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Friedhofsgebühren Heusenstamm: Diskussion um geplante Erhöhungen in Ausschusssitzung

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Von: Jan Lucas Frenger

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Da sich immer weniger Menschen für ein Reihengrab entscheiden, wird der Pflegeaufwand für die Stadt größer.
Da sich immer weniger Menschen für ein Reihengrab entscheiden, wird der Pflegeaufwand für die Stadt größer. © m

Die Friedhofsgebühren in Heusenstamm sollen teils heftig angehoben werden. Im Haupt- und Finanzausschuss sorgte das für reichlich Kontroverse, weshalb der Magistrat noch mal nachjustieren möchte.

Heusenstamm – Die neue Friedhofssatzung für die kommenden fünf Jahre ist noch nicht richtig in Stein gemeißelt, bei der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses hat sie ob der teils hohen Gebühren, die darin verankert sind, allerdings schon für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Der Magistrat kündigte daher an, den vorläufigen Entwurf nochmals zu überarbeiten und rechtzeitig zur Stadtverordnetenversammlung vorzulegen.

Gleich zu Beginn der Ausschusssitzung präsentierte Kommunalberater und Diplomkaufmann Robert Roller den Politikern einen Teil seiner Kalkulationen, rechnete vor, wie die Gebühren zustande kommen. Schnell wird den Anwesenden klar: das Sterben in der Schlossstadt wird in jedem Fall teurer. In dem vorgelegten Entwurf ist etwa eine Erhöhung von fast 1 000 Euro für die Überlassung eines Urnenreihengrabes vorgesehen. Damit würde die Gebühr sogar über dem liegen, was für ein herkömmliches Reihengrab (1 160 Euro) anfällt. Und auch die Kosten für die Beisetzung selbst machen einen Satz nach oben.

Bei einem Großteil der Stadtverordneten sorgte das für Unverständnis. „Wir müssen diese Erhöhungen irgendwie erklären“, gab Heide Schwab von der CDU zu bedenken. Laut Berater Roller sind dafür gleich mehrere Faktoren verantwortlich. „Bei einer klassischen Grabstelle sind die Angehörigen für Pflege und Instandhaltung zuständig, wodurch dem Träger ein Großteil der Arbeit abgenommen wird“, so der Berater.

Seit einigen Jahren schon gehe der Trend allerdings vermehrt zu Urnen- oder pflegefreien Gräbern. „Das sorgt auf Seiten der Stadt für einen erhöhten Pflegeaufwand“, erläuterte Roller. Gepaart mit den steigenden Lohnkosten für Personal komme man daher nicht um eine Erhöhung der Gebühren herum.

Das diese aber ausgerechnet bei den vergleichsweise kleinen Urnengräber besonders heftig zu Buche schlagen, hängt laut Roller unter anderem mit einem neuen Kalkulationsmodell zusammen. „Bis vor Kurzem wurden die Berechnungen noch mit dem veralteten Standardmodell erstellt, bei dem für die Umlegung der Kostenstellen lediglich die Größe der jeweiligen Gräber entscheidend ist.“

Beim neueren Kölner-Modell, das seit 2018 auch in Heusenstamm Anwendung findet, fließen allerdings auch Aufenthaltsflächen wie Wege oder Plätze in die Berechnung mit ein. Da diese unabhängig von der Grabstellengröße von jedem Besucher in gleichem Maße genutzt werden, nähern sich die Gebühren für Urnen- und klassische Reihengräber wieder an.

Roller wies jedoch darauf hin, dass sich Heusenstamm im Vergleich zu anderen Gemeinden damit immer noch im gesunden Mittelmaß befände. „Wir werden auch regelmäßig Nachkalkulationen durchführen und die Gebühren bei Bedarf anpassen“, versicherte Erster Stadtrat Uwe Michael Hajdu.

Bei Sozialdemokrat Rolf Lang machte sich mit Blick auf die Tabellen dennoch große Skepsis breit. „Wir haben Bedenken, dass die Änderungen für große Unruhen sorgen werden.“ Er und seine Partei wünschen sich daher, die Thematik nicht ausschließlich von einem wirtschaftlichen Standpunkt zu betrachten. „Es kommt darauf an, wie wir mit der Friedhofskultur in Heusenstamm umgehen wollen. Es gibt Menschen, für die ist er nun mal ein wichtiger Ort“, sagte Lang und stellte die Frage, ob es bei der Verteilung der einzelnen Kostenstellen- und Arten noch Gestaltungsspielraum gäbe – etwa bei der Trauerhalle.

Auch deren Nutzung könnte aufgrund gestiegener Heiz- und Stromkosten ab kommendem Jahr teurer werden. Die deutlich kleinere Kapelle, die sich ebenfalls auf dem Friedhof befindet, könne allerdings nicht als kostengünstigere Alternative von der Stadt für Trauerfeiern angeboten werden, wie Rathauschef Ball anmerkt. „Die Kapelle gehört der Kirche, weshalb wir nicht darüber verfügen können.“

Doch es meldeten sich nicht nur kritische Stimmen zu Wort. „Wir müssen das Tatsächliche abbilden und wenn sich die aktuelle Kostenlage genau so darstellt, mach es keinen Sinn, mit einer Mehrbelastung für künftige Sterbefälle im vergleich zu früher zu argumentieren – denn die waren bisher gar nicht betroffen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Sassen.

Stadtrat Hajdu gelang es zum Schluss der Sitzung dann doch noch die Gemüter zu beruhigen. „Der Magistrat wird noch mal an einigen Stellen nachschärfen“, versicherte er. Dadurch sei zumindest für einem Teil der Gebühren noch eine Milderung zu erwarten. Wie teuer das Sterben in Heusenstamm in Zukunft also wirklich wird, wird sich erst nach der Stadtverordnetenversammlung endgültig zeigen. (Jan Lucas Frenger)

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