Nicht überall erstklassig: Erstligist RK Heusenstamm auf der Suche nach eigenem Vereinsheim

Dem Rugby-Bundesligisten RK Heusenstamm fehlt ein eigenes Vereinsheim. Ihre Ausrüstung lagern die Spieler derzeit in einer winzigen Abstellkammer.
Heusenstamm – Mit ihrem grünen Anstrich passt die Tür im ehemaligen Fernmeldezeugamt zu den rot-grünen Vereinsfarben des Rugby-Klubs Heusenstamm (RK Heusenstamm). Der Raum dahinter lässt jedoch nicht vermuten, dass es sich um das Zuhause eines Bundesligisten handelt. „Ein eigenes Vereinsheim haben wir nicht“, sagt Holger Sans, stellvertretender Vorsitzende des RK und zuständig für den sportlichen Bereich.
Stattdessen trifft sich der Vorstand für seine Sitzungen in dem Gebäude an der Philipp-Reis-Straße. Dort lagern auch die Lebensmittel, die der Verein bei seinen Heimspielen am Martinsee anbietet. Für die Verantwortlichen heißt das: An jedem Heimspieltag müssen Essen und Trinken aus dem ehemaligen Büroraum verladen und an den Martinsee gefahren werden, nach dem Spiel wird dann alles wieder eingepackt und zurück gefahren.
„Wir sind schon gefragt worden, ob wir ein Catering-Verein sind“, sagt Erik Schulze, wie Sans stellvertretender Vorstand, und schmunzelt. Obwohl die Füchse, wie der Verein sich nennt, seit Jahren in der Rugby Bundesliga Süd/West sportliche Erfolge feiert, die Strukturen außerhalb des Feldes sind nicht bundesligawürdig. „Es ist Amateursport“, sagt Sans.
Gut 300 Mitglieder zählt der Rugby-Klub und viele von ihnen packen vor, während und nach dem Spielen an. „Wir leben vom Ehrenamt“, würdigt Sans den Einsatz der Mitglieder. Ein echtes Vereinsgefühl komme dennoch selten auf, beklagt Schulze. Bei den Ligakonkurrenten seien die Strukturen zwar vergleichbar, die meisten hätten jedoch ein eigenes Vereinsheim. Sans ergänzt: „Uns fehlt dieser Ort, an dem sich unsere Spieler und Mitglieder aber auch die gegnerischen Mannschaften nach den Spielen treffen und noch etwas zusammen Essen und Trinken können.“

Dass sei derzeit nicht möglich, denn zum einen fehlt ein solcher Aufenthaltsraum, zum anderem nehme das Aufräumen und transportieren der Materialien zurück ins ehemalige Fernmeldezeugamt viel Zeit in Anspruch. Sans rechnet vor: „Wenn ein Spiel um 14 Uhr beginnt, dann starten wir um 12 Uhr mit den Vorbereitungen, und nach dem Spiel muss auch noch aufgeräumt werden.“ Für den stellvertretenden Vorstand bedeutet das: Obwohl ein Spiel rund 85 Minuten dauert, ist Sans teilweise erst gegen 18.30 Uhr fertig.
Mit einem eigenen Klubhaus würde der Verein, der im Herren- und auch im Jugendbereich auf große Erfolge zurückblicken kann, viel Zeit sparen. Sans: „Ein eigenes Vereinsheim würde Strukturen schaffen, eine Anlaufstelle bieten.“ Dort könnten auch Mannschaftsbesprechungen stattfinden. Diese hält der Bundesligist derzeit zwar in Räumen des Sportzentrums ab, muss diese allerdings, wie den Lageraum für die Sportausrüstung, anmieten. Geld, das sich der Klub mit einem eigenen Vereinsheim spare, sagt Schulze.
Ein solches Zuhause hatte der RK Heusenstamm einst. Damals traf man sich in einem alten Gewerbeobjekt auf der Industriestraße. „Dort wurde uns aber wegen Eigenbedarfs gekündigt“, berichtet Sans. Nun sucht der Verein eine neuen Heimat – und zwar am Martinsee. „Das ist die einzige Option für uns“, besteht Sans auf ein Vereinsheim an der Sportanlage. Der Vorstand des RK hat dabei genaue Vorstellungen von neuen Zuhause der Füchse. So müsse das Grundstück des Vereinsheims erschlossen sein, also über Strom und Wasser verfügen. Zudem soll das Klubhaus wenn möglich eine Terrasse haben. Auch ausreichend Abstellfläche für die Sportgeräte müssen geschaffen werden, weist Erik Schulze auf ein aktuelles Defizit hin. Momentan lagern die Rugbybälle zusammen mit der weiteren Ausrüstung in einem winzigen Raum am Sportzentrum. „Wir können nicht mal die Tür zu dem Lagerraum ganz öffnen“, berichtet Schulze.
Das neue Klubhaus könne der Verein selbst finanzieren, und dazu ist er laut den beiden Vorsitzenden auch bereit. Was fehle sei ein passenden Grundstück. „Wir können uns auch sehr gut vorstellen mit der Stadt zusammen zu arbeiten“, reicht Sans den Ball an den Magistrat weiter. Erste Gespräche habe es schon gegeben.
Diese bestätigt Bürgermeister Steffen Ball. Er kenne die Situation des Bundesligisten aus Heusenstamm, sagt er und sei daher offen für ein neues Vereinsheim. Ball: „Der Rugby-Klub ist ein Verein, der Spitzensport mit Breiten- und Jugendsport sehr gut verbindet. Er braucht für seine Würde ein eigenes Zuhause.“ Noch könne er keinen möglichen Standort nennen, versichert jedoch: „Wer sich selbst organisieren möchte, stößt bei der Stadt immer auf offene Ohren.“ (Joshua Bär)
