Försterin und Waldpädagogin Iris Husermann geht in den Ruhestand

Die engagierte Försterin und Waldpädagogin, Iris Wilma Husermann, die im Lanegner Forstamt 16 Jahre lang für die Waldpädagogik und Umweltbildung im Stadt- und Landkreis Offenbach verantwortlich war, geht Ende März in den wohlverdienten Ruhestand. In dieser Zeit hat sie wichtige Arbeit geleistet. Denn Husermann weiß: Leider entfremden sich immer mehr Menschen von der Natur.
Langen – „Müssen wir heute weit laufen?“ Diese Befürchtung steht meist am Anfang eines Waldspaziergangs mit Kindern. „Das löst sich aber bald in Wohlgefallen auf, wenn anstelle weiter Wege das spielerische Kennenlernen des Waldes und seiner Bewohner tritt“, sagt Försterin Iris Wilma Husermann, die im Bereich des Forstamtes Langes insbesondere für den Bereich Waldpädagogik zuständig ist.
Waldpädagogik soll vor allem einen Einstieg in die Themen Wald und Naturzusammenhänge vermitteln und Lust machen, den Wald immer wieder zu besuchen. Die erfahrene Försterin macht sich die Spielfreude und den Forscherdrang – nicht nur der Kinder übrigens – zunutze, um den Menschen die Natur näher zu bringen. Wie wichtig solche Walderlebnisse sind, zeigen die Untersuchungen des „Jugendreports Natur“, der seit vielen Jahren erforscht, welche Rolle die Natur im Alltag junger Menschen spielt. Die Ergebnisse untermauern Husermanns Eindruck, dass sich viele Menschen immer mehr von der Natur entfremden.

„Auf Nachfrage zu Beginn einer Führung melden sich immer wieder Kinder, die noch nie im Wald waren. Bei so wenig direkter Berührung mit der Natur verwundert es nicht, dass einige Kinder dem Wald mit Distanz begegnen“, meint Husermann. Ein Zusammentreffen mit Wurm oder Spinne ist anfangs häufig von „Igitt“-Rufen begleitet. „Sind die Kinder aber erst mal mit Lupen in der Hand unterwegs, bricht schnell der Jagdinstinkt durch“, so die Försterin. Da gibt es Salto schlagende Schnellkäfer zu bestaunen oder den an Fliegenbeinen reisenden Pseudoskorpion. Auch Schnecken und Asseln lösen immer wieder große Begeisterung aus. Milliarden von ihnen sind in der Lebensgemeinschaft Waldboden damit beschäftigt, das Herbstlaub – auf einer 100 mal 100 Meter großen Waldfläche immerhin drei Tonnen pro Jahr – wieder in nahrhafte Erde zu verwandeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele verschiedene Tiere finden“, berichten ihr am Ende häufig die begeisterten „Bodendetektive“. So lernen die jungen Forscher ganz nebenbei viel über Bodenfruchtbarkeit und die Ernährung der Waldbäume.
Aufklären über die Zusammenhänge im Wald
„Auch das Thema Holzernte ist für viele zunächst problematisch – obwohl wir Forstleute schon seit Jahrhunderten dem Wald nur die Holzmenge entnehmen, die regelmäßig wieder nachwächst“, betont die Försterin. Nach der Vorstellung vieler Erwachsener – und damit auch der Kinder – ist nur vom Menschen unberührte Natur „echte“ Natur. „Dass der Mensch selbst Teil dieser Natur ist, dass er schon immer mit und von ihr lebt, dafür möchte Waldpädagogik wieder ein Bewusstsein schaffen“, beschreibt Husermann ihre Aufgabe. Fragt man die Kinder, welche Holzprodukte sie kennen, kommt selbst bei den Kleinsten schnell ein ganzer Haushalt zusammen – vom Holzbett bis zu Malstiften oder Toilettenpapier. „Lässt man bei einer Fantasiereise all diese Gegenstände aus ihrem Leben verschwinden, dann wird die Holzernte schnell mit etwas anderen Augen betrachtet“, weiß die Waldpädagogin.
Ein weiteres Spiel verdeutlicht die Zusammenhänge: Die Kinder stellen selbst Bäume dar, von denen einige gefällt werden; diese überlegen selbst, was aus ihrem Holz entstehen soll. Sie kehren als Samen zurück in ihren Wald, wo sie nun genügend Licht und Platz finden, um als neuer Baum heranzuwachsen, wie Husermann ihnen spielerisch aufzeigt. So schließt sich der Kreis.
Waldpädagogik als gesetzlicher Bildungsauftrag
Um dieses Wissen über unseren Wald und die Vorgänge in der Natur zu fördern, wurde Waldpädagogik als gesetzlicher Bildungsauftrag im hessischen Waldgesetz verankert. Die Kindergärten und Grundschulen im Bereich des Forstamtes Langen werden seit 2006 von einer speziell für diese Aufgabe geschulten Försterin betreut. Seither haben zahlreiche Kinder aus Stadt und Kreis spielerisch Einblicke in die Geheimnisse und Lebensweisen unserer Waldbewohner bekommen. „Viele von ihnen haben den Wald danach mit leuchtenden Augen verlassen, oft zum Abschied mit der Frage: ,Gehst du morgen wieder mit uns in den Wald?‘, berichtet die Waldpädagogin zufrieden.
Husermanns Ruhestand läutet nun einen Generationenwechsel ein. „Ihre Stelle wird aber im Laufe der nächsten Monate neu besetzt werden“, bestätigt Forstamtsleiter Melvin Mika. So werden große und kleine Waldbesuche auch künftig die Geheimnisse unseres Waldes erfahren. Man muss jedoch kein Förster sein, um Kindern ein positives Walderlebnis zu vermitteln. „Der Wald lädt zum Spielen ein, fördert in besonderem Maße Bewegung, Kreativität und Entdeckerlust und steht uns immer offen – und das zum Null-Tarif!“, ruft die scheidende Waldpädagogin dazu auf, öfters den Wald zu besuchen. „Gehen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern auf Entdeckungsreise in die Natur – der Wald bietet unendlich viele Möglichkeiten dazu“, empfiehlt Husermann zu ihrem Abschied. (Von Leo F. Postl)