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Vier Gruppen von Sternsingern ziehen in Heusenstamm von Haustür zu Haustür

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Bringen den Segen zu den Menschen (von links nach rechts): Lennard, Kerstin Sietzy, David und Joshua.
Bringen den Segen zu den Menschen (von links nach rechts): Lennard, Kerstin Sietzy, David und Joshua. © M

„Und der Segen Gottes bleibe alle Zeit bei dir. Er sei unter deinen Füßen, er sei über dir. Er sei stets in deinem Herzen, sei der, der mit dir geht. Am Himmel strahlt ein Stern, der dafür steht.“ In der Schlossstadt schweben gleich vier Sterne, allerdings nur knapp über den Köpfen von Caspar, Melchior und Balthasar. Sie lesen das aktuelle Sternsinger-Lied vom Zettel ab – singen dürfen sie nicht.

Heusenstamm - Gestern waren und heute sind vier Gruppen der katholischen Pfarrgemeinden St. Cäcilia und Maria Himmelskron unterwegs und bringen den Segen von der Krippe in ganz unterschiedlichen Formen. „Wir sind alle sehr froh, dass wir durch die Straßen ziehen dürfen“, sagt Kerstin Sietzy. Das gelte nicht nur für die Kinder wie ihre beiden Söhne, den zwölfjährigen Joshua und David (10) sowie den gleichaltrigen Freund Lennard.

Nein, es sind auch die Menschen, die das bunt gewandete Trio schon sehnsüchtig erwarten. In der Friedrich-Ebert-Straße öffnet eine ältere Dame die Haustür, über der noch der Segensspruch aus diesem Jahr steht, und reckt den Besuchern ein breites Lächeln entgegen. Die drei Jungs und ihre Begleiterin bleiben im Vorgarten vor der ersten Treppenstufe stehen, spannen noch rasch die Gummibänder ihrer Masken über die Ohren. Dann tragen sie ihre Texte vor, präsentieren sich als Botschafter des neugeborenen Königs im Stall zu Bethlehem.

Die Dame hält den Gästen einen verschlossenen Umschlag entgegen, den Begleiterin Sietzy nur mit Mühe in die Spendenbüchse quetschen kann. Im Gegenzug reicht sie der Besuchten einen großen Umschlag. Er enthält den Schriftzug „20*C+M+B+22“, der in der Kirchensprache Latein für den Wunsch „Christus mansionem benedicat“ steht, „Christus segne dieses Haus“. Außerdem steckt das Titelbild der aktuellen Aktion drin sowie Lied, Gebet und Informationen zum Motto 2022.

Der eigentliche Feiertag, Epiphanie, ist am 6. Januar. Er erinnert daran, dass Jesus Christus den Waisen aus dem Morgenland, also Repräsentanten ferner Völker, erschienen ist. Diese „Könige“ berichteten dem Bibelwort zufolge in ihren Heimatländern von der Geburt des Gottessohns. Seit ein paar Jahren bringen die Mädchen und Jungen in Heusenstamm die frohe Kunde gleich nach Weihnachten in die Häuser, denn „in der letzten Ferienwoche verreisen viele Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien“, begründet Kerstin Sietzy den Umstand, dass der Brauch bereits im alten Jahr gepflegt wird.

„Ich liebe den Weihrauch!“, schwärmt die Seniorin, die immer noch glücklich lächelt. „Ich auch“, freut sich Messdiener Joshua, dass er schon wieder den Kettenzug bedienen darf. Sein Bruder streute die Gewürzkörner aus dem glitzernden Fässchen auf die glimmende Kohle in dem kleinen Weihrauchfass, das sogleich den wohlriechenden Duft freisetzt.

Die Szene wiederholt sich vor dem Haus von Ulla und Herbert Margraf. Der Mitbegründer des Fördervereins Balthasar Neumann und seine Frau schätzen freilich auch den Geruch, der an festliche Gottesdienste und die Gemeinschaft in der Kirchengemeinde erinnert. Für die weltweit rund 2500 Hilfsprojekte rund um den Globus füllen auch Margrafs die Dose weiter auf, unterstützen damit Ernährung, Bildung und Gesundheit von Kindern in armen Regionen.

Am Kindergarten St. Cäcilia sowie an weiteren Privatadressen ist ihr Auftrag deutlich reduziert, sie werfen dort einfach nur den Umschlag mit dem Informations-Material aus Aachen in die Briefkästen. Joshua, David und Lennard hoffen, dass es irgendwann einmal wieder ein „richtiges“ Sternsingen gibt. (Von Michael Prochnow)

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