An der Otto-Hahn-Schule lernt der Nachwuchs gemeinsam mit den Eltern

Der Mittwoch ist für manche Schülerinnen und Schüler der Otto-Hahn-Schule (OHS) in Heusenstamm ein besonderer Tag. Der Nachwuchs darf dann nämlich mit den Eltern zur Schule gehen.
Heusenstamm – In der Familienklasse steht allerdings nicht nur Mathematik oder Sport auf dem Stundenplan. Die Kleinen lernen dort unter anderem, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Bei dem im November 2021 gestarteten kreisweiten Modellprojekt steht die persönliche Entwicklung der jungen Menschen im Vordergrund. „In der Familienklasse helfen die Eltern und Fachkräfte den Kindern, sich beim Lernen zu verbessern und die eigenen Ressourcen besser zu nutzen“, informiert Nicole Schobert, Fachkraft bei der Dezentralen Schule des Kreises Offenbach. Dazu würden bei einem ersten Gespräch mit Eltern, Kind, Schulleitung und den Fachkräften der Familienklasse drei Ziele festgelegt, die die Schülerinnen und Schüler erreichen sollen. „Sie sollen sich fragen: Was brauche ich, wie ist mein Verhalten gegenüber anderen und wie kann und will ich arbeiten.“ Kollegin und Förderschullehrerin Tabea Trendel ergänzt: „Bei uns steht der Spaß im Vordergrund. Aber auch Kommunikation und Wertschätzung wird hier großgeschrieben.“
Beginnend mit einem gemeinsamen Ankommen um 8 Uhr steht ein Mix aus Lernen, Gesprächen und Übungen auf dem Programm. Um 12.30 Uhr ist der Tag vorbei. Die Klasse ist für maximal acht Familien konzipiert. Schobert: „Aktuell haben wir vier feste Eltern-Kind-Paare, zwei schnuppern rein.“ Angelegt ist das Angebot auf drei Monate. Bei Bedarf kann es auf sechs Monate verlängert werden.
Eines der Kinder, das an dem Projekt teilgenommen hat, ist Miguel. An seiner Seite: Mutter Milenca Kern „Miguel hat erst spät sprechen gelernt, er war daher sehr introvertiert“, berichtet Kern. Ihrem Sohn sei es schwergefallen, seine Wünsche zu äußern oder zu sagen, wenn er etwas nicht wollte. Das habe sich durch die Teilnahme an der Familienklasse geändert. Nun sei ihr Sohn viel offener, kommunikativer.
Miguel ist froh, an dem Projekt teilgenommen zu haben. „Ich finde es ganz toll. Jetzt kann ich es endlich sagen, wenn mich etwas stört.“ Die Familienklasse haben ihren Sohn selbstbewusster gemacht, meint Mutter Milenka.
Annika Ziemann bewertet die Familienklasse ebenfalls positiv. Ihre Tochter habe sich zunächst unwohl gefühlt, in die Schule zu gehen. „Durch die Familienklasse hat sie gesehen, dass auch ihre Bedürfnisse ernst genommen werden.“ Nun gehe ihre Tochter gern zur Schule. Auch den Austausch der Eltern untereinander sei dank der Familienklasse sehr gut.
Und wie kommen Eltern und Familienklasse zusammen? „Das ist unterschiedlich, mal sagt uns eine Lehrkraft, dass wir uns ein Kind mal anschauen sollten, oder die Eltern kommen direkt auf uns zu“, sagt Tabea Trendel.
Schulleiterin Christine Lang ist froh, dass das Projekt von den Beteiligten so gut angenommen wird. „Ich hoffe, das wir sie über einen längeren Zeitraum an unserer Schule nutzen können.“ Einen festen Endtermin für das Projekt gebe es aber nicht. Dieses sei ohne die Unterstützung des Kollegiums der Schule allerdings nicht zu stemmen, hebt Lang hervor. Sie sei sehr dankbar, dass die Lehrerinnen und Lehrer der Otto-Hahn-Schule das Projekt mittragen.
Landrat Oliver Quilling (CDU) hält die Familienklasse für einen wichtigen Baustein, Kindern den Weg zu einem effektiven Lernen zu weisen. „Nicht alle Kinder können von sich aus erfolgreich lernen. Genau ihnen bieten wir mit der Familienklasse eine Möglichkeit, sich das Lernen nicht zu verbauen.“
Christina Baum, Leiterin der Dezentralen Schule des Kreises resümiert, dass sich durch die Familienklasse auch die Beziehungen der Eltern untereinander verbessert. Sie stellt eine stärkere Vernetzung innerhalb des Schulalltags und der Schulstruktur fest. (Joshua Bär)