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Spendencenter zieht positive Zwischenbilanz

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Von: Julia Radgen

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Mit Herzblut dabei: Das Kernteam des Spendencenters Langen hat das Projekt zusammen mit der Stadt initiiert. Der Bedarf ist nach wie vor groß.
Mit Herzblut dabei: Das Kernteam des Spendencenters Langen hat das Projekt zusammen mit der Stadt initiiert. Der Bedarf ist nach wie vor groß. © Marc Strohfeldt

Wo sich früher Supermarktregale und Kühltruhen aneinanderreihten, stehen heute Tische, Regale und Kleiderständer. Das Spendencenter Langen ist ein Erfolgsprojekt und eine Kooperation zwischen Ehrenamtlichen und Stadt. Aber die aktuelle Zwischennutzung kommt bald zu ihrem Ende.

Langen – Betritt man das Spendencenter Langen, begrüßt einen die begehrte Geschirrecke, läuft man weiter durch den großen Raum sind fein säuberlich sortiert Dekoartikel, Küchenutensilien oder Gesellschaftsspiele angeordnet. Hinten in der Ecke stehen einige Kinderwagen und Rollstühle, auf der gegenüberliegenden Seite der großen Gewerbefläche reihen sich Schuhpaare aneinander und auf Stangen hängt Kleidung, beschriftet nach der Zielgruppe.

Im Juli hat die Stadt auf dem 5 200 Quadratmeter großen Areal das Spendencenter eingerichtet. Um den Betrieb kümmert sich die städtische Koordinationsstelle Miteinander. Treibende Kräfte der wichtigen Anlaufstelle für Geflüchtete und andere Bedürftige sind aber die Frauen des ehrenamtlichen Organisationsteams: Manuela Mrotzek, Felicitas Korn-Wendisch, Angelika Ilies, Margit Gaber, Regina Mumper und Elke Neujahr schmeißen den Laden, unterstützt von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. „Ich wollte unbedingt etwas machen, um zu helfen“, erzählt Manuela Mrotzek. Sie engagierte sich in der Ukrainehilfe, etwa bei Sprachkursen. Bereits im Frühsommer hat sie die Idee, Sachspenden zu sammeln und zu verteilen. Das private Netzwerk stößt aber an seine Grenzen.

Schließlich setzen die Frauen gemeinsam mit der Koordinationsstelle Miteinander der Stadt das Spendencenter in den Räumen des früheren Rewe-Markts um. Der Investor Axxus Capital, der das Areal in der Darmstädter Straße 47-49 erworben hat, überlässt es der Stadt dafür als Zwischennutzung. In dem darüberliegenden Gebäudeteil sind zudem noch Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine untergebracht. „Aus dieser kleinen Idee hat sich das alles hier entwickelt“, sagt Mrotzek und zeigt auf die vielen Sachspenden, die Menschen aus Langen und der Region zu jedem Öffnungstag vorbeibringen. „Wir haben den Nerv der Zeit getroffen – und es ist ungeheuer nachhaltig“, betont Mrotzek. Auch Ina Lackert-Irion von der städtischen Koordinationsstelle betont den hohen Bedarf: „Wir haben enormen Zulauf. Aber zuvor waren die Spenden nicht koordiniert“, sagt sie. Es sei eine tolle Einrichtung entstanden, die auf dem Wunsch der Ehrenamtlerinnen basiere. „Wir als Koordinationsstelle haben nur etwas Geburtshilfe geleistet“, sagt sie lachend.

Schilder mit Übersetzungen finden sich überall im Spendencenter. Aber geflüchtete Ukrainer sind natürlich nicht die einzige Zielgruppe.
Schilder mit Übersetzungen finden sich überall im Spendencenter. Aber geflüchtete Ukrainer sind natürlich nicht die einzige Zielgruppe. © Strohfeldt

Nun gibt es feste Öffnungstage, die über die Homepage der Stadt – in verschiedene Sprachen übersetzt – kommuniziert werden. Für die Dienste werden Gruppen eingeteilt, neben den Frauen aus dem Orga-Team sind weitere ehrenamtliche Helfer dabei, die sich zentral bei der Koordinationsstelle für die Schichten anmelden. „Während wir geöffnet haben, wird eingeräumt, verteilt und hinten werden Waren angenommen“, erklärt Elke Neujahr. Praktisch: Während die Kunden durch den Vordereingang das Centers betreten, können am Hintereingang Waren angeliefert werden.

„Wir sind aber nicht nur Teil der Ukrainehilfe, wir haben bisher Menschen aus 16 Nationen mit Dingen des täglichen Bedarfs versorgt“, sagt Neujahr, die die Statistik federführend führt. Die Nationalitäten und Lebensumstände der Menschen, die ins Spendencenter kommen, um sich mit Geschirr, Bettwäsche, Handtücher, Kleidern oder Spielsachen einzudecken, sei höchst unterschiedlich, sagen die Frauen. Da stehe auch mal der Student auf der Matte, bei dem es finanziell eng ist. „Wichtig ist: Jeder darf zu uns kommen, der Bedarf hat“, betont Mrotzek, das habe sich auch langsam rumgesprochen. Eine Bedürftigkeitsprüfung gebe es natürlich nicht, das Orga-Team hatte leider auch schon Menschen da, die versucht haben, das System auszunutzen und musste schon Hausverbote aussprechen. Alles in allem seien die Abläufe aber mittlerweile gut eingespielt, berichtet Mrotzek. Die Frage, was am meisten gebraucht wird, beantworten die Frauen unisono: Handtücher – und aktuell noch warme Kleidung und Schuhe. Der Bedarf nimmt nicht ab. „Es wird keinesfalls weniger“, sagt Mrotzek. „wenn es noch mehr wird, müssen wir gucken, wie wir das gestemmt bekommen“, sagt sie sogar.

Neue Räumlichkeiten dringend gesucht

Das drängendere Problem ist aber gerade die Raumfrage. Bis Ende Juni kann das Spendencenter nach Angaben der Stadt noch in der Darmstädter Straße bleiben, dann will der Investor seine Pläne, dort einen neuen Lebensmittelmarkt und Wohnungen zu errichten, langsam umsetzen. Nach Angaben von Axxus-Geschäftsführer Markus Wolf laufe das Bebauungsplanverfahren wie geplant, die Offenlage sei für Sommer angepeilt. Das Leitungsteam ist für jeden passenden Raum dankbar. Die wichtigsten Anforderungen – neben entsprechender Größe – sind eine gute ÖPNV-Anbindung und ein überdachter Wartebereich, damit Kunden nicht im Regen stehen. „Die Möglichkeit zu getrennter Anlieferung und Eingang wären ideal, das würden wir gerne beibehalten“, so Mrotzek. „Ansonsten richten wir uns überall gemütlich ein.“

Infos gibt es auf der Stadt-Homepage. Erst mal werden noch bis Ende März neue Spenden angenommen. Wer einen Raumvorschlag hat, kann an miteinander@langen.de mailen.

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