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Dreieichschule Langen: Entsetzt über Pläne zur „Zerschlagung“

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Von: Julia Radgen

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Leere Stühle in einem Klassenzimmer
Die Grünen im Kreistag haben Ideen vorgelegt, wie man dem Platzmangel an den Langener Schulen begegnen könnte. Die kamen bei der Dreieichschule Langen gar nicht gut an (Symbolbild). © Symbolbild: dpa

Ein Antrag der Grünen-Fraktion im Kreistag irritiert die Leitung der Langener Dreieichschule. Für die Schulleitung kommen die darin aufgeführten Vorschläge einer „Zerschlagung“ des Langener Gymnasiums gleich. Das sorgte für viel Wirbel - auch in den sozialen Netzwerken. Inzwischen wurde der (geänderte) Antrag aber abgelehnt.

Langen – „Wir sind ziemlich sprachlos und entsetzt“, sagt Nicole Ott am Dienstagabend. Die Leiterin der Dreieichschule Langen (DSL) ist merklich schockiert über eine Beschlussvorlage der Grünen-Fraktion, die der Kreistag am nächsten Morgen diskutieren soll.

Ursprünglich sind es zwei Anträge. Der brisante Teil: Die Grünen-Kreistagsfraktion schlägt vor, dass die Oberstufe der Dreieichschule an die Albert-Einstein-Schule (AES) umzieht. Die Einstein-Schule müsste dazu in eine Integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe umgewandelt werden. In einer geänderten Fassung, die der Kreistag gestern Morgen in seiner Sitzung beraten hat, finden sich dennoch der Raumtausch zwischen DSL an die AES und die Umwandlung letzterer zur Oberstufen-Schule als zwei von drei zu prüfenden Punkten.

Oberstufe an Albert-Einstein-Schule Langen verlegen

Die Kreis-Grünen wollen, dass der Kreisausschuss untersucht, wie die Situation bei den weiterführenden Schulen in Langen „möglichst kurzfristig unter besserer Ausnutzung der vorhandenen Gebäude und den realistisch nutzbaren Erweiterungsflächen verbessert werden kann“, wie es in dem Papier heißt. Insofern sieht die Fraktion in ihrem Antrag „eine kurzfristig machbare Lösung in vorhandenen Räumen“: Für die Jahrgänge fünf bis zehn gebe es an beiden Langener Schulen genügend Klassenräume für die Schülerinnen und Schüler aus Langen und Egelsbach – wenn eben die Jahrgänge elf bis 13 der DSL an die Albert-Einstein-Schule wechseln und dort eine gymnasiale Oberstufe eingerichtet wird.

Zudem soll der Kreis nach Ansicht der Grünen prüfen, wie ein zusätzliches Angebot einer weiterführenden Schule zwischen Langen und Egelsbach realisiert werden kann – „zur Verbesserung der Situation der Schülerinnen und Schüler aus Egelsbach“. Dazu wollen die Grünen eine Machbarkeitsstudie erwirken.

Die Kreistags-Fraktion der Grünen begründet ihren Vorstoß damit, dass die AES – trotz guter räumlicher und sächlicher Ausstattung – seit Jahren nicht ausgelastet ist. „Die vorhandenen schulischen Angebote an der Adolf-Reichwein- und der Dreieich-Schule platzen dagegen aus allen Nähten. Die Erweiterungsmöglichkeiten für die Dreieichschule sind erschöpft. Immer mehr Container reduzieren die Freiflächen, immer wieder werden Begehrlichkeiten zu Lasten der einzigen verbliebenen Grünfläche im Stadtkern von Langen formuliert“, heißt es in der Beschlussvorlage mit Bezug auf den Stadtgarten – die gestern schlussendlich mehrheitlich abgelehnt wird.

Fehlende Transparenz und Kommunikation bemängelt

Am Dienstag ist die Aufregung an der Dreiechschule aber groß. DSL-Leiterin Nicole Ott erfährt am Dienstagmorgen eher zufällig von dem für die Schule „wegweisenden Antrag“ der Kreistagsfraktion der Grünen. Das Kollegium hat zuvor von der Idee der Grünen, die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an die bisherige Integrierte Gesamtschule AES zu verlegen, nichts gewusst. „Kurzfristig und ohne Rücksprache mit der Schulgemeinde“ solle die Albert-Einstein-Schule so in eine gymnasiale Oberstufe und die Dreieichschule zu einem Mittelstufengymnasium umgewandelt werden, kritisiert die Schulleitung in einer am Dienstagabend verfassten Stellungnahme – die sich allerdings auf den mittlerweile zurückgezogenen Ursprungsantrag bezieht und deshalb „scharf formuliert“ sei, wie Ott nachträglich betont. „Dies würde konkret bedeuten, dass sowohl in der Albert-Einstein-Schule als auch in der Dreieichschule Schüler und Lehrer einer lebendigen Schulgemeinde auseinandergerissen werden! Und das alles, ohne nur einmal mit den Betroffenen darüber gesprochen zu haben“, so die Schulleitung zu dem Vorstoß, der aber nach wie vor als Prüf-Fraktor in der erweiterten Beschlussvorlage steht.

Die Pläne seien konträr zu den Lösungen, die im aktuellen Entwurf des Schulentwicklungsplans des Kreises stehen – und für die sich alle weiterführenden Schulen in Langen zuvor ausgesprochen hatten. „Darin sind eine Neuerstellung eines Oberstufengebäudes an der Dreieichschule und eine Erweiterung der Albert-Einstein-Schule geplant, die die Schulen in ihrer bisherigen Form und ihren pädagogischen Konzepten zukunftsfähig erhält“, betont die Dreieichschul-Leitung den Unterschied. Die gesamte Schulgemeinde – der Personalrat stellvertretend für das Kollegium, der Vorstand der Schülervertretung und des Schulelternbeirats sowie die gesamte Schulleitung – spricht sich daher entschieden gegen die Zerschlagung der Dreieichschule aus. „Wir sind mehr als befremdet von diesem intransparenten Vorgehen“, heißt es in der Stellungnahme abschließend.

Diskussion um Stadtgarten kommt wieder auf

Für den Antrag der Grünen stimmt im Kreistag nur die Fraktion selbst, der Rest stimmt dagegen, die Linke enthält sich, sodass er mehrheitlich abgelehnt wird. In der Debatte zuvor hatte Landrat Oliver Quilling gewarnt, die DSL „zerlegen zu wollen“ und appelliert: „Finger weg von der Dreieichschule!“ Der Kreis wolle versuchen, auf dem Schulgelände nachzuverdichten. Auch der Langener Bürgermeister Jan Werner sagt an die Grünen gerichtet: „Alle drei weiterführenden Langener Schulen haben mitgeteilt, dass sie den Schulentwicklungsplan mittragen, dieses Votum treten Sie mit Füßen und respektieren nicht den Wunsch der Schulgemeinden!“

Außerdem regt Quilling an, den Stadtgarten in den Schulhof der DSL zu integrieren – somit werde keine zusätzliche Fläche versiegelt und der Schulhof werde durch die Verdichtung nicht kleiner. Im vergangenen Jahr hatte eine Mehrheit im Stadtparlament bekanntlich die Grünanlage ausdrücklich als Erweiterungsfläche für das Gymnasium abgelehnt.

Schulleiterin Nicole Ott ist jedenfalls erleichtert, dass „die Kuh erst mal vom Eis ist“. „Ich bin froh, dass die Vorhaben des Schulentwicklungsplans, denen wir zugestimmt haben, nun umgesetzt werden.“ Aber es bleibt dabei: Die Erweiterung der Dreieichschule und der Stadtgarten erhitzen die Gemüter – und eine nachhaltige Lösung steht noch aus.

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