Minibusse holen Fahrgäste fast zu Hause ab

Ein Anruf oder eine Buchung per Smartphone und der Minibus holt den Fahrgast in der Nähe seiner Wohnung ab. Das ist – sehr verkürzt – das Prinzip des sogenannten Hoppers, den die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF) nun auch in Heusenstamm einführen möchte. Am Mittwochabend haben Vertreter der kvgOF das System den Stadtverordneten im Ausschuss für Bau und Verkehr vorgestellt.
Heusenstamm – Es geht zunächst um einen Grundsatzbeschluss, ob das Stadtparlament mit diesem System und den damit verbundenen Kosten einverstanden ist.
Seit gut zwei Jahren wird dieses System im Ostkreis getestet – mit Erfolg, wie kvgOF-Geschäftsführer Andreas Maatz und der Leiter der Planung, Marcell Biederbick, betonen. Zwar habe es durch die Pandemie einen gewissen Rückgang bei der Nachfrage gegeben, doch sei das Prinzip des „On-Demand-Verkehrs“ gut angenommen worden. Für Heusenstamm gebe es zwei Modelle für den Hopper, erläutert Marcell Biederbick. So könne man den Hopper in den Randzeiten einsetzen, also montags bis donnerstags abends von 20 Uhr bis 2 Uhr in der Nacht sowie freitags und samstags während der ganzen Nacht sowie sonn- und feiertags ganztägig. Damit könnten Kunden das System etwa als Zubringer zu oder von der S-Bahn nutzen. Dies sei vor allem bei jüngeren Menschen beliebt, berichtet Marcell Biederbick, die etwa beim Besuch von Gaststätten auf das Auto verzichten wollen.
Vor allem südliche Stadtteile sollen bedient werden
Beim zweiten Modell geht es um die Andienung von Wohngebieten, die kaum oder gar nicht an den Öffentlichen Personen-Nahverkehr angeschlossen sind. In der Schlossstadt wären dies vor allem südliche Stadtteile wie zum Beispiel das Sommerfeld, dessen Straßen zu schmal für einen Linienbus sind. Dies käme vor allem älteren Menschen entgegen, die keine weiten Wege mehr zur nächsten Haltestelle bewältigen müssten. Als Einschränkung bei diesem Modell gelte allerdings, dass entweder Abfahrts- oder Ankunftspunkt einer Fahrt stets in einem dieser Gebiete liegen müssen. Das System könnte damit auch Veränderungen bei den Linienbussen abfangen, die mit dem Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres vorgenommen werden. Diese betreffen vor allem die Linien OF-30, die zur Linie OF-97 wird, und OF-96. Bei der OF-30 etwa will man Haltestellen streichen.
Wichtig ist zudem, dass es für den Hopper keine klassischen Haltestellen gibt. In einem Gebiet werden viele mögliche Haltepunkte – etwa alle 200 Meter – festgelegt, der jeweils nächste zum Abfahrtspunkt wird bei der Bestellung ausgewählt. Damit müsse man zum Beispiel bei Dunkelheit keine langen Wege mehr zu Fuß bestreiten. Allerdings halte der Hopper nicht auf Hauptverkehrsstraßen, auf denen das Ein- und Aussteigen gefährlich und das Fahrzeug ein Hindernis wäre.
Als Fahrpreise gelten derzeit 1,60 Euro plus ein Euro Komfortzuschlag sowie eine Kilometerpauschale in Höhe von 20 Cent vom dritten Kilometer an. Wer eine Zeitkarte des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) besitzt, muss nur den Komfortzuschlag und vom siebten Kilometer an die Pauschale bezahlen.
Es besteht noch Beratungsbedarf
Der Hopper fahre freilich mit einem Defizit. Dieses wird der Kreis Offenbach von 2024 an komplett übernehmen, berichtete Marcell Biederbick. In den Jahren zuvor müsste Heusenstamm rund 230 000 Euro pro Jahr bezahlen. Um die kreisweite Einführung des Hoppers in den kommenden Jahren umsetzen zu können, müssten nun Ausschreibungen erfolgen. Nachbarstädte wie Mühlheim und Obertshausen haben sich bereits für den Hopper entschieden.
In der Diskussion über das System äußerte die SPD-Stadtverordnete Melis Karakas, dass mit Einführung des Hoppers das sogenannte Anruf-Sammeltaxi (AST) abgeschafft würde. Da der Hopper nicht über Stadtgrenzen hinaus fahren werde, gebe es dann keine Verbindung etwa zwischen Rembrücken und Obertshausen mehr.
Am Ende stimmten vier Stadtverordnete im Bau- und Verkehrsausschuss für den Hopper, acht enthielten sich der Stimme, da noch Beratungsbedarf bestehe. Die endgültige Entscheidung soll am Mittwoch, 15. September, 19 Uhr in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung fallen. (Claudia Bechthold)