In den Beruf hineingewachsen

Seinen Beruf nennt er „etwas Besonderes“. Und er übt in gern aus – nach wie vor. Am 16. Dezember ist es genau 50 Jahre her, dass Pfarrer Anton Sauer zum Priester geweiht wurde. Gefeiert wird das Jubiläum an morgigen Sonntag, 11. Dezember, um 10 Uhr mit einem Dankgottesdienst in der Kirche St. Cäcilia in der Schlossstraße 2.
Heusenstamm – In den Beruf sei er sozusagen hineingewachsen, erzählt Anton Sauer. In Rockenberg, einem katholischen Ort in der Wetterau, ist der heute 73-Jährige geboren und aufgewachsen. Zur Schule geht er zunächst in Rockenberg, später in Bad Nauheim. In der Pfarrgemeinde ist er als Jugendlicher auch als Messdiener tätig. Als er 14 Jahre alt ist, fragt ihn der Pfarrer, ob er gelegentlich den Küsterdienst übernehmen könne. Vier Jahre lang tut er dies und kommt so mit Priestern in Kontakt. „Das hat mich so fasziniert und begeistert, dass ich dachte, das könnte auch für mich ein Weg sein“, sagt er. „Im Studium hatte ich dann ja Zeit zum Überlegen, ob das zu mir passt.“
So geht Anton Sauer 1967 nach dem Abitur ans Priesterseminar der Universität in Mainz. Zum Theologiestudium zählen zwei auswärtige Semester, die er in Würzburg und dem schweizerischen Chur absolviert. Während er sich in Würzburg intensiv mit der Bibellehre befassen kann, lernt er in Chur die liberale Seite der Katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kennen. „Ich fühle mich als Konzilskind“, bemerkt er in diesem Zusammenhang.
Im Wintersemester 1971/1972 legt der Jubilar sein theologisches Abschlussexamen in Mainz ab. Es folgen zwei Semester Pastoralausbildung. Noch während dieser Zeit erhält er am 16. Dezember 1972 von Bischof Hermann Volk, der nur wenige Monate später zum Kardinal berufen wird, die Priesterweihe.
Seine Kaplanzeit verbringt Anton Sauer in Südhessen. Bensheim, Viernheim und Bürstadt sind die Stationen dieser Zeit. Im März 1979 übernimmt er dann in Frankfurt-Harheim seine erste eigene Pfarrstelle, die er bis 2003 innehat. „Das war eine schöne Zeit, aber auch eine sehr anstrengende“, sagt er im Rückblick. Vor allem sei viel gebaut worden während dieser Zeit. So wurden in Harheim ein Kindergarten errichtet und das Kirchengebäude grundsaniert. Und im eher protestantisch geprägten Nieder-Erlenbach, das zu der Pfarrgemeinde zählt, wird die erste katholische Kirche gebaut. Außerdem war der Jubilar acht Jahre lang stellvertretender Dekan sowie zwei Jahre Mitglied im Priesterrat des Bistums.
Eine Cousine seines Vaters berichtet ihm eines Tages, dass es in ihrer Gemeinde einen neuen Pfarrer gibt. Dieser sei schon „ganz alt“ und „Grau auf dem Kopf“, erzählt seine Verwandte. Auf die Frage, wie alt dieser Mann denn sei, antwortet die Großcousine: „52 Jahre“. „Das war für mich der Auslöser, über einen Wechsel nachzudenken“, erinnert sich der passionierte Pfeifenraucher. Nach einer dreimonatigen Auszeit in einem Kloster entscheidet er sich für Heusenstamm. Und weil die Zusammenarbeit mit der damaligen Pastoralreferentin Gabriele Panning, die seit dem Jahr 2000 in Harheim ist, so gut läuft, befürwortet das Bistum in Mainz einen gemeinsamen Wechsel.
St. Cäcilia und Mariä Opferung sind nun die beiden Kirchen, für die Anton Sauer zuständig ist. Am 1. September 2003 zieht er ins ausgebaute Pfarrhaus neben St. Cäcilia ein. Er kommt in einer Zeit des Umbruchs, in der Pfarrgemeinden zusammengelegt werden, eben auch die bei den älteren Gemeinden Heusenstamms und Rembrückens mit der jüngeren Maria Himmelskron, die später zur Pfarrgruppe werden. Die Anstrengungen, die damit verbunden sind, fordern ihren Tribut: Anton Sauer erleidet einen Burnout, tritt 2009 von seinen Aufgaben als Pfarrer zurück.
Inzwischen hat er sich davon längst erholt, hält als „Mitarbeiter in der Seelsorge“ wieder Gottesdienste, betreut Taufen, Trauungen und Beerdigungen. „Ich bin sozusagen der 15. Nothelfer“, meint er mit einem Lächeln.
In Heusenstamm hat er Fuß gefasst. „Das ist für mich ein guter Lebensort geworden.“ Er schätzt die gute Infrastruktur, fühlt sich zugehörig. Und er ist froh, dass er sich auf das „Kerngeschäft“ priesterlicher Arbeit konzentrieren kann, die Verwaltungsarbeit hinter sich lassen konnte. Ins Pfarrteam fühlt er sich gut integriert und hofft, noch eine Weile nützlich sein zu können. „Die Menschen in Heusenstamm und Dietzenbach schätzen ihn als einen guten Prediger und feinfühligen Seelsorger“, schreibt Pfarrer Martin Weber im Kirchenblättchen zum Goldenen Priesterjubiläum von Anton Sauer. Bereut habe er seine Berufswahl nie, betont der 73-Jährige. Vielleicht würde er das Eine oder Andere heute anders machen, aber es ist ein guter und ein schöner Beruf, fügt er noch an. (Claudia Bechthold)