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30 junge Flüchtlinge leben im Rainbow House

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Von: Claudia Bechthold

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Heusenstamm - Seit dem 1. April leben im ehemaligen Rainbow Hotel im Seligenstädter Grund unbegleitete minderjährige Jugendliche. Damit ist das Hotel zum „Rainbow House“ geworden. Jetzt hatten Bürger die Gelegenheit, sich die neue Flüchtlingsunterkunft von innen anzusehen. Von Claudia Bechthold

Es sei guter Brauch beim Kreis Offenbach, sagt Landrat Oliver Quilling, neue Unterkünfte für Flüchtlinge der Bevölkerung vorzustellen. Und so hatte der Kreis zu einem Tag der offenen Tür in das ehemalige Rainbow Hotel im Seligenstädter Grund eingeladen. Zwei Stunden lang konnten die Räumlichkeiten besichtigt werden. Genutzt haben dies auch einige Bürger. Vor allem aber Kommunalpolitiker jeglicher Couleur haben einen Blick hinter die Kulissen gewagt. Darunter übrigens auch etliche Mitglieder der AfD-Kreistags-Fraktion, die Betreuer der Jugendlichen, aber auch den Landrat und den Kreisbeigeordneten Carsten Müller mit provozierenden Fragen bedrängten.

Die Paritätische Projekte gGmbH kümmert sich im Auftrag des Kreises um die derzeit 30 jungen Männer unter 18 Jahren, die inzwischen im Rainbow House leben. Weitere 14 Jugendliche sollen bald aufgenommen werden, allerdings fehlt bislang das Personal dazu. „Es ist inzwischen sehr schwer, Fachpersonal zu finden“, berichtet Carsten Müller.

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Da die Jugendlichen – unabhängig von ihrem Status als Flüchtlinge oder Asylbewerber – gesetzlich unter die Vorschriften des Kinder- und Jugendhilfegesetzes fallen, müssen sie sehr viel intensiver betreut werden als erwachsene Asylbewerber. Etwa ein Betreuer auf zwei Flüchtlinge, lautet der Schlüssel, sagt Müller. Das wirke relativ üppig, meint er, relativiere sich aber, wenn man bedenke, dass es um 24-Stunden-Betreuung an sieben Tagen der Woche gehe.

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Langeweile bei den jungen Männern versuche man zu vermeiden, unter anderem mit den Angeboten in einem Kraftraum und einem Computerraum, aber auch durch die Verbindungen zu den Heusenstammer Vereinen, vor allem den Sportvereinen in Martinsee. Nicht vergessen dürfe man, dass diese Jugendlichen meist eine traumatische Kindheit erlebt hätten, betont Anneke Timmer, Leiterin des Rainbow House: „Sie sind nicht freiwillig gekommen.“ So hätten manche mit ansehen müssen, wie ihre Eltern erschossen wurden. Fachlich sei die Betreuung aber nicht nur deshalb sehr anspruchsvoll, sagt Timmer weiter. Auch der Bildungsstand der Schützlinge sei sehr unterschiedlich. So hätten viele schon in ihrer Heimat die Schule besuchen können, andere aber nicht. Sie gehen nun Schulen in der Umgebung – nicht nur in Heusenstamm.

Auch für die Freizeit mache man den Jungen – Mädchen werden nicht im Rainbow House untergebracht – viele Angebote. Und vor allem: „Wir wollen uns nicht abschotten. Die Jugendlichen können Freundschaften schließen und Besucher mitbringen. Wir wollen auch Musik- und Kunstprojekte starten, vielleicht auch in Zusammenarbeit mit Heusenstammer Vereinen.“ Zu den Besuchern zählte auch Bürgermeister Halil Öztas. Beim Neubürgerempfang habe er einige der Jugendlichen kennen gelernt und festgestellt, das der Wille zur Integration groß sei.

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