Begehung des Jugendzentrums in Heusenstamm: Mängel vor Ort besichtigen

Heusenstammer Jugendausschuss tritt sich zur Mängelbesichtigung im Juz - Barrierefreiheit und längere Öffnungszeiten gewünscht
Heusenstamm – Das Jugendzentrum (Juz) an der Rembrücker Straße beschäftigt den Jugendausschuss auch in der letzten Sitzung des Jahres. Bei einer Begehung am vergangenen Dienstag zeigt Leiter Jahn Scheel den Parlamentariern wo nachgebessert werden muss. Für den Ausschussvorsitzenden Oliver Jakoby (CDU) steht schnell fest: Vieles lässt sich leicht beheben.
Zur Begehung hatte Jakoby eingeladen. Der Ausschussvorsitzende reagierte damit auf einen Antrag der SPD, der den Magistrat aufforderte, eine Mängelliste des Gebäudes zu erstellen. SPD-Fraktionsvorsitzender Rolf Lang erläutert: „Wir wollen wissen, ob es dort Asbest und weitere bauliche sowie hygienische Mängel gibt und ob das Haus bei einer Überprüfung überhaupt weiter geöffnet bleiben darf.“ Den Antrag zog die SPD schließlich aufgrund des Begehungstermins wieder zurück.
Zu Beginn stehen allerdings zu Öffnungszeiten des Jugendzentrums im Fokus. „Wenn es nach den Jugendlichen geht, könnten wir fünf Tage in der Woche öffnen“, sagt Leiter Jahn Scheel. Derzeit empfange das Juz junge Menschen mittwochs von 17 bis 20 und freitags von 15 bis 22 Uhr zu offenen Treffs. Längere Öffnungszeiten seien mit einem Hauptamtlichen und zwei Studierenden nicht zu stemmen. Scheel: „Am Montag und Dienstag bin nur ich im Haus.“ Die Jugendlichen wünschten sich allerdings weitere Besuchszeiten. Das Juz benötige daher neues Personal. Bürgermeister Steffen Ball (CDU) berichtet, dass zum April 2023 eine neue Hauptamtliche Kraft eingestellt werde.
Die geringen Besuchszeiten sind für Scheel aber das geringere Übel. Sorgen bereite ihm vor allem die Raumsituation sowie die fehlende Barrierefreiheit. So sei der Werkraum, über dessen gesamten Boden ein Spielteppich verlegt ist, zu klein, um alle Interessen zu verbinden. „Wenn dort jemand zum Beispiel einen Schrank bauen möchte, müssen wir erst mal alles umräumen.“
Im Multimediazimmer weist Scheel auf weitere Mängel hin. In in dem mit Fernseher und Computer ausgestatteten Zimmer gebe es keine Fluchttür. Der Fluchtweg führe lediglich durch ein Fenster. Das Problem: Dieses ist nur über eine Treppe zu erreichen. „Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, können die Treppe nicht benutzen.“
Die fehlende Barrierefreiheit zieht sich laut Scheel durch das gesamte Gebäude. Außer auf dem Fluchtweg gebe es in dem Gebäude noch weitere Stellen, die für Rollstuhlfahrende nicht geeignet seien – wie die Treppe zur Küche. Scheel: „Bei unseren Kochangeboten müssen Menschen im Rollstuhl draußen warten.“ Und auch in den Außenbereich gelangten sie nur über einen Umweg, da die Tür, die vom Hauptraum in den Außenbereich führt, ebenfalls nicht behindertengerecht sei. Scheel regt daher an, Rampen an den jeweiligen Stellen anzubringen. Lena Schmidtke (CDU) schlägt vor, die Rampen in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen herzustellen: „Sie könnten doch alle gemeinsam Rampen aus Lego bauen.“ Diese seien stabil genug, einen Rollstuhl zu tragen.
Neben dem fehlenden Zugang für Rollstuhlfahrende sorgt sich Scheel auch um möglichen Schimmelbefall an der Außenwand der Küche. „Die Wände sind feucht, wir haben dort einen großen schwarzen Flecken entdeckt.“ Rathauschef Ball kündigt eine umgehende Prüfung durch einen Sachverständigen an.
Schmidtke beunruhigen hingegen die fehlenden Rauchmelder. „Mir wurde gesagt, dass das Gebäude aufgrund seines Alters von mehr als hundert Jahren einer anderen Brandschutzordnung unterliegt und wir daher keine Rauchmelder brauchen“, antwortet Scheel. Bürgermeister Ball ist skeptisch und versichert, zu prüfen, inwieweit der Brandschutz gewährleistet ist.
Über eines sind sich alle anwesenden Ausschussmitglieder allerdings einig: Der Zustand des Jugendzentrums ist deutlich besser, als sie es erwartet hätten. „Ich würde meine Kinder auf jeden Fall hierherschicken“, beteuert Schmidtke. Und auch Uwe Klein (FDP) meint, das viele Mängel mit wenigen Handgriffen zu beheben sein. Oliver Jakoby fasst zusammen: „Ich sehe vieles, was im operativen Bereich gemacht werden muss. Aber ich bin sicher, wenn das richtig angepackt wird, ist das in ein bis zwei Tagen behoben.“ Eine Grundsanierung oder gar einen Neubau hält er daher für unnötig.
Dem stimmt auch der Rathauschef zu: „Als Stadt wollen wir zunächst die Beziehungsarbeit zwischen der Jugendförderung und Jugendlichen sowie den Schulen stärken. Dazu setzen wir auf dezentrale Angebote an verschiedenen Standorten.“ Ein Neubau des Jugendzentrums sei daher zunächst nicht angedacht. (Joshua Bär)
Kein Schimmelbefall
Bei einer Überprüfung durch einen Experten konnte am Jugendzentrum kein Schimmelpilzbefall festgestellt werden. Die schwarzen Flecken am Außenbereich stammten demnach von einer Mauerspinne, die ihren Lebensraum unter anderem an Fassaden hat, teilt die Stadt mit.