Den Alltag nachhaltiger gestalten

Die Gruppe „WirFAIRändern“ ist Landessieger bei dem Deutschen Nachbarschaftspreis der Stiftung nebenan.de. Schon lange engagieren sich die Aktiven im Mütterzentrum des ZenJA für die Umwelt.
Langen –„Because there ist no Planet B” steht auf dem T-Shirt von Kerrin Wobat – das erklärt ihre Motivation in nur einem Satz. Es gibt eben nur eine Erde und keine Ausweichmöglichkeit auf Planet B. „Es ist einfach wichtig für die Zukunft unserer Kinder, dass wir endlich die entscheidende Wende schaffen. Dass wir weniger Müll produzieren, nachhaltiger leben“, erklärt Sarah Bock, selbst zweifache Mutter, ihre Intention sich in der Gruppe „WirFAIRändern“ im Langener Zentrum für Jung und Alt (ZenJA) zu engagieren.
„Ich habe WirFAIRändern eigentlich als interne Aktion im ZenJA gestartet“, erzählt Sarah Schöche, Mitarbeiterin des Mehrgenerationenhauses und Initiatorin der Gruppe. Das ist etwa drei Jahre her. „Ich hatte das Gefühl, wir können schon bei uns im ZenJA so viel mehr für ein nachhaltigeres und umweltfreundlicheres Leben tun und und habe dann nach und nach einige Dinge umgestellt.“ Das fing mit ganz kleinen Dingen an: Wieso steht Honig aus Plastikflaschen auf dem Tisch, wenn ein Mann einer Kollegin Imker ist, und den Honig in Gläsern so viel besser liefern kann. Ein weiteres Projekt waren die immensen Wäscheberge, die in der Kinderbetreuung TaKi-Haus entstehen. Schöche begann, Waschmittel selbst herzustellen aus Kernseife, Wasser, Waschsoda – und, wer mag, noch ein paar Tropfen ätherischen Öls für einen guten Wäscheduft. „Inzwischen waschen wir hier und auch längst zu Hause auf diese Art unsere Wäsche. Das ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch günstiger!“, betont die engagierte ZenJA-Mitarbeiterin.
Schnell hat sich die ökologisch nachhaltige Veränderung im Haus herum gesprochen, immer mehr Gäste interessieren sich für nachhaltigere Optionen, den Alltag zu leben. Sarah Schöche lädt nur ein halbes Jahr nach dem Beginn zu einem ersten Gruppentreffen von WirFAIRändern ein. „Wir haben Bienenwachstücher selbst hergestellt“, erinnert sich Sarah Bock, „seitdem brauchen wir keine Frischhaltefolie mehr.“ Die Götzenhainerin hat auch einen guten Tipp: „Wichtig ist, nur in gutes Bienenwachs zu investieren, das richtig in die Poren des Baumwollstoffs läuft. Dann halten die Tücher sehr lang und man kann sie ganz einfach mit kaltem Wasser leicht abwischen.“
Im ZenJA wird seit einiger Zeit und in Kooperation mit dem Mörfeldener Unverpackt-Laden die „trockene Ware“ wie Mehl, Nudeln, Haferflocken, Zucker, Salz, all diese Dinge, nur noch unverpackt eingekauft, um Müll zu sparen. Natürlich verzichten die Einkäufer auch auf Plastik- und Papiertüten und nutzen nachhaltige Netze und Einkaufstaschen und -körbe.

Bei aller Freude daran, nachhaltiger zu leben, wollen die engagierten Gruppenmitglieder, derzeit rund 25, auch nicht päpstlicher sein als der Papst. Während Karla Kieffer begeistert ausschließlich mit selbst gemachtem Essigreiniger putzt, den sie in einer Glasflasche aufbewahrt, kann Sarah Bock den Essig-Geruch im Haus nicht ausstehen. „Selbst der Hund rümpft die Nase. Ich habe jetzt auf ein Tabletten-System umgestellt, wo ich auch nicht jedes Mal neue Reiniger in Plastikflaschen kaufe, sondern eine in Papier verpackte Tablette in einer Flasche auflösen kann. Keiner wolle missionieren und anderen mit schlauen Ratschlägen auf die Nerven fallen. „Aber wir wollen eben motivieren, sich Gedanken darüber zu machen, auf unnötigen Müll zu verzichten. Dazu sind die Treffen auch toll, im Austausch hat irgendjemand immer eine Idee, die sich im Alltag umsetzen lässt“, so Sarah Schöche.
Eine noch ziemlich neue Aktion ist die Weitergabe gebrauchter Kinderkleidung. „Ich habe die Corona-Pause und das geschlossene Haus genutzt, unseren Bauwagen umzubauen. Aus gespendeten Regalen, Spinden und Schränken haben wir eine Kinderboutique gemacht“, erzählt Schöche von dem Bauwagen, der mit Kinderkleidung funktioniert wie die längst bekannten Bücherschränke mit Büchern. Gebrauchte, nicht mehr benötigte Kinderkleidung kann dort abgegeben und Kleidung in der nächstgrößeren Größe mitgenommen werden. Ein Spendenschwein steht auch dabei – wenn man mal nur Kleidung abholt. Das System funktioniert schon gut und der Bauwagen ist längst mit Kinderkleidung voll.
Landessieger beim Nachbarschaftspreis
Die Auszeichnung der nebenan.de- Stiftung war mit einem Preisgeld in Höhe von 2 000 Euro dotiert. „Wir nutzen das Geld, um die Leuchtstoffröhren in nachhaltige LED zu ersetzen“, kündigt Sarah Schöche an. Das ZenJA hat sich jetzt auch mit dem WirFAIRändern-Projekt für den Nachhaltigkeitspreis der Stiftung beworben. Da ist noch deutlich mehr Geld zu gewinnen. Das könnte das ZenJA gut gebrauchen. Die Aktiven träumen von einer hauseigenen Solaranlage auf dem Dach, mit dem das E-Mobil des Mehrgenerationenhauses mit Strom versorgt werden könnte.
Das nächste Treffen von Wir FAIRändern ist am Donnerstag, 4. November, um 18 Uhr geplant – das erste nach langer Corona-Pause. Am 9. Dezember werden Weihnachtsgeschenke gebastelt. Jeder, der eine gute Idee hat, darf die einbringen.
Von Nicole Jost