Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Rudolf Keil reinigen Kunstnester für Schwalben

Das Baumaterial in der Schlossstadt ist nicht gut. Schon nach kurzer Zeit bröckelt es, bricht ab. Das würden zumindest Schwalben berichten, die in Heusenstamm ihre Nester bauen. Und weil Rudolf Keil von der Kolping-Naturschutzgruppe in Dietzenbach das weiß, kümmert er sich schon lange – gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und der Waldjugend – um Kunstnester für die Tiere.
Heusenstamm - Vor wenigen Tagen war Rudolf Keil einmal mehr unterwegs, um bestehende Kunstnester und vor allem die darunter angebrachten Kotbretter zu reinigen. Diese Bretter verhindern, dass die Hinterlassenschaften der Vögel an Hauswänden oder Fenstern landen und so die Hausbewohner verärgern.
Um auch an höher gelegene Nester gelangen zu können, erhielt Rudolf Keil Unterstützung vom Bauhof der Stadt. Der städtische Hubsteiger konnte für einen halben Tag für diesen Zweck genutzt werden. Vor allem an der Villa Sophie am Wiesenbornweg und einem Wohnhaus an der Ostpreußenstraße konnte er auf diese Weise mehr als 20 Schwalbennester auf die Rückkehr ihrer Nutzer vorbereiten.
Ende März, Anfang April dürften die Tiere – je nach Wetterlage – aus ihren Winterquartieren zurückkehren, vermutet Rudolf Keil. Wobei so mancher Hausbewohner, der die Vögel gern beobachtet, immer wieder erstaunt sei, dass die Schwalben oft nur kurz an ihren Nestern auftauchen und dann scheinbar wieder verschwinden. „Immer wieder melden sich Schwalbenfans bei mir, weil sie vermuten, dass die Tiere die Nester nicht mehr annehmen“, berichtet er. Doch dieser Eindruck täusche: „Die Vögel sind von dem langen Flug aus Afrika so fertig, dass sie zwar erstmal schauen, ob ihr Nest noch da ist, dann aber wieder wegfliegen, um zu fressen, damit sie wieder zu Kräften kommen.“ Allerdings nutzen sie die Behausungen als Schlafplatz.
Vor allem Mehlschwalben leben in Heusenstamm, sagt Rudolf Keil. Aber auch Rauchschwalben gibt es, zum Beispiel am Schloss. Dort nisten diese Schwalben schon seit einigen Jahren unterhalb der Regenrinne im Innenhof. „Der Lehm, den sie dort nutzen, hält offenbar besser“, meint der engagierte Vogelschützer mit einem Schmunzeln. Denn von anderen Schwalbennestern etwa an Häusern am Rand des Sommerfelds weiß er, dass dort der Lehm der Nester bröckelt und bricht. Mit Kunstnestern konnte dort Abhilfe geschaffen werden.
Außerdem habe man dort auch gleich in der Nachbarschaft solche fertigen Behausungen anbringen dürfen, die ebenfalls gut von den Tieren angenommen worden seien. Es nutze nicht viel, an irgendeiner Stelle sozusagen auf Verdacht solche Nester zu platzieren. „Sie sollten stets in der Nähe bestehender Schwalbenquartiere angebracht werden“, rät der Naturschützer. Er habe erst kürzlich durch Zufall ein künstliches Schwalbennest entdeckt, berichtet er noch, dass vermutlich schon seit vielen Jahren an einem alten Haus hänge, aber offensichtlich bezogen wurde.
Im vergangenen Jahr haben nach Rudolf Keils Zählungen 15 Mehlschwalbenpaare in Rembrücken in Kunstnestern und 24 Paare in Naturnester gebrütet. In Heusenstamm waren es 32 Paare in Kunstnestern und nur zehn Paare in Naturnestern. Das sei, meint der Dietzenbacher, der Beleg dafür, dass der Rembrücker Lehm besser halte als jener in Heusenstamm.
Mauersegler, ebenfalls bewundernswerte Kunstflieger wie die Schwalben, aber nicht mit diesen verwandt, leben ebenfalls in Heusenstamm. Aber deren Nester seien schwer zu finden, weiß Rudolf Keil. Denn die Segler suchten ihr Nest meist nur selten auf. Und zudem bestünden ihre Nester meist nur aus wenigen Halmen.
Konkurrenz müssen die Schwalben übrigens von Spatzen befürchten. Rudolf Keil: „Schwalben reinigen ihre Nester, entfernen den Kot und bessern sie aus, wenn sie aus ihrem Winterquartier zurückkehren. Das beobachten manchmal Spatzen, warten auf der Regenrinne sitzend, bis die Schwalben wieder ausfliegen und besetzen dann das Nest. Aber so ist eben die Natur.“ (Von Claudia Bechthold)