50 Jahre SSG-Freizeitcenter: Selbstgemachte Erfolgsgeschichte

Das Freizeitcenter der SSG Langen an der Rechten Wiese ist seit 50 Jahren Treffpunkt aller Abteilungen. Auch die Leichtathletik-Nationalmannschaft war dort schon zu Gast.
Langen – Das SSG-Freizeitcenter an der Rechten Wiese ist die Herzkammer vieler Sportgruppen und Abteilungen der Sport- und Sänger-Gemeinschaft Langen – von Fußball über Tennis, Leichtathletik und Volleyball bis Gesang. Seit vielen Jahren können sich hier tagtäglich Jung und Alt auf einem modernen Gelände austoben und in Wettkämpfen messen. Nun feiert der Sportplatz samt Clubhaus seinen 50. Geburtstag. Im September 1972 wurde er offiziell eröffnet. Die Geschichte um die SSG und ihr Freizeitcenter geht jedoch weit mehr als fünf Jahrzehnte zurück und liegt am anderen Ende der Stadt.
Es ist der Herbst 1945. Weite Teile Deutschlands liegen in Trümmern, vieles in der Gesellschaft ist zerbrochen. Ungebrochen ist jedoch der Wille bei vielen Langenern nach einem Neubeginn. In der SSG reaktivieren die Frauen und Männer der „Ersten Stunde“ schnell das Vereinsleben: Die Übungsstätte in Oberlinden wird hergerichtet, zwei Sportplätze werden bespielbar gemacht. Es dauert jedoch nicht lange, bis im Zuge der Währungsreform 1948 und der explosiven baulichen Entwicklung in Langen die Sportler ihre Anlage wieder räumen müssen.
Der Spatenstich für ein Übergangsgelände in der Zimmerstraße (damals noch als sportliche Heimat für viele Jahre angedacht) erfolgt auf Druck der Mitglieder im Jahr 1951. Rund drei Jahre später kann der Platz mit einem Nebenfeld, einer Hauptkampfbahn und dem Clubhaus eröffnet werden. Mit dem rasanten Anstieg der Einwohnerzahl kann der Verein aber nicht mithalten. Der Anbau des Clubhauses wird von der Stadt verweigert und die Gesangsabteilung immer mehr zur „Wanderabteilung“ ohne festen Probenraum. Die Stadt wächst ab 1950 in zehn Jahren von rund 13 000 auf über 20 000 Einwohner und die Mitgliederzahlen schnellen in die Höhe – das Vereinsgelände bleibt jedoch das gleiche.
Bemühungen dauerten ein Jahrzehnt
Die große Erleichterung folgt erst 1965 mit der Genehmigung des Bebauungsplans 25 zur Gestaltung eines „Kultur- und Sportzentrums südlich der Südlichen Ringstraße“. Ein historischer Schritt: Die Idee des SSG-Freizeitcenters ist geboren. Drei Jahre später beginnen die Bauarbeiten für die ersten beiden Hartplätze an der Rechten Wiese. Ein dritter Hauptplatz wird unter Bauträgerschaft der SSG und mit tatkräftiger Unterstützung der Mitglieder ohne dringend benötigte staatliche Zuschüsse geplant und umgesetzt. Auch ausreichend Umkleidekabinen werden endlich gebaut und das neue und moderne Clubhaus samt Kegelbahn findet neben Ruhezonen, Freiflächen für Gymnastik, einem Spielplatz und einem Trimm-dich-Parcours einen Platz.
Die große Eröffnung der Gesamtanlage Anfang September 1972 setzt einen Schlusspunkt hinter die unruhigen Zeiten der Sport- und Sängergemeinschaft. Karl Brehm, damals Vorsitzender des Vereins, sagt bei der Einweihung: „Die Bemühungen von einem Jahrzehnt sind damit erfolgreich gekrönt. Das Angebot an die Mitgliedschaft war noch nie so groß und umfassend.“ Bürgermeister Hans Kreiling erinnert dabei besonders an die Eigenleistungen, die die Mitglieder, trotz der finanziellen Unterstützung des Landes Hessen, des Kreises und der Stadt, erbringen mussten: „Wie schon so oft in der Geschichte dieses Vereins verhallt der Appell an den Idealismus der Mitglieder, Freunde und Förderer der SSG auch in dieser absolut entscheidenden Phase nicht ungehört.“ Ganz ohne Kritik der Anwohner geht das Projekt jedoch nicht über die Bühne, die, vor dem Hintergrund des großen Sportfeldes, des Spielplatzes und der angrenzenden Gaststätte, mit zunehmender Lärmbelästigung rechnen.

Stillstand ist im Freizeitcenter in den darauffolgenden Jahren keinesfalls zu sehen. Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung werden sämtliche Sportanlagen Langens 1975 für alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig einer Vereinsmitgliedschaft, zugänglich gemacht. Baulich wird der Parkplatz mit Zugang zur Goethestraße umgestaltet, Zaun und Überdachung werden errichtet und das erste Geschäftszimmer eröffnet. Brehms Nachfolger Herbert Kunz erinnert sich noch gut an diese Zeit: „Auf Grundlage bereits bestehender Planungen konnten wir ab 1981 im südlichen Teil der Anlage drei Tennisplätze errichten und unsere Tennisabteilung etablieren. Mit dem Umbau des Clubhauses und der Einrichtung einer Geschäftsstelle erfolgte 1986 ein großer Schritt in die Professionalisierung der Vereinsstrukturen.“ Zudem wird die erste hauptamtliche Mitarbeiterin eingestellt, die die Buchhaltung übernimmt. „Bei Vorstandssitzungen kam es schon vor, dass wichtige Unterlagen irgendwo zu Hause lagen. Das mussten wir besser steuern, wozu die Geschäftsstelle und das Vorstandszimmer vor Ort beigetragen haben“, betont der ehemalige Vereinsvorsitzende.
Heiß diskutierter Stadtverordnetenbeschluss
Mit dem Bau einer Leichtathletikanlage samt 400-Meter-Kunststofflaufbahn steht rund um die Wende 1989 das nächste Millionenprojekt an. Das Gelände genießt seither so große Anerkennung, dass bei der Einweihung der Laufbahn sogar Olympiateilnehmer der Leichtathletik-Nationalmannschaft anwesend sind. Wenig später darf sich auch die Tennisabteilung über ein neues Tennisheim freuen. Wegweisend sind rund um die Jahrtausendwende die Umwandlung des nördlichen Hartplatzes zu einem Kunstrasenplatz und im Jahr 2003 die Renovierung des Hauptrasenfeldes – jeweils durch Kostenübernahme der Stadt. Heiß diskutiert ist 2006 der Beschluss der Stadtverordneten, die städtischen Sportanlage, wie eigentlich im Beschluss von 1975 festgehalten, nicht mehr für alle Bürgerinnen und Bürger zu öffnen. Das SSG-Freizeitcenter wird fortan alleiniges Gelände der Mitgliederschaft des Vereins mit all seinen Abteilungen.
Energiekrise bremst nächste Investitionen aus
Die jüngsten Krisen machen auch der SSG Langen zu schaffen. Steigende Energiepreise machen vor dem Verein nicht halt, der das Geld zusammenhalten muss: „Die Raumtemperatur wird bei uns selbstverständlich auch abgesenkt werden und wir müssen mittlerweile überlegen, die Duschen nur noch kalt laufen zu lassen. Die immensen Kosten hauen schon richtig rein und uns rinnt das Geld buchstäblich durch die Finger“, beschreibt SSG-Vorsitzender Joachim Uhl. Einige Investitionen seien zudem schon in das kommende Jahr verschoben worden. Lediglich der Ausbau des Eingangsbereichs in einen barrierefreien Zugang soll noch in den kommenden Monaten erfolgen.
Die Sanierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre, etwa die neue Terrassenüberdachung, das umgestaltete Clubhaus, die Sanierung des Kunstrasenplatzes oder erst jüngst die Erneuerung der Leichtathletikanlage, sind seither logische und notwendige Schritte, um das Freizeitcenter modern und attraktiv zu halten. Eine völlig neue Dimension für das Stadtleben genießt der Sportplatz gerade während der Corona-Pandemie. „An der frischen Luft ist die Ansteckungsgefahr gering, weshalb schnell wieder Vereinssport stattfinden konnte. Aber gerade die Turner oder die Mitglieder der Capoeira-Abteilung lernten den Sport an der frischen Luft zu schätzen“, weiß der amtierende Vorsitzende Joachim Uhl. Doch auch morgens herrscht auf dem Gelände reger Betrieb, denn viele Langener Schulen verlegen zunehmend ihren Sportunterricht auf die Anlage.
Trotz aller Widrigkeiten beschreibt der SSG-Vorsitzende das Freizeitcenter als ganz klare Erfolgsgeschichte: Noch nie sei die SSG Langen 50 Jahre lang an einem Ort gewesen. Es gäbe zwar immer etwas zu tun, aber man sei rundum zufrieden. Uhl stellt klar: „Die Anlage mitten in der Stadt ist ein echter Glücksfall und nach 50 Jahren hat immer noch niemand die Idee, dass sich da etwas ändern soll.“ (Moritz Kegler)