Legendäre Feier wird neu belebt

Wer sich als Neubürger ein wenig mit Heusenstamm zu befassen beginnt, lernt schnell, dass nicht alle Straßen vor allem des Alten Orts im Volksmund so heißen, wie es auf den Schildern geschrieben steht.
Heusenstamm – Da ist die Hinnergass’, die eigentlich Kirchstraße heißt. Oder die Gaasegass’, die als Pfortenstraße im Stadtplan steht. Und es gibt die Unnergass’, die Nichteingeweihten als Schlossstraße bekannt ist. Und in Letzterer verstand man vor mehr als 40 Jahren fröhlich zu feiern. Das Unnergasse-Fest ist legendär. Nun soll es am kommenden Samstag, 28. Mai, von 14 bis 21.30 Uhr eine Wiederauflage erleben.
Roland Krebs, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, lebt seit vielen Jahren an der Schlossstraße. Er erinnert sich an das Fest: Es begann als Schnapsidee –oder war es eine Bierlaune? 1978 bei einer Fastnachtsveranstaltung im alten Pfarrheim von St. Cäcilia fanden sich zu später Stunde einige Nachbarn aus der Schlossstraße zusammen und mit einem Mal war die Idee da: Wir feiern ein Nachbarschaftsfest in unserer Straße. Gedacht war, dass jede Familie in ihren Hof einige Freunde einlädt und man sich dann gegenseitig besucht. Die unvergessene Inge van Eck prägte dabei den Spruch „Wann’s awwer räjent, dann feiern mer halt in unserne Stubbe“.
Gesagt, getan, das Fest wurde vorbereitet für einen Samstag im Juni. Nun ist aber die Unnergass die schönste Straße in Heusenstamm. Das wissen viele und da die Nachricht vom Fest sich herumsprach, war die Unnergass am Festtag voller Menschen. Man holte herbei, was an Essen und Getränken aufzutreiben war, es herrschte eine tolle Stimmung, und alle sagten: Das muss man unbedingt in jedem Jahr wiederholen, damit es eine Tradition wird.
Von Jahr zu Jahr wurde das Fest größer, der Ansturm immer mehr. Unvergessen das Jahr, in dem zwei Musikkapellen spielten und 28 große Fässer Bier gezapft wurden. Der Reingewinn war beträchtlich und ermöglichte ein schönes Helferfest, bei dem beschlossen wurde, auch noch ein Missionsprojekt in Südamerika zu unterstützen.
Mit der Ausweitung des Fests stiegen aber auch die organisatorischen Aufgaben: Toilettenhäuschen, Versicherungen, Brandschutz und was alles dazugehört. Schließlich war das Ganze von dem kleinen Kreis von Nachbarsleuten nicht mehr zu stemmen. Die Stadt versagte aus nachvollziehbaren Gründen die Hilfe, wollte das Fest aber auch nicht unter eigener Regie weiterführen.
Schweren Herzens beschloss man, das Fest 1985 zum letzten Mal stattfinden zu lassen. Als Erinnerung sollte vom letzten Reingewinn ein Brunnen im öffentlichen Raum finanziert werden. Aber auch da zeigte sich die Stadtverwaltung nicht hilfreich. Nur ein kleiner Sandsteinbrunnen an einer Mauer in der Unnergass erinnert heute noch an die kurze Zeit des so sehr beliebten Unnergasse-Fests.
Dass es jetzt wiederbelebt werden soll, könnte der Anfang einer neuen Festtradition werden in der schönst’ Gass im Ort.
Am Samstag gibt es beim Fest zwischen Torbau und Borngasse auf der Schlossstraße, das zum Heusenstammer Sommer zählt und von der Stadt veranstaltet wird, Getränke, Brat- und Rindswürste, Brötchen, Zwiebelkuchen, Pommes frites und zwei Live-Auftritte der Prosecco-Kehlscher. Außerdem stellt sich der junge Torbau-Verein den Besuchern vor. (Claudia Bechthold)