Waldjugend Heusenstamm forstet Fläche an der Gemarkung zu Rodgau auf

Bäume sind wichtig für das Leben von Mensch und Tier. Nachdem viele der Sauerstoffproduzenten 2019 einem Sturm zum Opfer gefallen sind, hat der Ortsverband der Deutschen Waldjugend nun in Zusammenarbeit mit fleißigen Helfern an der Gemarkungsgrenze zu Rodgau mehr als 400 Bäume angepflanzt.
Heusenstamm - Es ist eine Szene wie aus einem Horrorfilm. Baumstämme liegen kreuz und quer über der aufgewühlten Erde, Stümpfe ragen heraus, frische Zweige mit rarem Blätterwuchs. Vor der Nebelwand stehen einsame Stämme ohne Äste mit einsamen Baumkronen, hoch wie Wolkenkratzer. Vor dieser Kulisse rackern 30 Menschen, klettern über das zusammengeschobene Bruchholz, zarte Pflanzen in der Hand.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind mit festem Schuhwerk und Spaten zur Abteilung 108 geradelt. Sie sind einem Aufruf der Heusenstammer Waldjugend gefolgt, um 450 neue Bäumchen zu setzen, 50 mehr als bestellt, berichtet Leiter Dietmar Tinat. Sie wurden durch die Aktion „Bäume für Tüten“ von den Apotheken in Offenbach finanziert, die Geld für jede Kundin, jeden Kunden zahlten, die oder der mit einer eigenen Tasche vermied, dass die Medikamente in Einmal-Taschen gepackt wurden.
Das Waldstück an der Gemarkungsgrenze zu Rodgau wurde vom Fallwind im August 2019 besonders schwer verwüstet, erinnert Tinat. Auf einem Viertel Hektar wurden in den vergangenen Jahren die Folgen des Wetterphänomens beseitigt. Die noch stehenden Buchen und Kiefern waren bereits durch Pilze, Trockenheit und andere Umwelteinflüsse angegriffen oder erkrankt und mussten gefällt werden. „So groß die Verwüstung punktuell auch war, die Sturmschäden bieten die Chance, den Wald schneller klimagerecht umzubauen“, erklärt Revierförster Michael Kobras. Auf den entstandenen Flächen könne sich durch neu ausgewählte Baumarten ein gesunder Mischwald entwickeln, der die immer länger anhaltenden Trockenphasen und wärmeren Temperaturen hoffentlich besser meistert, schildert der Fachmann.
Er pflanzte mit den Helferinnen und Helfern vor allem Schlehen, Weiß- und Schwarzdornhecken, 75 Pfaffenhütchen und ebenso viele Rote Hartriegel, 50 Gemeine Schneebälle sowie je zehn Wildäpfel und Wildbirnen, Feldahorn, Mehlbeere und Walnuss. Alle Exemplare stammen von den Darmstädter Forstbaumschulen. Profis verteilen auf dem Gelände noch 2000 Stieleichen. Um die Setzlinge vor Wildverbiss zu schützen, wurde die Fläche mit einem Drahtzaun gesichert. Der Forstbetrieb von Frederic Oberschelp unterstützte die Aktion mit Gerät und vier Mitarbeitern.
Am Wochenende zuvor stärkten die Immobilienmakler Edith und Bernd Köhler das Setzen von zwei Dutzend Obstbäumen auf der Streuobstwiese gegenüber dem Hofgut Patershausen, dankt Tinat. Auf dem Areal am Weg von Rembrücken nach Steinberg erschweren nun die gebrochenen Äste die Arbeit von Waldjugend, Waldläufern, Eltern und Freunden. Auch eine Gruppe der Fahrradwerkstatt der Flüchtlingshilfe packt mit an.
„Das Totholz wurde zusammengeschoben und bleibt, damit es verrottet und dem Boden als Humus dient“, verdeutlicht Kobras. „Die vorhandene Biomasse bleibt also auf der Fläche.“ Förster und Naturschützer erwarten so die Ansiedlung von Eidechsen, Käfern, Igeln und zahlreichen Pflanzenarten.
Bäume pflanzt die Waldjugend gemeinsam mit der Stadt auch kommendes Wochenende. Am Samstag, 19. November, können Bürgerinnen und Bürger von 10 bis 13 Uhr am Stadtrand neue Bäume einsetzten. Den Teilnehmenden werden gebeten, wetterfeste Kleidung anzuziehen. (Von Michael Prochnow)