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Römertag macht Lust auf Latein

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Von: Manuel Schubert

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Ein bisschen Spaß muss sein: Ursula Weiß-Göbel (Mitte) und ihre Schauspielkollegen nahmen die Sechstklässler des Gymnasiums mit in den Alltag des Römischen Reiches, zu dem auch Wurfspiele gehörten.
Ein bisschen Spaß muss sein: Ursula Weiß-Göbel (Mitte) und ihre Schauspielkollegen nahmen die Sechstklässler des Gymnasiums mit in den Alltag des Römischen Reiches, zu dem auch Wurfspiele gehörten. © Strohfeldt

Mit einem Römertag will die Dreieichschule Langen Interesse Latein als zweiter Fremdsprache wecken. Drei Schauspieler reisen mit den Sechstklässlern 2000 Jahre in die Vergangenheit.

Langen – Im Römischen Reich herrschen Strenge und Disziplin. Das bekommen auch die Sechstklässler der Dreieichschule zu spüren, die am Donnerstag im Rahmen des traditionellen Römertages 2 000 Jahre in die Vergangenheit reisen. „Silencium!“, ermahnt Ursula Weiß-Göbel die Kinder zur Ruhe. Dann sollen sie ihre Lehrerin Eleni Hensel erst mal anständig begrüßen: aufstehen, die rechte Hand zum Gruß erheben, und mit einem lauten und deutlichen „Salve magistra!“ auf den Lippen.

Der Römertag soll den Schülerinnen und Schülern nicht nur einen Einblick ins Leben der alten Römer geben, sondern auch Lust auf das Schulfach Latein machen. Schließlich würden dort historische Aspekte wie Militär, Religion oder Alltagsleben einen großen Teil des Unterrichts ausmachen, betont Fachsprecherin Hensel. Da für den Jahrgang sechs nun die Wahl der zweiten Fremdsprache ansteht (Latein, Französisch oder Spanisch), hat das Gymnasium wieder Ursula und Adi Weiß-Göbel sowie Manfred Knobloch eingeladen, die sich über den Förderkreis Limes in Hillscheid kennen. Sie werben für die als etwas angestaubt geltende Fremdsprache.

Das Trio nimmt die Dreieichschüler in der Aula mit auf einen typischen Tag im Römischen Reich. Zum Frühstück gibt’s Fladenbrot und Oliven, dann wartet auch schon die Schule. Wobei der Unterricht damals ganz anders abläuft als heutzutage: „Man setzt sich auf die Straße, da wo der Lehrer eben gerade steht“, teilt Ursula Weiß-Göbel mit. Geschrieben wird auf der „tabula“, einer Wachstafel mit Holzgriffel. In ihrer Rolle als strenge Hausherrin ruft Weiß-Göbel immer wieder Jungen und Mädchen zu sich nach vorne, die sich weiße Gewänder überstreifen und das Leben als römisches Kind ausprobieren können.

Nach dem Lernen kommt das Vergnügen: Die Jungen und Mädchen müssen Steine in einen Tonschale werfen. Der Druck ist groß, denn Weiß-Göbel weist die Zuschauer an, bei jedem Fehlwurf laut „Buuuh!“ zu schreien. Die Sitten sind eben ein bisschen roher im alten Rom. Als dann doch noch ein Stein ins Ziel trifft, dürfen die Mitschüler dafür umso lauter jubeln: Sie springen von ihren Bänken auf und rufen „Victoria!“ (Sieg!).

Körperpflege mal anders: Ein störendes Barthaar wird einfach mit der Pinzette rausgezupft.
Körperpflege mal anders: Ein störendes Barthaar wird einfach mit der Pinzette rausgezupft. © Strohfeldt

Auch die Körperpflege darf nicht fehlen. Barthaare, erklärt Weiß-Göbel, werden einfach mit der Pinzette rausgezupft. Zum Arme waschen nimmt man Olivenöl, das anschließend mit dem Schabeisen („strigilis“) abgestreift wird. Frisch gemacht mit original römischem Parfüm geht es zum üppigen Abendessen, der „cena“. Da schaut dann auch Senator Manfred Knobloch vorbei. Das Leben als Statthalter in der Provinz sei super, lässt er die Kinder wissen: „Ich habe eine Dienstvilla mit 4 000 Quadratmetern!“ Gegessen wird dann stilecht im Liegen, zwei Jungs schlüpfen in die Rolle von Sklaven, servieren Trauben und Nüsse auf einem großen Tablett und Wasser aus dem Tonkrug. „Wenn ihr es gut macht, bekommt ihr vielleicht die Freiheit geschenkt“, scherzt Ursula Weiß-Göbel.

Mit Kettenhemd, Schwert und Schild ausgestattet erzählt Adi Weiß-Göbel den Kindern dann vom Alltag als Soldat. Zwischen 25 und 30 Kilometer musste das Militär pro Tag zurücklegen, erläutert er. Und das in ledernen Sandalen. Er hält ein Paar in die Luft, auffällig sind die in die Sohle gehämmerten Nägel, die als eine Art Spikes fungieren. „Wenn man heute Ausgrabungen in der Nähe von Schlachtfeldern macht, findet man diese Nägel zu Tausenden“, so Weiß-Göbel. Auch eine Trinkflasche darf bei der Soldatenausstattung nicht fehlen. Darin befindet sich jedoch kein Wasser – sondern Wein. „Wasser ist verboten, es könnte verunreinigt oder vom Feind vergiftet worden sein.“

Lehrerin Eleni Hensel hofft, dass der Tag die Kinder „neugierig macht auf die Römer und auf Latein“. Ursula Weiß-Göbel kann das Schulfach nur empfehlen: „Wenn Latein die erste Fremdsprache wäre, würde es danach viel leichter fallen, andere romanische Sprachen zu lernen“, findet sie. Und Adi Weiß-Göbel ergänzt: „Latein hilft total, Fremdwörter zu verstehen.“ (Manuel Schubert)

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