Lage gerät außer Kontrolle: Jugendliche tyrannisieren Anwohner in Heusenstamm

Eine Gruppe unbekannter Jugendlicher belästigt Anwohner in Heusenstamm (Kreis Offenbach). Die Situation ist seit Längerem angespannt.
Heusenstamm – Mit dem Wohngebiet um die Sebastian-von-Heusenstamm Straße in Heusenstamm ist hochwertiger Wohnraum entstanden. Wer den Weg vom Rewe bis zum Platz der Begegnung geht, sieht großzügige Reihen- und Doppelhäuser, und sehr ansprechende Wohnungen. Spielplatz, Tennisplatz und die beiden Adolf-Reichwein-Schulen bieten beste Voraussetzungen für familienfreundliches Wohnen.
Doch das sorgenfreie Leben ist inzwischen getrübt, denn eine Gruppe unbekannter Jugendlicher hat das Viertel zu ihrem Revier erkoren und belästigt die Anwohner seit vielen Monaten. Grund genug für einige, sich in Sozialen Netzwerken zu verbünden und nun Hilfe bei der Stadtverwaltung zu suchen. Der designierte Bürgermeister Steffen Ball (CDU) hat das Thema aufgegriffen und zu einem Austausch mit den Anwohnern geladen.
Heusenstamm im Kreis Offenbach: „Die Situation hier ist schon lange sehr angespannt“
Mehr als 30 Menschen sind dem Aufruf gefolgt und versammeln sich auf dem Platz der Begegnung. Dass die Politik das Thema ernst nimmt, zeigt sich an der Präsenz weiterer politischer und städtischer Vertreter wie dem Ersten Stadtrat Uwe Hajdu (CDU), Stadtverordnetenvorsteher und Alt-Bürgermeister Peter Jakoby (CDU) sowie Vertreter der CDU-Fraktion und des Magistrats.
„Die Situation hier ist schon lange sehr angespannt, nun ist sie eskaliert“, sagt eine Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Eine andere Frau hat die älteren Jugendlichen beim Handel mit Drogen beobachtet, oft sitzen auf dem Platz der Begegnung zehn bis 20 Jugendliche, trinken Alkohol, hören bis tief in die Nacht laut Musik. „Unsere Kinder müssen in die Schule und können deshalb nicht schlafen“, meint eine Anwohnerin. Doch damit nicht genug, denn am nächsten Tag bietet sich den Anwohnern dann auch noch ein unansehnliches Bild: „Neben dem Lärm, der bis tief in die Nacht hinein anhält, hinterlassen die Jugendlichen viel Müll, der einfach auf dem Boden liegt.“
Kreis Offenbach: Jugendliche in Heusenstamm pinkeln in Ecken: „Das stinkt bestialisch“
Außerdem pinkeln sie in die Ecken und an die Häuser. „Das stinkt bestialisch“, sagt ein Anwohner. Natürlich habe man versucht, mit den Jugendlichen zu reden, aber das endet in der Regel in Pöbeleien und Beschimpfungen. Neben den verbalen Attacken berichten die Bürger von realen Angriffen. „Ein älterer Nachbar wurde direkt von einer Gruppe verfolgt und beschimpft. Anwohner Samuel Nerlich griff mutig ein und die Jugendlichen ließen von dem älteren Herrn ab. Doch nun stand Nerlich im Fokus: „Sie sind mir gefolgt und an mein Haus gekommen und haben einfach ihren Müll auf mein Grundstück geworfen“, erzählt er. Einer habe ihm dann nachgerufen: „Das hast du jetzt davon.“
„Meine 17-jährige Tochter geht den Jugendlichen bewusst aus dem Weg“, berichtet ein anderer Anwohner, denn sie habe große Angst, angepöbelt und belästigt zu werden. Gabi Büttner ist eine Anwohnerin im Bereich „Alte Linde.“ Auch sie berichtet von großen Problemen. „Wir stehen in Kontakt mit der Polizei“, erzählt sie. „Das Problem ist dort bekannt, auch das Drogenproblem“, berichtet sie weiter, aber Lösungen gibt es nicht.
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Heusenstamm bei Offenbach: „Ein Platz der Begegnung für die Anwohner“
Nachdenkliche Töne sind von Susanne Stallmann zu hören. Sie schlägt vor, dass man den Platz ja wiederbeleben und zu seiner Ursprungsbestimmung „Ein Platz der Begegnung für die Anwohner“ nutzen könnte. Sie denkt, dass die Jugendlichen dann das Interesse an dem Ort verlieren würden.
Allein in den vergangenen drei Monaten sei es dreimal zu Einbrüchen gekommen und öfters finden sich Spritzen auf dem Platz. Hajdu verspricht, dass er als erste Maßnahme die Kontrollregion der Ordnungskräfte erweitern wird. Steffen Ball will das Thema in seine Fraktion mitnehmen und dort besprechen. „Wir haben die Hilferufe verstanden und wir werden handeln“, sagt er. „Deswegen sind wir heute hier gewesen.“ (Burghard Wittekopf)
Kürzlich wurde bekannt, dass ein Traditionsgeschäft in Heusenstamm bei Offenbach nach 27 Jahren dicht macht.