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Digitallotsen helfen Langener Senioren beim Umgang mit Technik

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Von: Joel Schmidt

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Gehört eindeutig zur Apple-Fraktion: Elisabeth Allerheiligen (links) lässt sich von der Digitallotsin Angelika Tzschoppe-Stephan etwas auf ihrem MacBook erklären.
Gehört eindeutig zur Apple-Fraktion: Elisabeth Allerheiligen (links) lässt sich von der Digitallotsin Angelika Tzschoppe-Stephan etwas auf ihrem MacBook erklären. © Strohfeldt

Ob Smartphone Tablet oder Laptop, die ehrenamtlichen Digitallotsen im Katharina-von-Bora-Haus unterstützen Seniorinnen und Senioren beim Umgang mit moderner Technik.

Langen – Zunächst muss die alles entscheidende Frage geklärt werden: iOS oder Android? Smartphone, Tablet oder Laptop? Elisabeth Allerheiligen kramt ihr silbernes iPhone aus der Tasche. Die 72-Jährige gehört zur Apple-Fraktion. Sie benötigt ein Gegenüber, dass sich mit dem entsprechenden iOS-Betriebssystem auf ihrem Handy auskennt. Doch bevor sie sich mit Angelika Tzschoppe-Stephan über die verschiedenen Funktionsweisen von Instagram austauscht, fragt sie erst noch nach dem WLAN-Passwort. Ihre mobilen Daten seien schon wieder gedrosselt. „Am 2. Januar hatte ich bereits 80 Prozent meines Datenvolumens verbraucht“, ärgert sie sich. Und fügt erklärend hinzu: „Weil ich so viel Musik auf Youtube gehört habe.“

Zu ihrer Linken hat Angelika Tzschoppe-Stephan Platz genommen. Die 69-Jährige ist eine der insgesamt neun Digitallotsen. Seit dem vergangenen Winter bieten sie ein bis zwei Mal im Monat eine Techniksprechstunde im Katharina-von-Bora-Haus an. „Ich bin der Meinung, dass man im digitalen Zeitalter einfach dabei bleiben muss“, erläutert die Rentnerin ihr ehrenamtliches Engagement. Schließlich sei man heutzutage selbst in den eigenen vier Wänden, „von der Waschmaschine bis zum Fernseher“, mit der entsprechenden Technik konfrontiert. Der Ausbruch der Corona-Pandemie habe dem Thema zusätzliche Aufmerksamkeit beschert. Plötzlich entdeckte auch die ältere Generation die heute vorherrschenden digitalen Kommunikationsmittel für sich – von WhatsApp bis hin zur Zoom-Veranstaltung.

Digitallotsen in Langen: „Twitter, das brauch ich doch nicht“

Natürlich habe sie auch Freundinnen, „die sich vehement gegen Handys wehren“, sagt Elisabeth Allerheiligen. Es sei schwierig, diese von den Vorteilen der modernen Technik zu überzeugen, seufzt die Rentnerin. Dabei lägen diese doch wohl eindeutig auf der Hand: „Manchmal mache ich zwei oder drei Stunden Videotelefonie mit einer Freundin in den Vereinigten Staaten und das kostet mich keinen Pfennig – das ist doch unglaublich!“ Sie legt das iPhone zur Seite und klappt ihr MacBook auf. Gemeinsam mit Angelika Tzschoppe-Stephan geht sie die Apps auf ihrem Desktop durch. Die beiden beratschlagen, was gelöscht werden kann. „Twitter, das brauch ich doch nicht“, sagt Allerheiligen. Die Wikipedia-Enzyklopädie hingegen darf bleiben. „Das ist immer gut“, kommentiert sie das Sammelsurium auf dem Bildschirm.

„Da gehen wir jetzt noch mal auf den Home-Button“, hallt es von der Sitzgruppe nebenan herüber. Auf dem weißen Holztisch liegt die Verpackung eines brandneuen Smartphones. Gemächlich tippt die weißhaarige Seniorin mit einem Touchpen auf dem Display herum. Das Telefon habe die Frau sich geradeerst zugelegt, weiß Carolin Jendricke. Sie ist für das Projekt Innovative Erwachsenenarbeit 55+ der Evangelischen Kirche verantwortlich. Erst kürzlich sei die Seniorin mit einem „Smartphone angekommen, das sich gar nicht mehr updaten ließ“, erinnert sie sich. Daraufhin habe sie sich beraten lassen und sich das aktuelle Modell besorgt. Bei den Sprechstunden im Saal des Katharina-von-Bora-Hauses lerne sie jetzt gemeinsam mit einem der Digitallotsen, dieses einzurichten und zu benutzen.

Eins-zu-eins-Betreuung bei Techniksprechstunde der Evangelischen Gemeinde

„Die meisten unserer Lotsen hatten auch in ihrem Beruf irgendetwas mit Technik zu tun“, erzählt Jendricke. Drei bis vier von ihnen seien in der Regel bei den Sprechstunden anwesend, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Dabei sei es noch nicht ein Mal nötig, zwangsläufig sein eigenes Gerät mitzubringen. Die Landesregierung habe Mittel bereitgestellt, dank derer bereits ein Laptop und zwei Tablets angeschafft wurden. „Damit die Leute hier vor Ort auch einfach mal selber ausprobieren können.“

Bislang werde das Angebot sehr gut angenommen, sagt Carolin Jendricke. „Die Leute sind wirklich motiviert, das Gelernte anzuwenden und zu vertiefen“, freut sie sich. Bei den ersten beiden Terminen habe sie an die 20 Personen gezählt. Das Erfolgsrezept der Digitallotsen? Im Gegensatz etwa zu Abendveranstaltungen zu einem konkreten Thema könne man durch die Eins-zu-eins-Betreuung ein viel breiteres Spektrum abdecken. „Das geht von Basiswissen bis hin zu ganz konkreten Fragen, mit denen die Leute herkommen“, so die Projektkoordinatorin. (Joel Schmidt)

Das hessenweite Projekt Digitallotsen

Langen ist der hessenweit siebte Stützpunkt des Digitallotsen-Projekts – und der erste im Rhein-Main-Gebiet. Die Federführung für das im Juli 2021 begonnene Programm liegt bei der Staatskanzlei. Das Sozialministerium finanziert die Schulung der Lotsen, das Digitalministerium stellt die Technik. Das Institut für Medienpädagogik und Kommunikation schult die Lotsen und bietet Sprechstunden an. Für das Programm stellt das Land insgesamt rund 100 000 Euro bereit. Wer Interesse hat, selbst Digitallotse zu werden, kann sich bei Caroline Jendricke unter 0151 21786149 oder carolin.jendricke@ekhn.de melden.

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