„Wir sind wie eine große Familie“

Den ganzen Tag förderbedürftige Kinder zu betreuen ist eigentlich nicht das, was Sara Karbasi und Lili Rädlein nach dem Ende ihrer Schullaufbahn im Sinn haben. Kurz vor dem Ende ihres Freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) an der Schule am Goldberg sind die beiden Frauen jedoch glücklich, sich für diesen Weg entschieden zu haben.
Heusenstamm – „Ich kann das nur jedem weiterempfehlen“, ziehen Rädlein und Karbasi ein positives Fazit. „Wir sind hier alle wie eine große Familie“, betont die 21-jährige Karbasi. Eigentlich will sie nach ihrem Fachabitur an der August-Bebel-Schule in Offenbach eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement beginnen, einen Platz bekommt sie allerdings nicht. „Also hat man mir ein FSJ empfohlen.“ Als ihr die Stelle an der Schule am Goldberg angeboten wird, sagt sie zu. „Ich habe viele Geschwister. Da dachte ich, etwas mit Kindern zu machen, liegt mir.“
Lili Rädlein kann sich schon während ihrer Schulzeit an der Rudolf-Koch-Schule in Offenbach vorstellen, ein FSJ zu absolvieren. Nach einen Praktikum bei einem katholischen Kindergarten in Bürgel und dem Vorstellungsgespräch bei der DRK Volunta, der das FSJ an der Schule vermittelt, steht für Rädlein fest: Sie wird ihr soziales Jahr dort verbringen. „Was für mich wichtig bei der Entscheidung war, ist, dass die Klassen an der Schule klein sind, so habe ich die Chance, alle Schüler auch wirklich kennenzulernen sie bei ihrem Schulalltag zu begleiten“, sagt die 22-Jährige. Acht junge Menschen, von denen einige besondere Zuwendung benötigen, sitzen in einer Klasse. Deutlich weniger als an anderen Schulen. Dadurch entstünde eine engere Bindung zu den förderbedürftigen Kindern, bestätigt auch Karbasi. Das Beste daran: „Die Kinder rufen inzwischen schon immer laut meinen Namen, wenn sie mich kommen sehen.“
Die Aufgaben der insgesamt acht Frauen und drei Männer, die aktuell ein FSJ an der Schule am Goldberg machen, sind vielfältig. „Bei uns stehen vor allem hauswirtschaftliche Aufgaben im Vordergrund“, erläutert Konrektorin Nadine Lang. So kochen und putzen die Ehrenamtlichen, aber auch die Betreuung der Kinder, Hilfe bei den Hausaufgaben oder pflegerische Tätigkeiten sind gefragt.
Auch wenn die Tage nicht immer leicht sind, Sara Karbasi kann sich nichts Schöneres vorstellen. „Ich gehe jeden Morgen mit einem Lächeln zur Arbeit und jeden Abend mit einem Lächeln nach Hause.“ Eine Lehre zur Bürokauffrau ist nun nicht mehr ihre erste Wahl: „Ich würde gern eine Ausbildung zur Erzieherin machen“.
Lila Rädlein nimmt ebenfalls überwiegend positive Erfahrungen aus ihrem FSJ mit. So habe sie im vergangenen Jahr gelernt, offener zu werden und geduldiger zu sein. „Ich würde das jedem weiterempfehlen, es ist eine tolle Gelegenheit, sich auch persönlich weiterzuentwickeln.“ Am meisten freut sie sich aber darüber, dass am Ende des Schuljahres alle Klassen wieder zusammen spielen, kochen oder ausgelassen auf dem Pausenhof toben und nicht – wie im vergangenen Jahr – voneinander isoliert werden müssen.
Für das kommende Schuljahr sind noch alle zwölf FSJ-Plätze frei, sagt Konrektorin Lang. „Das FSJ beginnt immer zum Start des neuen Schuljahres, aber wenn jemand erst im September merkt, dass er oder sie das gerne machen möchte, kann sich er oder sie gern bei uns melden und wir schauen, ob noch ein Platz frei ist.“ (Joshua Bär)