Erzieherprämie: Ausschuss kippt niedrigere Summe für Teilzeit-Anstellungen

Bei der Suche nach Kita-Personal soll in Langen eine Erzieherprämie helfen. Im Sozialausschuss sorgt das Konzept jedoch für Diskussionen.
Langen – Die Stadt setzt bei der Suche nach dringend benötigtem Kita-Personal auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wie berichtet soll eine Prämie an alle ausgezahlt werden, die dabei helfen, geeignete Erzieherinnen und Erzieher zu finden. Auf Wunsch der Stadtverordnetenversammlung hat der Magistrat nun ein Konzept dazu erarbeitet und im Ausschuss für Soziales, Kultur und Sport vorgestellt, wo die Pläne auf positives Feedback stieß. Die Ausschussmitglieder votieren einstimmig für die Magistratsvorlage – allerdings mit zwei Änderungen.
Zu Beginn erläutert David Schroth, stellvertretender Leiter des Fachdienstes Kinderbetreuung, wie sich die Stadt die Erzieherprämie vorstellt. „Unser Fokus liegt auf Erzieherinnen und Eltern, die für uns und die freien oder kirchlichen Träger werben“, sagt Schroth. Anders als im gemeinsamen Antrag von Grünen, CDU, SPD, FWG-NEV, FDP, UWFB und WiLa ursprünglich vorgeschlagen, soll die Erzieherprämie aber nicht bei 500 Euro liegen, sondern nur bei 250.
Langen: „Finde ich sowas von klein kariert“ – deutliche Kritik an Umgang mit Erzieherprämie
„Dadurch wird die steuerliche Freigrenze nicht gerissen“, erläutert Schroth. Wird ein Arbeitsvertrag in Teilzeit (weniger als 37 Wochenstunden) abgeschlossen, sollen 125 Euro gezahlt werden. Der Magistrat schlägt vor, die Erzieherprämie zum 1. Juli 2022 einzuführen. Zunächst sollen 5 000 Euro für das Vorhaben bereitgestellt werden.
Kritik gibt es von den Grünen, auf deren Initiative das Projekt im vergangenen Jahr aus der Taufe gehoben wurde. „Das ist nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe“, bemängelt Fraktionsvorsitzende Martina Dröll. „Die Prämie zu halbieren, wenn es weniger als 37 Stunden sind, finde ich so was von klein kariert. Wir brauchen jede Fachkraft, die wir finden können.“ Die Grünen fordern daher, für jeden vermittelten Erzieher 250 Euro auszuzahlen.
Langen: FDP sieht Konzeot bei Erzieherprämie als „sehr gelungen“
Unterstützung kommt von der FWG-NEV: „250 Euro für alle sind angemessen. Die Teilzeitkraft von heute ist vielleicht die Vollzeitkraft von morgen“, findet Christa Sehring. Außerdem könne es ja sein, dass eine Erzieherin bestens geeignet ist, in ihrer präferierten Kita zurzeit aber nur eine Teilzeitstelle frei sei. CDU-Fraktionschef Christian Gött gibt zu bedenken: „Wir können das mit der halbierten Prämie rausstreichen – dann sind aber auch die 5000 Euro schneller aufgebraucht.“
Mathias Rhiel (FDP) lobt das Konzept als „sehr gelungen“. Die Höhe der Prämie sei angemessen, „wir machen das ja zum ersten Mal“. Bewähre sich das Konzept, könne man die Summe in der Zukunft ja erhöhen. Auch mit der Halbierung des Betrags bei einer Teilzeit-Anstellung können die Liberalen leben. „Das ist eigentlich so üblich“, meint Rhiel. Ihn stört etwas anderes: „Warum erst ab dem 1. Juli? Warum nicht so früh wie möglich?“, fragt Rhiel. Außerdem wünscht er sich, dass die Stadtverordnetenversammlung informiert wird, sobald das Budget für die Erzieherprämie aufgebraucht ist, damit das Parlament die Summe gegebenenfalls noch einmal aufstocken kann.
Erzieherprämie in Langen: Passus aus der Magistratsvorlage wird gestrichen
„Wir würden es begrüßen, wenn es der Wunsch des Parlaments ist, mehr Geld in die Hand zu nehmen“, erwidert Schroth im Namen der Verwaltung. Am 1. Juli lasse sich aber nicht rütteln, da die finale Entscheidung über die Prämie erst in der Stadtverordnetenversammlung am 2. Juni gefällt werde. „Ein paar Wochen Vorlauf sind sinnvoll, um das Ganze in die Bevölkerung zu tragen und zu bewerben, zum Beispiel auf Social Media“, so Schroth.
Nach kurzer Beratung entscheiden sich Erster Stadtrat Stefan Löbig, der Fachbereichsleiter für Soziales und Bildung, Constantin Strelow Castillo, die Fachdienstleiterin Sandra Wettlaufer und ihr Stellvertreter David Schroth, den Passus mit den 125 Euro aus der Magistratsvorlage zu streichen. Somit soll es für jede vermittelte Fachkraft 250 Euro geben. Auf Anregung der FDP wird zudem der Satz eingearbeitet, dass die Stadtverordneten informiert werden, sobald unterjährig die Grenze von 4000 Euro überschritten wurde – damit das Parlament zeitnah das Budget erhöhen kann. Die Beschlussvorlage in dieser Form wird vom Ausschuss einstimmig angenommen.
Die endgültige Entscheidung über die Einführung der Erzieherprämie trifft die Stadtverordnetenversammlung bei ihrer Sitzung am Donnerstag, 2. Juni, 20 Uhr, im Sitzungssaal (Raum 140) des Rathauses, Südliche Ringstraße 80. (Manuel Schubert)
Derzeit sind in Langen viele Vollzeit-Stellen in den Kitas unbesetzt.