Raum gebe es in der Gemarkung Heusenstamm, berichtet Erster Stadtrat Uwe Michael Hajdu. 12 000 Kilometer legen zwei Mitarbeiter des Bauhofs jedes Jahr mit ihren Fahrzeugen zurück, um die Eimer zu kontrollieren, zu leeren und rundherum aufzuräumen. Dabei würden die Behälter in unterschiedlichen Frequenzen abgefahren. Zu einem offenbar stets überfüllten Eimer am Rand des Martinsee-Geländes verspricht er gestern auf Nachfrage, dieser werde ab sofort täglich kontrolliert und bei Bedarf geleert. Sollte er sich als zu klein erweisen, werde er ausgetauscht.

Mit Aktionen wollen die Naturengel, die inzwischen eine Abteilung des Heimat- und Geschichtsvereins sind, regelmäßig auf ihr Anliegen einer sauberen Umwelt aufmerksam machen. Unter anderem werde man in diesem Jahr intensiver über die Folgen achtlos weggeworfener Zigarettenkippen aufklären.

Gemeinsam mit der Stadt, die die Aktivitäten der Naturengel ohnehin unterstützt, könne man auch darüber nachdenken, ein- oder zweimal im Jahr einen Aktionstag zum Thema Müll in der Natur zu veranstalten, die Menschen darüber aufzuklären, beziehungsweise sich verschärft auf derartige Vergehen zu konzentrieren. Denn, betont Erster Stadtrat Uwe Michael Hajdu, auch das Wegwerfen einer Kippe sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit Geldstrafen belegt werden könne. (Claudia Bechthold)

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