24-Stunden-Übung lässt Jugendfeuerwehr Langen keine Verschnaufpausen

Löschen, befreien, reanimieren: Die Jugendfeuerwehr Langen probt den Ernstfall bei einer 24-Stunden-Übung.
Langen – „Achtung, Achtung! Einsatz für die Jugendfeuerwehr! Feuer mit Menschenleben in Gefahr“, schallt es aus den Lautsprechern der Langener Feuerwache. 13 Jugendliche kommen aus allen Richtungen geeilt, schmeißen sich in Windeseile in ihre Einsatzkleidung und springen auf das Feuerwehrauto, auf das sie eingeteilt sind. Dann geht auch schon die Einsatzfahrt los.
Bei der jährlichen 24-Stunden-Übung der Langener Jugendfeuerwehr proben am Wochenende wieder einige Nachwuchsretter den Alltag von Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen. Von 8 Uhr an besetzen sie für einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang die Wache in der Darmstädter Straße und rücken zu allerlei Übungseinsätzen im gesamten Stadtgebiet aus – mit den echten großen Feuerwehrautos und zusammen mit ihren Ausbildern aus der Einsatzabteilung.
Um kurz nach 9 Uhr werden die Jungretter mit drei Fahrzeugen zu einem Feuer in der Berliner Allee alarmiert. Die Fahrzeugführer springen als erstes aus ihren Wagen und erkunden die Lage. „Es soll auf einer Bühne brennen“, erfährt Frederik Probst. In Windeseile werden die Schläuche ausgerollt und die Angriffstrupps, die direkt in das Feuer gehen sollen, statten sich mit Atemschutzgeräten und einem Strahlrohr aus. Glücklicherweise ist keine Person mehr in dem Gebäude und der Brand schnell gelöscht.
Doch zur Ruhe kommen die Mitglieder der Jugendfeuerwehr nicht, denn kaum sind sie wieder auf der Wache angekommen, müssen sie erneut zu einem Feuer ausrücken. In einem Betrieb in der Triftstraße werden noch Menschen vermisst. Die Angriffstrupps begeben sich sofort auf die Suche nach den Verletzten. Mit Blendscheiben vor den Augen wird dabei der Rauch und die damit verbundene „Nullsicht“ simuliert, was die Suche erschwert. Dennoch finden die Trupps von Marvin Reinecke und Paul Kaufmann zwei Personen – in diesem Übungsfall verkörpert von Dummys – und retten sie ins Freie.
Neben den großen Einsatzlagen arbeiten die Nachwuchsretter auch viele kleinere Notlagen in der Stadt ab und stellen so ihr Können unter Beweis. Noch vor dem Mittagessen wird die Besatzung des Löschfahrzeugs zu einem Flächenbrand alarmiert und das Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug muss später proben, jemanden nach einem Verkehrsunfall aus einem Auto zu befreien. „Wir müssen die Person achsengerecht retten, um keine schwereren Verletzungen zu verursachen“, weiß Einsatzleiter Robin Küster.
Am Abend wird es erneut brenzlig für die 13 Einsatzkräfte: In einem Industriebetrieb ist eine unbekannte Substanz freigesetzt worden und hat mehrere Mitarbeiter verletzt. Nachdem ein großer Sicherheitsbereich abgesperrt ist, beginnt die fieberhafte Suche nach dem Stoff. Einsatzleiter Küster blättert dazu im entsprechenden Handbuch. Die Gefahrenstofftafel mit der Stoffnummer 2291 bringt schließlich die Lösung: eine gefährliche Bleiverbindung. Die verletzten Mitarbeiter, allesamt gespielt von erfahrenen Ausbildern der Jugendfeuerwehr, können gerettet und mit Wasser dekontaminiert werden.

Es wird später am Abend und gegen 22.30 Uhr wollen die ersten jungen Feuerwehrleute ihre Betten auf der Wache aufsuchen, da klingelt erneut der Alarm. „Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person“, lautet das Stichwort und schnell sind alle wieder hellwach. Das Szenario: Unter einer Brücke in der Liebigstraße wurde eine Person von einem Auto angefahren und zwischen der Motorhaube und dem Brückenpfeiler eingeklemmt. Zudem ist die Beifahrerin aus dem Auto geschleudert worden und muss reanimiert werden. Die Jugendlichen bringen den großen Gerätewagen in Stellung und ziehen den Unfallwagen mit einer Seilwinde zurück, um die eingeklemmte Person zu befreien. Auch die zunächst leblose Person kann nach kräfteraubender Herzdruckmassage gerettet und an den Rettungsdienst übergeben werden.
Im Verlauf der Nacht können die Nachwuchsretter zum Glück einige Stunden ruhen und ihre Fahrzeuge am nächsten Morgen wieder an die erwachsenen Einsatzkräfte übergeben. Die Anstrengung ist dennoch einigen ins Gesicht geschrieben, als sie erschöpft, aber glücklich, so vielen „Menschen“ geholfen zu haben, die Feuerwache verlassen – auch wenn alles nur eine Übung war. (Moritz Kegler)