Deutsch-Ägyptischer Freundschaftsverein besteht seit 30 Jahren

Tharwat Kades ist Vorsitzender des Deutsch-Ägyptischen Freundschaftsvereins in Langen, der nun sein 30-jähriges Bestehen feiert. Der Verein und das Jubiläum sind untrennbar mit seinem Namen verbunden.
Langen – In seinem Arbeitszimmer ist die Deutsch-ägyptische Freundschaft nicht zu übersehen: vor unzähligen Bibeln und Koranschriften, Fachbüchern und Literatur in den Regalen hängen die schwarz-rot-goldenen Farben direkt neben der ägyptischen Flagge. „Das ist der perfekte Hintergrund für meine Zoom-Konferenzen“, sagt Tharwat Kades mit einem Lächeln. Er ist Vorsitzender des Deutsch-Ägyptischen Freundschaftsvereins in Langen, der am Samstag, 28. Januar, sein 30-jähriges Bestehen im evangelischen Petrus-Gemeindehaus in der Bahnstraße feiert. Der Verein und das Jubiläum sind untrennbar mit den Namen Tharwat Kades verbunden. Oder formal richtig: Rev. Dr. Dr. Phil Tharwat Kades, studierter evangelischer Theologe und Islamwissenschaftler und in den Jahren von 1976 und 2002 Pfarrer der – damals noch bestehenden – Petrusgemeinde.
Der in Mallawi in Ägypten geborene Theologe kam im Alter von 25 Jahren nach Deutschland. In der Tasche hat Kades damals schon sein Theologiestudium aus Kairo. In Heidelberg will er im Land Luthers studieren. Seine Doktorarbeit schreibt er über den interreligiösen Dialog. „Man nannte das damals noch nicht so, aber inhaltlich war es genau das“, erklärt der Theologe.

Nach seiner ersten Pfarrstelle in Offenbach führt ihn der Weg 1976 nach Langen. Neben der Arbeit als Gemeindepfarrer ist der Dialog der Religionen und Kulturen sein Lebensthema. „Diese Trennung, ich gehe in die Kirche und mein Nachbar in die Moschee – das bereitet mir eine innerliche Unruhe. Mein Motto ist: Wir leben zusammen, wir denken zusammen und wir handeln zusammen“, erklärt Kades. Der Langener Theologe trägt viele Namen: „Brückenbauer, Mittler zwischen den Religionen“, wird er genannt, aber immer ist es viel mehr als ein Austausch auf der intellektuellen oder wissenschaftlichen Ebene.
1977 organisiert er den ersten Interkulturellen Tag in der Petrusgemeinde, der – später in der Langener Stadthalle – mehrere Jahrzehnte lang gefeiert wird und fest im städtischen Kalender verankert ist. Kades ist überzeugt, über Musik und Tanz finden Menschen zusammen, lernen sich kennen und kommen sich näher. Als Brückenbauer in sein Heimatland wird er früh aktiv: „Die erste Jugendreise war 1982 im Juni – dieses Datum werde ich wohl nie vergessen. Und obwohl ich heute 81 Jahre alt bin, ist mir die Jugend bis zu diesem Tag das größte Anliegen.“ Bei den jungen Menschen sei es so wichtig, sie zusammen zu bringen, ihnen Toleranz vorzuleben. „Ich hatte eine große Unterstützung aus der Langener Politik. Karl Weber hat früh eine der Reisen der Jugendlichen begleitet. Es war dann Bürgermeister Dieter Pitthan, der anregte, den Verein zu gründen. In seinem Büro haben wir auch alles Notwendige vorbereitet. Seit 1993 sind wir ein eingetragener Verein“, ist der Theologe, der bis zum Jahr 2000 zwei Legislaturperioden für die SPD im Stadtparlament sitzt, stolz.

Bis heute ist im jährlichen Wechsel eine Gruppe deutscher Jugendlicher zu Gast in Ägypten und im darauffolgenden Jahr eine Gruppe ägyptischer Schüler in Deutschland. Im Jubiläumsjahr reisen die deutschen Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren am 31. März nach Kairo, begleitet von Kades. Seit 2013 gibt es vom evangelischen Dekanat auch den Austausch von Erzieherinnen mit der Nil-Synode in Kairo. Es geht um die Kommunikation, und um die Vermittlung von Menschenrechten und Demokratie“, erläutert der Pfarrer in Rente.
„Darüber hinaus sind wir als Verein hier in der Stadt nicht nur Ansprechpartner für die ägyptischen Familien, wir engagieren uns für alle arabisch sprechenden Menschen, auch die Flüchtlinge, die in den vergangenen Jahren nach Langen gekommen sind, haben wir unterstützt so gut es geht“, betont Tharwat Kades. Ein fester Termin im jährlichen Vereinsprogramm ist auch ein Fest anlässlich von Ramadan mit viel Essen und Trinken gemeinsam mit den Muslimen.
Im Jubiläumsjahr hat der deutsch-ägyptische Freundschaftsverein rund 35 Mitglieder. „Nicht so viele, dafür sehr aktive“, freut sich der Vereinsgründer nun auf eine schöne Feier mit Gästen wie dem ägyptischen Generalkonsul, Vertretern der koptischen Gemeinden und Landrat Oliver Quilling.