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Langener Elternbeirat fordert Corona-Teststrategie an Kitas

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Von: Julia Radgen

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Ein Coronatest-Angebot in Kitas – wie hier mit Lollitests in einer Münchner Einrichtung – würden sich viele Langener Eltern wünschen. Die Stadt erteilt dem eine Absage, könnte aber Tests für zu Hause bereitstellen.
Ein Coronatest-Angebot in Kitas – wie hier mit Lollitests in einer Münchner Einrichtung – würden sich viele Langener Eltern wünschen. Die Stadt erteilt dem eine Absage, könnte aber Tests für zu Hause bereitstellen. © Peter Kneffel/dpa

Omikron lässt die Coronazahlen in die Höhe schnellen. Fast täglich gibt es auch Infektionsfälle in Kindertagesstätten, viele Gruppen und sogar ganze Einrichtungen werden daher vom Gesundheitsamt geschlossen – eine Dauerbelastung für Eltern. Viele von ihnen fühlen sich alleingelassen, denn im Vergleich zur Schule gibt es in Hessen für Kinder in Kindertagesstätten keine Testpflicht. Der Gesamtelternbeirat der Langener Kitas fordert die Stadt nun in einem offenen Brief auf, regelmäßige kindgerechte Corona-Testmöglichkeiten für alle Kinder anzubieten.

Langen – Nachdem alle Risikogruppen weitestgehend geschützt sind und alle Erwachsenen ein Impfangebot erhalten haben, müsse die Stadt auch kleine Kinder bestmöglich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus bewahren, betont der Vorsitzende des Elternbeirats Peter Felten. „Dazu gehört das regelmäßige Testen der Kinder in den Kitas. In den Schulen wird das gemacht, deshalb ist es schwer nachvollziehbar, warum in den Langener Kitas nicht einmal Tests angeboten werden“, betont er.

Die Eltern sind wegen der aktuellen Infektionslage – insbesondere wegen des Hotspot-Status des Kreises – sehr besorgt. „Jede Kita in Langen war bereits von Infektionen betroffen und zum Teil gezwungen, das Betreuungsangebot einzustellen. Da Kinder aber nicht regelmäßig getestet werden, werden Infektionen bei ihnen in den meisten Fällen erst mittelbar entdeckt – nach dem positiven Test bei einem Familienangehörigen“, erklärt Felten.

Elternbeirat fordert PCR-Pool-Tests mit der Lolli-Methode

Der Gesamtelternbeirat fordert die Stadt auf, PCR-Pool-Tests mit der Mundspül- oder Lolli-Methode einzuführen. Diese Methoden empfehle das Robert-Koch-Institut als kindgerecht und zuverlässig für präventive Testungen in Kitas. „So können die Einrichtungen offengehalten werden, um das für die gesunde Entwicklung der Kinder benötigte Betreuungsangebot zu sichern“, sagt Felten.

Bereits im Bund-Länder-Beschluss vom 18. November sei verankert, dass in Betreuungseinrichtungen regelmäßig und kindgerecht getestet wird, um Infektionsherde schnell zu erkennen. Vereinbart wurde, dass das Land die Tests mit insgesamt 16 Millionen Euro zur Hälfte bezuschusst, so der Elternbeirat. Obwohl es also finanzielle Mittel vom Land gibt, werde Kita-Kindern in Langen nicht ermöglicht, sich freiwillig auf Corona zu testen. Im Vergleich dazu sind an Schulen mindestens drei Coronatests pro Woche Pflicht. Diese fehlende Teststrategie in Langener Kitas ist für die Eltern nicht nachvollziehbar: „auch, weil Kita-Kinder und Erzieherinnen im Gegensatz zu Schulkindern und Lehrenden ohne Maske eng miteinander in Kontakt kommen und somit ein deutlich höheres Infektionsrisiko haben“.

„Umso unverständlicher ist es uns, dass Langen es bislang ablehnt, seiner Verantwortung gerecht zu werden“, betont der Elternbeiratsvorsitzende. Die Vorstellung des Fachdienstes Kinderbetreuung – dass Familien zur Eindämmung des Infektionsgeschehens das Angebot der kostenlosen Tests für Kita-Kinder in Anspruch nehmen – ist für die Eltern keine praktikable Alternative zu regelmäßigen Tests im Kindergarten: Zum einen erhöhe der Besuch der Teststellen mit kleinen Kindern das Ansteckungsrisiko, zum anderen bieten Bürgerteststellen nur in seltenen Fällen kindgerechte Tests für so junge Kinder an. Deshalb fordert der Kita-Gesamtelternbeirat die Stadt auf, schnellstmöglich freiwillige Lolli-/Mundspül-PCR-Tests für Kitas zu schaffen – „ damit wir alle weiterhin möglichst heil durch die Pandemie kommen“.

Stadt Langen: Tests in Kitas bedeuten organisatorischen und personellen Aufwand

Der städtische Fachdienst Kinderbetreuung, der Corona-Krisenstab und alle eingebundenen Stellen der Verwaltung nehmen die Sorgen der Eltern ernst und setzen sich bereits seit Monaten intensiv mit dem Thema Lollitests auseinander, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Stadt. „Wir sind dabei stets zur Auffassung gekommen, dass deutlich mehr Argumente gegen als für diese Tests in den Kitas sprechen“, heißt es darin. Aufwind hat dem Thema zuletzt ein Fraktionsantrag gegeben: Die SPD hat vergangene Woche freiwillige Corona-Tests in Kitas und Kindertagespflege gefordert, in Form von Lolli- oder Spucktests. Zum Antrag, der im nächsten Haupt- und Finanzausschuss beraten wird, erarbeite die Verwaltung gerade eine Stellungnahme.

„Der Fachdienst Kinderbetreuung sowie der Krisenstab sind aber nach wie vor der Ansicht, dass regelmäßige Testungen vor Ort in den Einrichtungen nicht ohne großen organisatorischen und personellen Aufwand umzusetzen sind“, teilt die Stadt mit. Anders als in der Schule kommen die Kinder morgens nicht alle gleichzeitig an. Das Personal müsste zunächst geschult und stundenlang abgestellt werden, um die Tests zu überwachen, was zu Lasten der Betreuung gehen würde. Alternativ müsste man Externe beauftragen. „Bei Schnelltests müssten Kinder 15 Minuten außerhalb der Kita warten, bis das Ergebnis vorliegt. Und was passiert mit Kindern, die den Test nicht machen wollen oder deren Eltern ihn ablehnen?“, wirft der Magistrat ein.

Laien-Selbsttests mit Beschluss des Langener Stadtparlaments möglich

Die vom Gesamtelternbeirat vorgeschlagenen PCR-Pool-Tests seien nach Ansicht der Stadt nicht zielführend bei der hochansteckenden Omikron-Variante. „Da es bis zum Vorliegen des PCR-Testergebnisses zudem sehr lange dauert, bietet diese Methode keinerlei Sicherheit, da die Kinder ja hinterher noch miteinander spielen und sich anstecken können.“ Die Pool-Testung lasse zudem keinen Rückschluss zu, wer genau und wie viele Kinder positiv sind. Das hätte dann wieder nur eine Komplettschließung der betroffenen Gruppen zur Folge. Im Hinblick auf die aktuell diskutierte Priorisierung von PCR-Testkapazitäten sei die Umsetzung ohnehin fraglich – alle Kitas müssten schließlich mehrmals wöchentlich getestet werden.

„Nach derzeitigem Stand wird es in den Kitas deshalb kein Testangebot durch die Erzieherinnen und Erzieher geben, sondern es würden Laien-Selbsttests – sofern die Politik einen entsprechenden Auftrag erteilt – in entsprechendem Umfang zur freiwilligen Testung zu Hause ausgegeben“, erklärt die Stadt. Da es für Kita-Kinder allerdings weder eine Test- noch eine Auskunftspflicht der Eltern gibt, werde diese Strategie aus Sicht des Magistrats nicht zu einer Verringerung des Risikos beitragen, aber sehr hohe Kosten verursachen. Der Magistrat appelliert daher an Eltern, regelmäßig die Testzentren für kostenfreie Bürgertests aufzusuchen. Zudem sollen Eltern genau auf mögliche Symptome ihrer Kinder achten und sie beim geringsten Anzeichen auf eine Erkrankung zu Hause betreuen und weiter die Hygieneregeln einüben. „So schaffen sie Sicherheit für sich und andere!“

Von Julia Radgen

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