„Das Geld war einfach weg“: Untreue-Urteil gegen Ex-Vorsitzenden von Gartenbauverein

Der Obst- und Gartenbauverein in Heusenstamm (Kreis Offenbach) kommt einfach nicht zur Ruhe. Nun ist der ehemalige Vorsitzende wegen Untreue verurteilt worden.
Heusenstamm – Konsumschulden in Höhe von 120.000 Euro sollen der Grund gewesen sein, warum der ehemalige Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Pachtgelder in die eigene Tasche steckte. Nun wurde der 33-Jährige vor dem Amtsgericht Offenbach zu einer Geldstrafe von 2700 Euro verurteilt – wegen Untreue in acht Fällen.
So kommt der OGV einfach nicht zur Ruhe. Nach dem Brand des Vereinsheims auf dem Gelände an Schlossstraße und Schlossallee am 11. November 2009 gelang es dem damaligen Vorstand innerhalb von zwei Jahren, ein neues Gebäude errichten zu lassen. Knapp zehn Jahre gestaltete sich die Suche nach einem neuen Vorstand sehr schwierig, nachdem bisherige Mitglieder des Gremiums auf eine Wiederwahl verzichtet hatten.
Nur mit einem Kraftakt ließen sich Mitglieder finden, die bereit waren, die Verantwortung zu übernehmen. Doch erneut hatte der Verein Pech. Der zum Zeitpunkt der Wahl im März 2020 31 Jahre alte neue Vorsitzende erwies sich als untreu.
Heusenstamm (Kreis Offenbach): Ex-Vorsitzender des Gartenbauvereins gesteht Untreue
„Es tut mir sehr leid, ich bereue das zutiefst“, versichert der Heusenstammer vor Amtsrichter Volker Weimar. Er versucht gar nicht erst, seine Untaten zu leugnen. Jahrelang lebte er mit seiner Noch-Ehefrau über die vorhandenen Verhältnisse, das Paar versenkte Geld in teure Urlaube, Klamotten und sonstige Verbrauchsgüter.
„Das Geld war einfach weg“, sagt der mittlerweile 33-Jährige. Inzwischen haben beide Privatinsolvenz angemeldet. Die 12.362 Euro, die er dem Verein schuldig blieb, waren da nur ein wenig mehr als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Ex-Vorsitzender von Gartenbauverein Heusenstamm (Kreis Offenbach) veruntreute Pachtzinsen
Von April 2020 bis April 2021 führte der Angeklagte wiederholt die bar gezahlten Jahres-Pachtzinsen der Gartenbesitzer anstatt der Vereinskasse seiner persönlichen Schuldnerkasse zu, bis andere Vorstandsmitglieder irgendwann dahinter kamen und Anzeige erstatteten.
Aufgrund des umfassenden Geständnisses konnte man weiteren Mitgliedern eine eventuell unangenehme Aussage vor Gericht ersparen – man begnügte sich mit einer einzigen Zeugin, der polizeilichen Ermittlungsleiterin. Staatsanwalt Dirk Schillhahn forderte eine geringfügig höhere Geldstrafe von 3000 Euro. Und sogar der Verteidiger Gordian Hablizel stimmte in seinem Schlussvortrag dem Strafmaß des späteren Urteils zu.
Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins in Heusenstamm haben Vorsitzenden abgesetzt
Bis dato war der Heusenstammer nie strafrechtlich in Erscheinung getreten. Erst im März 2020 wurde er zum Vorsitzenden gewählt, hatte so dazu beigetragen, den Verein zu retten – noch Ende Januar hatten sich auf der Jahreshauptversammlung keine Kandidaten für den neu zu wählenden Vorstand gefunden. Das wäre unter Umständen das Aus für den mehr als 120 Jahre alten Verein gewesen. Nach Bekanntwerden der Untreue haben die Mitglieder ihren Vorsitzenden abgesetzt.
Rechts und links der Schlossallee gehört dem OGV das sechs Hektar große Gartengelände, das laut Satzung ausschließlich zum Obst- und Gemüseanbau sowie zur Erholung und Freizeitgestaltung genutzt werden darf. Eine wertvolle Habe in Zeiten städtischer Nachverdichtung und heiß umkämpften Grunds und Bodens. (Silke Gelhausen und Claudia Bechthold)