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Trinkbrunnen: Abgestellt, aber prinzipiell einsatzbereit

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Von: Manuel Schubert, Julia Radgen

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Aus der Bahn steigen und schnell die durstige Kehle erfrischen – das wäre möglich, steht doch am Langener Bahnhofsplatz ein Trinkbrunnen. Aber er ist – genauso wie seine Klone in Langen und Egelsbach – aktuell trockengelegt.
Aus der Bahn steigen und schnell die durstige Kehle erfrischen – das wäre möglich, steht doch am Langener Bahnhofsplatz ein Trinkbrunnen. Aber er ist – genauso wie seine Klone in Langen an der Romorantin-Anlage und in Egelsbach – aktuell trockengelegt. © Marc Strohfeldt - www.nachelf.de

Die Bundesregierung will Städte und Gemeinden dazu verpflichten, Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten aufzustellen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf von Bundesumweltministerin Steffi Lemke wurde im Kabinett beschlossen. Grund genug, einen Blick auf die Trinkbrunnen-Situation in Langen und Egelsbach zu werfen.

Langen/Egelsbach – Wer unterwegs ist, sollte vor allem bei warmen Wetter viel trinken. Im europäischen Ausland sind Touristen in großen Städten oft begeistert, dass sie sich Wasser an Trinkbrunen zapfen können, wie etwa an den berühmten Nasoni in Rom. Deutschland hinkt in Sachen kostenloses Trinkwasser – auch in den großen und touristisch wichtigen Städten – noch hinterher.

Erst mal die gute Nachricht: In der Stadt Langen gibt es aktuell vier Trinkbrunnen, in Egelsbach zwei. Für die jeweilige Einwohnergröße – und wenn man sich verdeutlicht, dass es deutschlandweit lediglich 1300 öffentlich nutzbare Trinkwasserbrunnen gibt – klingt das nicht übel. Aber nun kommt die schlechte Nachricht: Aus keinem der Brünnen fließt derzeit Wasser. So manch einer wird auch leider als Mülleimer missbraucht: Im Wasserablauf hängen jede Menge Dreck oder sogar Zigarettenkippen. Die meisten Brunnen seien echte Schandflecken, schreibt uns eine Leserin. „Ich hoffe, dass dieses Gesetz auch für Egelsbach und Langen gilt, zumal eine Sanierung oder Reparatur längst überfällig ist“, findet die Egelsbacherin. Den Kommunen stehe – kommt das Gesetz, das sie zur Instandsetzung verpflichtet – eine ziemlich große Aufgabe bevor.

„Willst du trinken“, so müsste er erst entmüllt werden: Der Langener Keßler-Brunnen, ein Geschenk des VVV, an der Ecke Bahn-/Friedrichstraße.
„Willst du trinken“, so müsste er erst entmüllt werden: Der Langener Keßler-Brunnen, ein Geschenk des VVV, an der Ecke Bahn-/Friedrichstraße. © strohfeldt

In Langen gibt es laut Stadtsprecher Markus Schaible aktuell vier Trinkbrunnen: an der Romorantin-Anlage, auf dem Bahnhofsvorplatz neben dem Glaspavillon, dem Friedhofsvorplatz und den Keßler-Brunnen. Letzterer wurde bereits 1927 vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Langen errichtet, in den 1990er Jahren durch eine Replik ersetzt und 2013 saniert. Der Trinkbrunnen am Friedhof wurde von den Kommunalen Betrieben Langen (KBL) 2014 von der Rollschuhbahn auf den Friedhof versetzt. Die anderen beiden Trinkwasserspender wurden von den Stadtwerken Langen aufgestellt. „Derzeit sind die Trinkbrunnen aufgrund der Corona-Pandemie und einer möglichen Weitergabe von Viren abgeschaltet. Sobald die pandemische Lage es zulässt, werden die Stadtwerke prüfen, ob sie wieder angeschaltet werden können“, betont Schaible.

Aktuell plane der Magistrat aber nicht, weitere Brunnen zu schaffen. „Mit vier Brunnen ist die Stadt schon sehr gut bedient, wenn man davon ausgeht, dass bundesweit nur 1 300 existieren“, sagt er. Sollte sich die Initiative der Bundesregierung konkretisieren, werden Stadt und Stadtwerke prüfen, ob weitere Trinkwasserspender geschaffen werden können.

Leider dienen viele Brunnen aktuell als Aschenbecher.
Leider dienen viele Brunnen aktuell als Aschenbecher. © Agenturen

In Egelsbach gibt es zwei Trinkbrunnen: einen am „Scharfen Eck“ (Kreuzung von Schul-, Luther-, Bahn- und Ernst-Ludwig-Straße) und einen im Freibad. Aktuell fließt aus keinem von beiden Wasser. Der Brunnen im Freibad sei zur Zeit ausgefallen, teilt der Erste Beigeordnete Uwe Hesse (Grüne) mit. „Er wird aber gerade wieder instandgesetzt.“ Der Brunnen am „Scharfen Eck“ sprudelt hingegen schon seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Wie Hesse erläutert, musste er nach Rücksprache mit den Stadtwerken außer Betrieb genommen werden, da er nicht mehr der Trinkwasserverordnung entsprach. „Mit der aktuellen Technik besteht Legionellengefahr. Es bräuchte eine komplett neue Anlage“, so Hesse.

Bevor die Gemeinde hier tätig werde, wolle man aber erst einmal das neue Gesetz abwarten. Dessen Entwurf sei ohnehin noch „sehr vage“, meint der Stellvertreter von Bürgermeister Tobias Wilbrand. Zum Beispiel sei unklar, ob der Bund auch die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stelle. „Das heißt aber nicht, dass wir kein Interesse daran haben, Trinkbrunnen aufzustellen. Grundsätzlich halten wir das für eine sinnvolle Sache“, stellt Hesse klar.

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