20 Jahre Juki-Farm in Langen: Sorgenfalten zum Geburtstag

Die ersten Besucher aus den Anfangstagen haben mittlerweile selbst Kinder: Die Juki-Farm feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr plagen das ehrenamtliche Team aber auch Zukunftssorgen.
Langen – Die Geschichte der Kinder- und Jugend-Farm beginnt 2002 mit der Gründung des Fördervereins. Die Mitglieder der ersten Stunde setzen sich zum Ziel, eine Alternative zum allseits präsenten Medienangebot für Kinder zu schaffen: eine Möglichkeit, in geschütztem Rahmen vieles auszuprobieren – und das ohne vorgegebenes Programm. 2008 stellt die Stadt nach langer Suche ein 5 000 Quadratmeter großes Gelände an der Elisabeth-Selbert-Allee zur Verfügung. Seit 2009 unterstützt sie den Verein zudem mit einem jährlichen Zuschuss von 20 000 Euro.
Die Gegenleistung ist ein Sechs-Tage-Angebot, Montag bis Samstag von 15 bis 18 Uhr, für jeden – unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft. Und zwar das ganze Jahr über, nur mit einer kurzen Schließzeit zwischen den Jahren. Natürlich reicht die städtische Unterstützung nicht für alle Angebote, Wasser- Strom- und Tierarztrechnungen. Mit Hilfe von Mitgliedsbeiträgen, Einnahmen aus Vermietung und Festen, Sponsoren und viel ehrenamtlicher Arbeit hat es bisher aber immer geklappt.
2016 erfolgt der erste Umzug ans Ende der Nordendstraße auf ein Gelände der evangelischen Kirche. Diese 6 500 Quadratmeter, auf denen ein noch gültiger Bebauungsplan liegt, der verschiedenes untersagt, werden schnell von den Kindern wiederentdeckt. Und der nicht eingezäunte Bolzplatz findet viele Nutzer, auch außerhalb der Öffnungszeiten. 2017 gibt es Zuwachs: Die Stöffchemacher mit ihrer historischen Apfelweinkelter ziehen mit auf das Gelände. Der Verein hat sich zur Aufgabe gesetzt, das Brauchtum der handwerklichen Apfelweinkultur zu pflegen und Interessierten näherzubringen.
Anfang 2020 steht der nächste Umzug an, diesmal auf rund 3500 Quadratmetern und unter Pandemie-Bedingungen ans Ende der Elisabethenstraße, da die Bauarbeiten der Bonava einen Verbleib in der Nordendstraße unmöglich machen. Die Rückkehr ist eigentlich für Februar 2021 geplant, doch bis heute steht sie aus. „Hierfür gibt es keinen Schuldigen, viele nicht zu beeinflussende Faktoren haben hier eine Rolle gespielt“, betont der Vorstand des Vereins.
Die Juki-Farm war also schon an drei verschiedenen Standorte zu Hause und musste jedes Mal von Grund auf wieder neu aufgebaut werden. Jedes der Areale hat sich mit der Zeit etabliert und neben dem täglichen Betrieb vielen Klassenfesten, Kindergartenbesuchen, Kindergeburtstagen und Gemeindetreffen einen Platz zum Feiern geboten. „Nun steht der nächste Umzug an, wobei wir nicht wissen, wohin die Reise geht – oder ob sie für die Juki-Farm zu Ende ist“, sagt die Vorsitzende Karin Eberhardt. Denn wie die Bonava dem Verein mitgeteilt hat, muss die Farm spätestens zum Ende dieses Jahres den jetzigen Interims-Standort räumen, weil der Bauträger ab 2023 dort mit der Erschließung beginnen will.
Und dann? Zwischenzeitlich hatte die Stadt dem Verein vorgeschlagen, in die Nähe der neu geplanten Grundschule und des Kindergartens im Baugebiet Liebigstraße zu ziehen. „Grundsätzlich war dieser Standort für uns schon attraktiv, nur verringert sich das mögliche Platzangebot von Gespräch zu Gespräch. Und uns wurde vorgeschlagen, die städtischen frei begehbaren Bereiche mit dem dort geplanten Spielangebot mit zu nutzen und dafür unsere Angebote zu reduzieren, da zwei gleiche Angebote am selben Platz keinen Sinn machen würden“, erklärt die zweite Vorsitzende Anke Esser-Hergenröther. „Das ist nachvollziehbar, aber nicht wir wollten den beschlossenen Standort der Juki-Farm verlegen. Das war eine Idee der Stadt.“
Für den Verein bleibt die Situation also ungewiss: Die genauere Planung der Grundschule beginnt erst, da diese ab 2026 ein Ganztagsangebot anbieten muss und damit erhöhten Platzbedarf hat. Der zuständige Fachbereich hat dem Team der Juki-Farm mitgeteilt, dass vor 2023 kein konkretes Konzept vorliegen wird.
„Die Art, wie mit uns nach 20 Jahren ehrenamtlichem Engagement für die Kinder dieser Stadt umgegangen wird, finden wir schon sehr enttäuschend“, fasst Joachim Hergenröther die momentane Gemütslage des Vorstands zusammen. Es gebe kein zweites Angebot wie die Juki-Farm in Langen. „Aber wir bekommen allmählich schon das Gefühl, dass zumindest von Seiten des Rathauses ganz darauf verzichtet werden kann.“ (msc)