Heusenstamm: Erste Intensivklasse geht am ARG an den Start

Am Heusenstammer Adolf-Reichwein-Gymnasium ist vor Kurzem eine Intensivklasse gestartet. Rund zehn Kinder und Jugendliche werden dort hauptsächlich im Fach Deutsch unterrichtet.
Heusenstamm – Es ist kurz vor neun Uhr, im Eingangsbereich des Adolf-Reichwein-Gymnasiums (ARG) herrscht reges Treiben – und das obwohl der Unterricht schon längst begonnen hat. Rund zehn Kinder und Jugendliche verschiedenster Nationalitäten haben sich dort in Begleitung ihrer Eltern und Geschwister eingefunden – in wenigen Minuten schon werden sie „eingeschult“.
Leicht verhalten und noch etwas schüchtern streifen sie durch die Flure auf dem Weg zu ihrem zukünftigen Klassenzimmer. Ein Großteil der 13- bis 15-Jährigen stammt aus der Ukraine, aber auch Kinder aus Griechenland, Serbien oder Eritrea sind mit dabei. Sie alle sind Teil der neuen Intensivklasse am ARG. Dort soll die bunt-gemischte Gruppe in den kommenden Monaten hauptsächlich im Fach Deutsch unterrichtet werden, um eine Basis für ihre weitere Laufbahn zu erhalten. „Das Wichtigste ist natürlich, dass die Kinder die Sprache lernen“, erläutert Schuleiter Siegfried Ritter. Zu diesem Zweck habe das ARG zwei zusätzliche Lehrkräfte eingestellt, die bereits Erfahrung im Umgang mit nicht deutschsprachigen Kindern mitbringen. 22 Unterrichtsstunden pro Woche sind für den Intensivkurs angedacht, die restliche Zeit können die neuen Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht verbringen.
„Wir wollen, dass die Kinder auch am sozialen Leben in der Schule teilhaben und in Kontakt mit anderen kommen“, sagt Ritter. Als Erstintegrationsmaßnahme bestehe das Ziel der Intensivklasse darin, die Jugendlichen Stück für Stück in den normalen Unterricht zu integrieren. „Bei manchen wird das etwas schneller gehen, während andere mehr Zeit benötigen werden“, ist sich der Schulleiter sicher. Er rechne daher mit einer hohen Fluktuationsrate innerhalb der Klasse. „Es steht auch noch gar nicht fest, ob die Schüler im Anschluss hier bleiben – einige wechseln vielleicht an eine andere Schule oder gehen wieder zurück in ihre Heimat.“ Auch mögliche Nachrücker schließt Ritter nicht aus, das Projekt sei zeitlich unbegrenzt. „Es kann sein, dass uns das Schulamt auch wieder ein paar neue Kinder zuweist.“
Für das Heusenstammer Gymnasium ist die Betreuung einer Intensivklasse bislang noch Neuland. „Das Schulamt hatte uns gebeten, die Klasse einzurichten und wir sind dem sehr gerne nachgekommen, da es meiner Meinung nach eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu bieten“, sagt der Rektor und ergänzt: „Natürlich war es auch mit Aufwand verknüpft, aber wir haben uns dieser Herausforderung mit Zuversicht gestellt.“ Ihm zufolge ist das ARG gut aufgestellt, um den Neuankömmlingen einen optimalen Start zu ermöglichen.

Dazu gehört natürlich auch das richtige Equipment. Kurz nachdem die Familien im Klassenzimmer Platz genommen haben, kommen daher gleich drei Repräsentanten der Schülervertretung (SV) durch die Tür. Unterm Arm tragen sie eine große Pappkiste, die bis zum Rand mit Beuteln gefüllt ist. Stück für Stück arbeiten sie sich so durch die Reihen und überreichen jedem ein Starterpack mit allerlei Schulutensilien. „Welcome, here you go“, hallt es dabei durch den Raum, während die Kinder ihre vom Förderverein gestifteten Geschenke mit einem Lächeln im Gesicht begutachten.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Lehrkräfte sowie einiger Ansprechpartner, folgt dann noch der bürokratische Teil – die Einschreibung. Auch hier stehen SV und Lehrkräfte den Familien zur Seite, nehmen sich Zeit und erklären, wie die Bögen auszufüllen sind.
„Hier musst du eine Kontaktperson für den Notfall angeben“, erläutert eine Lehrerin im Gespräch mit einem Mädchen aus der Ukraine, das daraufhin zu seinen Eltern hinübersieht. „Sollen wir deine Mutter eintragen?“ Die Jugendliche nickt und bedankt sich anschließend. „Am Anfang waren die Kinder alle noch sehr ruhig und zurückhaltend, daher ist es schön zu sehen, wie sie jetzt immer mehr auftauen“, freut sich Ritter.
Eine weitere Intensivklasse sei derweil nicht geplant – der Schule fehle es dazu an Kapazitäten. „Wir haben jetzt schon Probleme, alle Schüler unterzubekommen und mussten auf Container ausweichen“, sagt der Schulleiter, während im Hintergrund Lachen zu hören ist. Die Neuankömmlinge scheinen ihren ersten Tag gut zu meistern. (Jan Lucas Frenger)