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„Alternativloses“ Kosten-Monstrum: Neue Halle in Langen kostet über 9 Millionen Euro

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Von: Julia Radgen

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Der Sportpark Oberlinden soll im Bestand gesichert, aber auch erweitert werden. Die ersten konkreten Projekte sind die Sport-Kita (oben rechts, pink eingekreist) und die neue Sporthalle (schwarzer Kreis). Plan: Stadt/Planergruppe ROB
Der Sportpark Oberlinden soll im Bestand gesichert, aber auch erweitert werden. Die neue Sporthalle ist oben rechts in der Ecke (blau eingefärbt) eingezeichnet. © Plan: Stadt/Planergruppe ROB

Kernstück des Sportparks Oberlinden in Langen soll eine neue Halle sein, die als Ersatz für die marode Georg-Sehring-Halle dienen soll – doch sie wird teuer.

Langen – Die anfangs genannten Kosten von etwa fünf Millionen Euro seien lediglich eine Orientierungsgröße gewesen und basierten „notgedrungen weder auf einem beschlossenen Raumprogramm, Planungen und Kostenberechnungen noch auf fundierten indexbasierten Schätzungen“, erklärt der zuständige städtische Fachbereichsleiter Joachim Kolbe. Denn um am Interessenbekundungsverfahren für das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ teilzunehmen und die laut Kolbe „sehr sportliche“ Frist einzuhalten, musste der Magistrat bereits eine Kostenschätzung einreichen, als noch keine detaillierten Pläne vorlagen.

Langen: Klima-Auflagen für Förderung vom Bund

Daher sah sich der städtische Fachdienst Kultur und Sport nach mutmaßlich vergleichbaren Projekten um. Doch Vier-Felder-Hallen, wie in Langen benötigt, werden aktuell nur wenige gebaut. Fündig wurde die Stadt in Rheinland-Pfalz. Bei einer Besichtigung – die erst nach Abgabe der Unterlagen möglich war – stellte sich dann allerdings heraus: Die beiden Projekte dort basieren auf einem standardisierten Industriehallenkonzept, sind keine Versammlungsstätten (maximal 199 Veranstaltungsgäste, höchstens sechs Veranstaltungen pro Jahr), haben keine Lüftungsanlagen oder akustischen Einbauten. Kurz: „Ein solcher Bau würde den baulichen und technischen Qualitätsvorstellungen in Langen und den sportfachlichen Anforderungen an die Halle und ihre geplanten Nutzungen nicht gerecht werden“, erläutert Kolbe. „Er wäre auch nicht förderfähig.“

Eine Fördersumme von maximal zwei Millionen Euro hat der Haushaltsausschuss des Bundestages nun dem Magistrat zugesagt. Dafür stellt der Bund hohe Anforderungen an die Architektur, etwa in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz und Barrierefreiheit. Dazu kommen der Bundesverfassungsgerichts-Beschluss zum Klimaschutz und der europäische Green Deal.

Langen: Stadtverordnetenversammlung muss rückwirkend zustimmen

Das alles erhöht laut Magistrat die Kosten für die Stadt deutlich. Die augenblickliche Schätzung geht von einer Gesamtsumme von rund 9,4 Millionen Euro aus, wobei sich diese Summe je nach Baupreisentwicklung noch verändern kann. Nach Abzug des Bundeszuschusses wären etwa 7,4 Millionen aus dem städtischen Etat zu bezahlen. Der aktualisierte Antrag auf einen Zuschuss aus dem Bundesprogramm ist aufgrund von Fristen bereits eingereicht. Allerdings muss die Stadtverordnetenversammlung rückwirkend zustimmen. Die Bundesbehörden haben gestattet, dass der politische Beschluss ausnahmsweise nachgereicht wird.

Trotz der Kostensteigerung wirbt der Magistrat für den Bau der neuen Vier-Felder-Halle im Sportpark Oberlinden. „Das Projekt ist alternativlos, will die Stadt nicht bereits in Kürze einen massiven und inakzeptablen Ausfall der Sportinfrastruktur in Kauf nehmen“, sagt Bürgermeister Jan Werner – vor allem angesichts des Wachstums in der Stadt.

Im Parlament

Der Haupt- und Finanzausschuss befasst sich am Donnerstag, 9. September, mit dem Thema. Entscheiden soll dann die Stadtverordnetenversammlung am 23. September.

Die Sanierung der Georg-Sehring-Halle sei kein gangbarer Weg. „Sie wäre wahrscheinlich genauso teuer, aber weder jetzt noch nach dem in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan genehmigungsfähig“, so Kolbe. Die Sanierung würde obendrein keine Kapazitätserweiterung bringen und dazu zur Unterbrechung des Trainings- und Wettkampfbetriebes für zwei bis drei Jahre führen. Das würde den TV Langen, die HSG oder die Volleyballabteilung der SSG Langen existenziell gefährden.

Neue Halle in Langen: „Gar nichts zu machen ist auch keine Option“

„Gar nichts zu machen ist auch keine Option“, betont Bürgermeister Werner. „Dann hätten wir in wenigen Jahren ein riesiges Problem. Der Ersatzneubau einer Vier-Felder-Sporthalle erweitert dagegen die Kapazitäten in Langen deutlich, schafft Möglichkeiten der Verlagerung und Entlastung des Sportzentrums Nord und der zweiten Halle der Dreieichschule und damit für die dortigen, wachsenden Schulen und bietet langfristige und nachhaltige Perspektiven insbesondere für den Ballsport.“

Steige die Stadt nun aus dem Antragsverfahren des Bundes aus, sei die Chance auf eine Zuwendung in Höhe von zwei Millionen Euro definitiv verwirkt, betont Werner. „Und sie wird in den nächsten Jahren nicht wiederkommen. Wir möchten jetzt die erforderliche Infrastruktur schaffen und die Zukunft der Stadt sichern. Der Sportpark ist ein großartiges Projekt, das Langen weit voranbringt“, betont er. (jrd)

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