Helga Glania hat nach 20 Jahren den Vorsitz der eMSigen abgegeben

„Es ist wichtig, gut Abschied zu nehmen. Es ist wichtiger zu wissen, dass es mit und in der Selbsthilfegruppe von MS-Kranken in Heusenstamm weiter geht.“ Das schreibt Helga Glania, die rund 20 Jahre lang die Selbsthilfegruppe „Die eMSigen“ in Heusenstamm geleitet hat. Schon vor etwa zwei Jahren war die frühere Vorsitzende aus Altersgründen nach Baden-Württemberg in die Nähe ihres Sohnes gezogen. Da Corona die Aktivitäten der Gruppe fast völlig ausgebremst hat, meldet sie sich erst jetzt zu Wort.
Heusenstamm – 1969 war Helga Glania mit ihrer Familie nach Heusenstamm gezogen. Ihr Mann Eberhard Glania hatte eine Stelle als Lehrer für Sport und Latein am Adolf-Reichwein-Gymnasium erhalten. Drei eigene Kinder und eine Pflegetochter ließen sie sich gegen den Beruf als Lehrerin entscheiden. Sie hatte Latein, Geschichte und Politik für das Lehramt studiert.
Das hielt Helga Glania aber nicht davon ab, sich zu engagieren. So half sie zunächst Kindern an der Adalbert-Stifter-Schule und später auch am Gymnasium bei der Bewältigung des Lernstoffs. Vor allem viele Kinder mit ausländischen Wurzeln hat sie unterrichtet, entweder in den Räumen der Schule, aber auch in ihrem eigenen Heim. Zudem pflegte sie einige Jahre lang eine Angehörige. Aktiv war sie auch in der Pfarrgemeinde St. Cäcilia in der Seniorenarbeit.
Dort wurde sie auch von einem Kollegen ihres Mannes angesprochen, dessen Frau an Multipler Sklerose (MS) erkrankt war. Der damalige Leiter der seit 1988 bestehenden eMSigen war weggezogen, es wurde eine Nachfolge gesucht. Und Helga Glania willigte ein.
„Ich habe in den 20 Jahren sehr viel gelernt, über die Krankheit, aber auch über den Umgang mit Menschen“, sagt sie im Rückblick. MS habe viele Gesichter, existiere in in ganz unterschiedlichen Formen und Ausprägungen. „Da muss man lernen, was die einzelne Person kann, und was sie nicht kann.“
Zweimal im Monat trafen sich die eMSigen zunächst, später nur noch einmal. „Aber wir haben alle Feste, die es im Lauf des Jahres gibt, auf unsere Weise gefeiert.“ Geburtstage, Fastnacht, Weihnachten, zählt sie auf. Und es gab viele Ausflüge – zumindest bis Corona begann.
Um dies zu stemmen, bedürfe es vieler Helfer, betont Helga Glania. Und da konnte sie sich stets auf ein großes Team verlassen. Viele sind schon lange dabei und den eMSigen treu.
Einige aus dem Leitungsteam engagierten sich auch trotz der Pandemie. Sie hielten zu den Erkrankten Kontakt, berichtet Helga Glania. Denn für die Betroffenen bedeute Corona vor allem Isolation. Darunter leiden diese, ihre Beschwerden nahmen zu. An dieser Stelle sei Hilfe nötig, betont sie.
Andererseits sei gerade diese Kontaktpflege auch während der Pandemie ein guter Übergang für die Arbeit der neuen kommissarischen Leitung für die Selbsthilfegruppe. Diese übernehmen gleichberechtigt Ute Kinsky, Hildegard Kramer, Renate Mötz und Ruth Thon. Mit Ausnahme von Hildegard Kramer, die erst vor einigen Jahren zur Gruppe stieß, zählen alle schon sehr lange zum Helferteam. Allein die Verantwortung übernehmen wollte indes niemand.
Helga Glania dankt dem kommissarischen Leitungsteam und den vielen Unterstützern der eMSigen. Zwar sei Multiple Sklerose noch nicht heilbar, doch es gebe „heilendes Tun“: Für die kranken Menschen da zu sein, ihnen zuzuhören und zu versuchen, ihnen in der Gruppe ein paar frohe Stunden zu ermöglichen.
Beschäftigung wird Helga Glania, davon ist sie überzeugt, künftig auch im Kraichgau haben, wo sie jetzt lebt. Dafür sorgen schon ihre vier Kinder mit ihren Familien, zu denen auch sechs Enkelkinder zählen. (Claudia Bechthold)