Vereine hängen in der Luft

Es gebe bis jetzt keinerlei klare Aussagen der Stadt, wie der Nikolausmarkt organisiert werden soll, kritisiert Matthias Kilian, Vorsitzender des Karneval Klubs Disharmonie. Die Vereine aber müssten allmählich planen und bestellen, denn bis zum Termin bleiben mittlerweile nur noch sechs Wochen. Vertreter von mehr als 20 Heusenstammer Vereinen haben sich daher am Dienstagabend getroffen, um zu klären, wie sie mit der Veranstaltung am zweiten Adventswochenende umgehen wollen.
Heusenstamm –Viele Fragen seien ungeklärt, beklagten die Verantwortlichen der Vereine, man hänge sozusagen in der Luft, könne dies alles doch nicht im Blindflug vorbereiten. Das beginne mit der Platzierung der Stände. Gibt es einen Stellplan? Sollen die Stände eventuell weiter auseinanderstehen, um Gedränge zu vermeiden? Soll die Zahl der Besucher durch mögliche Einlasskontrollen begrenzt werden? Und wenn ja, wie sollen diese funktionieren?
Ebenso ungeklärt sei, wie mit Geschirr umgegangen werden soll. Zwar gebe es die Aussage des Bürgermeisters, dass Geschirrmobile bestellt werden sollen. Aber „die wachsen doch nicht auf den Bäumen“, meinte einer der Vereinsvertreter. Ob man für einen derart großen Weihnachtsmarkt, wie es der Heusenstammer ist, sechs Wochen vor dem Termin überhaupt noch genügend Geschirr bekomme, sei eher fraglich.
Kein Vertreter der Stadt kommt zum Treffen
Völlig offen sei zudem, wo die Spülmobile aufgestellt werden sollen und wie das Geschirr dann transportiert werden soll. Doris Hüter vom Gesangverein Konkordia: „Stellt man dazu geschlossene Behälter zur Verfügung? Oder müssen gespülte Teller offen durchs Gedränge getragen werden?“ – „Und was ist, wenn mir unterwegs jemand auf die gespülten Teller niest“, fügte Heike Stadler vom Tanzsport-Zentrum hinzu. Dies seien alles wichtige Fragen, betonte Doris Hüter, da auch die Personalplanung davon abhänge. Wichtig dafür sei auch, welche Vorgaben es geben wird für die Menschen, die am Stand bedienen und Essen oder Getränke ausgeben. Und müssen an den Ständen Thekenabtrennungen angebracht werden? Auch diese müssten ja beschafft werden. Sehr schwammig sei, wie das mit dem Geschirr gehandhabt werden soll, kritisierte ein anderer Vereinsvertreter. Was kostet das die Vereine? Sollte es Geschirrmobile von unterschiedlichen Anbietern geben, wie läuft das dann mit der Rückgabe? Wer bezahlt, wenn Teller oder Tassen zu Bruch gehen? Und wer überwacht die Spülvorgänge?
Allgemein bedauert wurde von allen Anwesenden, dass zu dem Treffen kein Vertreter der Stadt erschienen ist, obwohl man dazu eingeladen habe. Seit etwa drei Wochen sei der Termin bekannt, betonte Matthias Kilian, der Organisator der derzeit noch eher losen Initiative eines Vereinsrings in der Schlossstadt ist. Der Fachdienst für Sport und Kultur sei ausdrücklich dazu eingeladen worden, habe aber per Mail abgesagt. Der zuständige Mitarbeiter sei erkrankt und der Fachdienstleiter verhindert, habe es geheißen. Und: Genauere Angaben zur Umsetzung des Nikolausmarkts würden derzeit vorbereitet.
„Es geht um Entscheidungen, die in der Verwaltung getroffen werden müssen“, sagte Heinz Hoos, der mit den Doppelkopflern Thüringer Bratwürste für einen guten Zweck auf dem Kirchplatz anbietet. Das hänge nicht an einer Person. Wenn ein Mitarbeiter erkrankt sei, müsse eben ein anderer da sein, der den Beschickern sagt, wie es gemacht werde: „Der schwarze Peter ist eindeutig bei der Stadt.“
Am Ende waren sich die rund 50 Vereinsvertreter einig, dass sie nun auf Grundlage der Vorgaben aus einer anderen hessischen Stadt einen Vorschlag erarbeiten, wie man mit der Hygiene und den Pandemie-Regeln umgeht. Außerdem waren sie sich einig, dass man in diesem Jahr beim Geschirr vor allem noch auf reichlich vorhandene Restbestände an Einweggeschirr zurückgreifen wolle. Dieses werde man der Stadt mitteilen. Bis zum 5. November erwarte man dann eine konkrete Aussage der Stadt, betonte Matthias Kilian. Sollte dies nicht erfolgen, werde jeder Verein entscheiden, ob er beim Nikolausmarkt dabei ist oder nicht. Die Signale aber seien eindeutig, dass viele Vereine dann auf diese eigentlich dringend notwendige Chance zu Einnahmen für die Vereinskasse verzichten wollen.
Bürgermeister Halil Öztas versicherte gestern in einer ersten Reaktion, die Stadt habe den Wunsch, dass der Nikolausmarkt stattfinden soll: „Wir werden ihn durchführen können mit den Vereinen“, versprach er. Man habe bereits einen Dienstleister, der ausreichend Geschirr zur Verfügung stellen könne.
Bürgermeister Halil Öztas sagt, er habe von dem Treffen nichts gewusst
Von dem Treffen habe er selbst nichts gewusst. Im Fachdienst „Sport und Kultur“ habe man derzeit wegen der Erkrankung eines Mitarbeiters ein personelles Problem. Und Fachdienstleiter Giovanni Longhitano sei derzeit im Urlaub. Zudem sei der Termin für das Treffen nicht mit der Stadt abgesprochen gewesen, eine offizielle Einladung habe es nicht gegeben.
Dem widerspricht Matthias Kilian auf Anfrage noch einmal. In der vergangenen Woche habe er den Fachdienstleiter per Mail eingeladen. Dieser habe geantwortet, er sei wegen eines Termins verhindert. (Claudia Bechthold)