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Vereine richten Rembrücker Kerb erstmals gemeinsam aus

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Da kommt der Kerbborsch. Den Baum inklusive des Maskottchens tragen die Altherren-Fußballer des Rembrücker Turnvereins zum Dorfplatz. 14 Meter misst das Holz.
Da kommt der Kerbborsch. Den Baum inklusive des Maskottchens tragen die Altherren-Fußballer des Rembrücker Turnvereins zum Dorfplatz. 14 Meter misst das Holz. © m

Der neue Kopf ist schon da, der Herr im schwarzen Anzug trägt jedoch noch seine alte Birne. Das erweiterte Konzept der Rembrücker Kerb aber steht ihm schon ganz gut: Erstmals tragen die drei großen Vereine im Ort die Tradition gemeinsam.

Heusenstamm - Mitglieder der Feuerwehr und des Tennisclubs (TCR) unterstützen die Gruppen des Turnvereins (TVR) und hieven am Samstagnachmittag den ausgestopften Borsch auf seinem Stuhl am Kerbbaum vor der Alten Schule in luftige Höhen. 14 Meter misst das frisch geschlagene Holz. Peter Mohr, Vorsitzende des TVR, pocht darauf, dass es ein Stamm von der Rembrücker Gemarkung ist. Den von Bürgermeister Steffen Ball angebotenen Baum aus dem Areal um Patershausen lehnen die Männer aus dem Stadtteil ab. Schließlich finden sie eine Douglasie im Wald hinter den Kappesgärten und richten ihn für den hehren Zweck her.

Mit ihrem Großvater schälen der elfjährige Raphael und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Lennart das 26 Jahre alte Exemplar. Das Alter haben die beiden an den Ringen abgezählt. Danach wird der Baum grundiert und zweimal mit weißer Farbe überstrichen. „Der muss jetzt zehn Jahre halten“, beschwört Opa Arnold. „Es ist der 34. Baum“, hat der Senior recherchiert.

Der Kerbborsch wacht über die Rembrücker Kirchweihe

Bei der Ausstaffierung des Kerbborschen kommt seine Frau Roswitha zum Einsatz. Der neue Styropor-Schädel ist noch nicht fertig, heißt es. Dafür haben sie Körper, Arme und Beine schon üppig mit Heu und Zwiebelsäckenausgestopft. So hockt der höchste Rembrücker auf einem Brauereistuhl unter einer Fichte mit flatternden Blättern und Kreppbändern an der Spitze der weißen Stange und wacht über die Kirchweih.

Noch ein Schauer, dann marschieren die Aktiven aus den drei Vereinen vorm Feuerwehrhaus los. Anstatt durch den Marienweg geht es diesmal über die Landstraße – mitten durchs Dorf. Diese Entscheidung ist wohl dem langen Kerbbaum geschuldet, mit dem hätten sie wahrscheinlich nicht in die Friedhofstraße einbiegen können. So gelangt die Gruppe ohne Probleme und im Takt des Musikvereins Weiskirchen auf den Dorfplatz, wo die Kinder bereits Zuckerwatte und Runden auf dem Karussell genießen.

Den Rausch der Geschwindigkeit erleben die Kleinen auf den Motorrädern des Karussells.
Den Rausch der Geschwindigkeit erleben die Kleinen auf den Motorrädern des Karussells. © M

Mit vereinten Kräften richten die Alte-Herren-Fußballer des TVR den Mast auf. Vorsitzender Peter Mohr dankt Bürgermeister Ball, der in der Vorbereitung „immer erreichbar“ gewesen sei. Das gelte auch für die Bediensteten im Bauhof und die Sponsoren. Ball lobt, dass sich die Vereine zusammengeschlossen haben, um die Tradition fortzuführen.

Die Vorbereitung unter dem Motto „ein Dorf hält zusammen“ haben auch Thorsten Holzamer und Nils Hartung vom TVR, Falk Hornung und Hubert Rücker von der Feuerwehr, die TCR-Vorsitzenden Uli Kunart und Andre Iseler sowie Andreas Oberwalder und Hartmut von Kienle geschultert. Sie verpflichten die Weiskircher für ein kleines Konzert zur Begrüßung.

Am gestrigen Sonntag haben die Gäste einen Weißwurst-Frühschoppen sowie Kaffee und Kuchen von Aktiven des Trios genossen. Heute Abend werden sie Abschied nehmen vom Kerbborsch, nicht aber von ihrem Pilotprojekt, das den Brauch auf feste Beine stellt. (Von Michael Prochnow)

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