Bizarrer Streit: Frau füttert stur Tauben – Nachbarn wegen Dreck und Kot völlig verzweifelt

Bis zu 40 Tauben versammeln sich im Garten eines Mietshauses in Heusenstamm, weil sie dort von einer Frau gefüttert werden. Diese bleibt uneinsichtig.
Heusenstamm – Verzweifelt blicken Ursula Pietring und ihr Lebensgefährte Hans Joachim Helgert aus dem Fenster ihrer Mietwohnung im ersten Stock. Auf den Ästen einer Tanne im Garten des Hauses sitzen rund ein Dutzend Tauben und warten gierig auf ihr Futter. Das bekommen sie von der Mieterin, die in der Wohnung unter dem Paar wohnt. Für Pietring und Helgert ist der Alltag unerträglich, denn die Tauben verteilen ihren Dreck überall. Mehrfach haben sie die Mieterin gebeten, mit der Fütterung aufzuhören, doch die bleibt stur.
Rund ein Jahr wohnen Pietring und Helgert in ihrer Wohnung, sind wegen der Nähe zu ihrer Familien in das Haus gezogen. Dass sie täglich Ärger mit der Nachbarin haben werden, ahnten sie bei ihrem Einzug nicht. „Erst als wir den Mietvertrag schon unterzeichnet hatten, haben wir die Vielzahl an Tauben bemerkt“, sagt Pietring. Täglich flatterten Dutzende Vögel an den Fenstern vorbei, landeten auf dem Dach oder dem Geländer des Balkons. Neben Federn hinterließen sie vor allem ihren Kot. „Ich müsste täglich die Fenster putzen, so oft machen sie dagegen“, berichtet Pietring.
Füttern von Tauben: Frau aus Heusenstamm lockt die Vögel an
Das Ziel der Tauben sind die zwei Futterhäuschen im Garten der Nachbarin. Dort finden sie reichlich Futter. „Früher hatte sie sogar fünf Häuschen, aber die hat sie inzwischen teilweise abgebaut“, sagt Helgert. Ebenso habe sie die Fütterung mit Fleisch- und Brotstücken eingestellt. Die hatte die Mieterin auf das Garagendach gelegt, um die Vögel zu versorgen. Trotzdem kämen die Tiere weiterhin jeden Tag, um sich satt zu fressen. „Manchmal sind es 40 Tauben gleichzeitig“, sagt Pietring.
Tauben füttern untersagt
Das Füttern von verwilderten Haustauben sowie Wildtauben ist in Heusenstamm verboten. Das gilt ebenso für das Auslegen oder Ausstreuen von Futter, „soweit dieses üblicherweise auch von Tauben aufgenommen wird“, heißt es in der Gefahrenabwehrverordnung der Stadt. Dort ist zudem festgelegt, dass es ebenso verboten ist, „ für an oder in stehenden Gewässern lebende Wasservögel oder Fische Futter auszulegen oder auszustreuen.“ Das Amtsgericht Offenbach hatte kürzlich einer Inhaberin einer Eigentumswohnung das Füttern von Tauben vor ihrem Fenster untersagt.
Ein unbeschwerter Alltag sei so kaum möglich. Ihren Balkon könne das Paar nur nutzen, weil Helgert dort eine Markise angebracht hat. Die schütze sie vor Vogelkot. Dabei versichern die beiden, grundsätzlich nichts gegen Tauben zu haben, „aber das ist einfach zu viel“, meint Helgert. „Das ist ja auch gesundheitsgefährdend.“
Die Tauben plagen aber nicht nur Pietring und Helgert. Die gesamte Nachbarschaft müsse unter den Folgen der Fütterungen leiden, sagen sie. So fänden sich auch an den anliegenden Häusern sowie auf der gegenüberliegenden Straßenseite Spuren der Vögel, hauptsächlich deren Hinterlassenschaften. Franz Stein wohnt direkt neben dem Paar. Er erlebe die Taubenplage nun schon etwa zehn Jahren. Mehrfach habe Stein mit seiner Nachbarin gesprochen, sie gebeten, die Tauben nicht mehr mit Nahrung zu versorgen. Geholfen habe es nicht. „Ich musste wegen der Tiere sogar meine Dachrinne erneuern lassen“, berichtet Stein. Die Tiere hätten sich oft dort niedergelassen und sie dadurch beschädigt. Auch Steins Dach nutzen die Tauben als Zwischenstation, bevor sie wieder auf dem Baum im Garten auf ihr Futter warteten.
Tauben fütternde Frau bei der Stadt Heusenstamm bekannt
Bei der Stadt ist die Frau ebenfalls bekannt. Mehrfach habe das Ordnungsamt die Mieterin in persönlichen Gesprächen aufgefordert, die Fütterungen einzustellen. Das geht aus E-Mails der Stadt an Pietring und Helgert hervor, die der Redaktion vorliegen. Demnach habe die Stadt bereits im vergangenen Jahr die Fütterung der Tauben untersagt, sowie angeordnet, das Grundstück zu säubern. Zudem seien die Betroffenen von den städtischen Mitarbeitern wiederholt auf den Rechtsweg hingewiesen worden. Die Stadt bestätigt dies auf Nachfrage der Redaktion. Seit Jahren bemühten sich die Mitarbeiter um eine friedliche Lösung – bisher ohne Erfolg, heißt es dazu aus dem Rathaus.
Weil die Nachbarin in Heusenstamm Tauben füttert: Paar denkt an Umzug
Die Vermieterin ist indes um Schadensbegrenzung bemüht. Sie habe ebenfalls wiederholt das Gespräch mit der Frau gesucht, darauf bestanden, die Tauben nicht mehr zu füttern. „Bei einigen Gesprächen hatte ich das Gefühl, sie würde verstehen, dass sie damit aufhören muss“, sagt die Vermieterin. Doch nachhaltig war diese Einsicht bisher nicht, meint sie.
Und was sagt die Mieterin? Sie war auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu einer Stellungnahme bereit.
Ursula Pietring und Hans Joachim Helgert ziehen inzwischen einen Umzug ernsthaft in Erwägung. „Natürlich denken wir darüber nach“, sagen sie. (Joshua Bär)