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„Klare Regeln entwickeln“: SPD und Volt beantragen Waldsatzung

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Von: Claudia Bechthold

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Der dichte Wald rund um den Sandabbau in Martinsee täuscht: Es gebe riesige Kalamitätsflächen als Folge von Trockenheit und Stürmen, berichtete Forstamtsleiter Melvin Mika.
Der dichte Wald rund um den Sandabbau in Martinsee täuscht: Es gebe riesige Kalamitätsflächen als Folge von Trockenheit und Stürmen, berichtete Forstamtsleiter Melvin Mika. © Axel Häsler

„Licht, Gras, Maus, Aus“ – das sage der Forstmann, wenn es um Schäden im Wald gehe, berichtete der Forstwissenschaftler Martin Bertram in einem Vortrag vor den Mitgliedern des Bauausschusses. Gemeint ist, dass sich, sobald das Kronendach des Waldes aufreiße, etwa weil Bäume nach einem Sturm umgestürzt sind, sich eine andere Vegetation entwickeln könne, die dem Wald weiter schade. Die Folge sei eine zunehmende Versteppung der Fläche.

Heusenstamm –Anlass für den Vortrag war ein Antrag von SPD und Volt, eine Waldsatzung zu erstellen. Begründet wird dies mit „unsachgemäßer“ Bewirtschaftung mehrerer Waldflächen im Winter 2020/2021: „Die damit einhergehende Rodung, begründet mit der Beseitigung von Bäumen mit Sturmschäden, Borkenkäfer- und Pilzbefall, führte zu irreparablen Schäden der gesamten Flora.“ Auch Martin Bertram kritisierte das Vorgehen im Wald. Die Nutzung großer Erntemaschinen zerstöre Strukturen im Waldboden, es gebe auf Heusenstammer Gebiet kaum natürliche Verjüngung des Waldes, weil die Jäger die Erfüllung ihrer Aufgaben nicht mehr schaffen könnten. Und der auch für die Schlossstadt geltende FSC-Standard funktioniere nach seiner Erfahrung nicht. Martin Bertram: „Die Stadt sollte sich eigenen Sachverstand einkaufen und klare Regeln entwickeln im Sinne eines Qualitätsmanagements.“

Melvin Mika, Leiter des auch für Heusenstamm zuständigen Forstamts Langen, betonte indes, dass alle Planungen für den Wald mit der Stadt abgestimmt werden. Der Schutz und die Erhaltung des Waldes stünden dabei an erster Stelle, die Vermarktung von Holz stets an zweiter. Die Stadt solle und müsse mitentscheiden, sagte Mika. Zumal der Waldwirtschaftsplan, um den es auch in dieser Gremienrunde geht, ja von den Stadtverordneten verabschiedet werden müsse.

Man habe, erläuterte Melvin Mika weiter, riesige Kalamitätsflächen als Folge von Trockenheit und Sturm. Deshalb werde das Forstamt mit dem Revierförster Michael Kobras ein Wiederbewaldungskonzept erarbeiten. Die damit geplante „aktive Verjüngung des Waldes“ solle in enger Abstimmung mit der Stadt passieren.

Erste Schritte hatten Mika und Kobras den Teilnehmern einer Waldbegehung vor drei Wochen erläutert. Wie berichtet, hatte dazu Bauausschuss-Vorsitzender Heiner Wilke-Zimmermann (Grüne) eingeladen. Silvia Lampert von den Freien Wählern kritisierte in diesem Zusammenhang, dass von den antragstellenden Fraktionen kein Vertreter an dieser Begehung teilgenommen habe.

Für die CDU meinte der designierte Bürgermeister Steffen Ball, man habe längst einen Waldkoordinator, wie ihn die SPD jetzt fordere, nämlich den zuständigen Förster: „Wir können jedes Jahr festlegen, was wir wollen. Und mit einer solchen Satzung würden wir etwas beschließen, für das Gesetze, Verträge und der Waldwirtschaftsplan schon alle Möglichkeiten bietet.“

Heiner Wilke-Zimmermann räumte zudem ein, man müsse sich als Stadtverordnete auch an die eigene Nase fassen: „Wir sind vielleicht etwas oberflächlich mit dem Waldwirtschaftsplan umgegangen, haben diesen selten diskutiert. Die Resonanz zur Waldbegehung sie nicht groß gewesen, aber man habe durch den Antrag von SPD und Volt jetzt vielleicht erreicht, dass dem nun mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.“

Der Antrag zur Erstellung einer Waldsatzung erhielt am Ende vier Ja- und eine Nein-Stimme bei acht Enthaltungen. Über den Waldwirtschaftsplan, der mit einem Defizit in Höhe von 12 500 Euro abschließt, wurde nicht abgestimmt. Beide Vorlagen stehen zur endgültigen Beschlussfassung auf der Tagesordnung der Sitzung des Stadtparlaments am Mittwoch, 10. November. (Von Claudia Bechthold)

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