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75 Jahre VdK Langen: Ortsverband kein bisschen alt und müde

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Von: Nicole Jost

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Die Gründungsversammlung des Langener VdK im April 1947: Im Frankfurter Hof tagte der neue Ortsverband zum ersten Mal.
Die Gründungsversammlung des Langener VdK im April 1947: Im Frankfurter Hof tagte der neue Ortsverband zum ersten Mal. © privat

Der VdK Langen berät seit 75 Jahren Menschen in schwierigen Lebenslagen. Das Jubiläum wird am Freitag groß gefeiert.

Langen – Bei der Gründung der VdK-Ortsgruppe in Langen im Jahr 1947 mit Fritz Fehrmann an der Spitze war es vor allem die Idee, den vielen Kriegsopfern Unterstützung zu bieten. Von Problemen wie Hunger, Wohnungsnot und Krankheit waren vor allem die Kriegsinvaliden, die Witwen und Waisen betroffen. So unterstütze der Vorsitzende des gerade erst gegründeten Landesverbands, Abraham Sauer, persönlich die Gründungsveranstaltung am 24. April 1947 im Frankfurter Hof. Das Angebot des VdK wurde schnell angenommen, noch am ersten Abend hatte die Ortsgruppe 49 Mitglieder.

In den vergangen 75 Jahren haben sich die Aufgaben des Sozialverbandes erheblich verschoben. Die Kriegsopferversorgung macht nur noch einen Bruchteil der Arbeit des Teams in der Fahrgasse 10 aus: „Gebraucht werden wir aber noch immer“, sagt der Vorsitzende des VdK Langen, Holger Albustin. „Unsere Mitglieder kommen heute mit Sorgen und Nöten unserer Zeit zu uns: Schwierigkeiten mit der Kranken- oder Pflegeversicherung, sie brauchen Hilfe beim Rentenantrag, bei der Anerkennung einer Schwerbehinderung oder beim Ausfüllen der Patientenverfügung – wir helfen und bringen dabei gerne Licht in den Behördendschungel“, erklärt der engagierte Langener, der gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Christraud Bommer rund 250 Beratungen in Präsenz im Jahr anbietet. Dazu kommen unzählige Telefonate, bei denen kleinere Fragen auch mal schnell geklärt werden. „Seit wir das Telefon in der Fahrgasse auf unsere Telefone umgeleitet haben, sind das sicher drei bis vier Anrufe am Tag, die wir entgegennehmen“, schätzt Bommer.

Die Probleme, mit denen die Ortsgruppe heute konfrontiert ist, resultieren oftmals aus der Leistungsgesellschaft, ist Albustin sicher: „In der modernen Arbeitswelt herrscht ein enormer Druck, wenn man da nicht hundertprozentig leistungsfähig ist, entstehen Probleme“, weiß er auch aus seinem beruflichen Umfeld als Schwerbehinderten-Beauftragter. Oft könne der VdK helfen, wenn Menschen durch Behinderungen, eine chronische Krankheit oder einfach nur aufgrund höheren Alters in schwierige Situationen geraten. Mit Informationsgesprächen in der Geschäftsstelle in der Sterzbachstadt, mit der Weiterleitung an die VdK-Beratungsstelle nach Heusenstamm oder auch mit der Vermittlung von Kontakten von vielen weiteren Beratungsstellen wie Caritas, Diakonie oder Lebenshilfe. „Wir haben ja in Deutschland ein gutes System, die Menschen wissen oftmals nur nicht so genau, wo sie Hilfe bekommen. Da können wir vermitteln, weil unser Netzwerk über die Jahre so gut und stabil ist – wir übernehmen diese Lotsenfunktion gerne“, sagt der Ortsverbandsvorsitzende.

Motiviert in die Zukunft: Das VdK-Vorstandsteam mit Holger Albustin, Hermann Roth und Christraud Bommer (von links).
Motiviert in die Zukunft: Das VdK-Vorstandsteam mit Holger Albustin, Hermann Roth und Christraud Bommer (von links). © jost

Dieses konstante Hilfsangebot schlägt sich in einem kontinuierlichen Wachstum der Mitgliederzahlen nieder: Waren es 2012 noch 675, hat der Ortsverband heute 846 Mitglieder – und das Durchschnittsalter sinkt, die Hilfesuchenden werden jünger. „Aber um von uns Unterstützung zu bekommen, muss man kein Mitglied sein. Wir helfen jedem, der bei uns anruft“, betont Bommer. So passiert es auch dann und wann, dass ein Anruf aus München oder Berlin kommt, ein Sohn oder eine Tochter anruft, und darum bittet, dass Mutter oder Vater Hilfe bekommen. „Da heißt es dann: Können Sie nicht mal im Anemonenweg vorbeifahren? Das machen wir schon mal“, berichtet Albustin. Manchmal haben die Anrufer auch gar keine konkrete Frage – sie suchen einfach nur Kontakt. „Einsamkeit, insbesondere der älteren Generation, ist ein großes Problem. Auch da können wir helfen und vermitteln“, sagt Bommer.

Mit 75 Jahren ist der Ortsverband kein bisschen alt und müde, vielmehr ist die Gruppe gut verwurzelt. „Das wollen wir in Zukunft noch viel mehr nutzen“, kündigt Albustin an. Der Kontakt zur Stadtverwaltung ist gut, dankbar ist der Ortsverband, dass er in der Fahrgasse städtische Räume für die Informationsgespräche zur Verfügung hat. Das Team strebt aber noch mehr Einfluss an, es gebe auch in Langen viel für die Barrierefreiheit zu tun. „Wir müssen politisch aktiv werden und das wollen wir gerne tun“, sagt Albustin. Mit Hermann Roth hat der Ortsverband einen Beisitzer, der sich auf das Thema Inklusion konzentriert.

Jetzt ist allerdings erst einmal der Zeitpunkt da, das Dreivierteljahrhundert VdK in Langen gebührend zu feiern. Am morgigen Freitag lädt der Ortsverband ab 18 Uhr Mitglieder, Freunde und Gäste in die Stadthalle ein. Neben einigen Ehrungen und Reden zum Geburtstag gibt es ein abwechslungsreiches Showprogramm: Mentalmagier Dr. Harry Keaton wird die Gäste verblüffen, die Sterzbach Winds und die Ebbelvoices sorgen für die musikalische Unterhaltung beim Jubiläumsfest. (Nicole Jost)

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