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Fürstliches Gartenfest lockt wieder tausende Pflanzenfreunde in den Schlosspark

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Von: Julia Radgen

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Beim Gartenfest konnte man Vorträgen rund ums Gärtnern lauschen – oder Chansons.
Beim Gartenfest konnte man Vorträgen rund ums Gärtnern lauschen.... © Marc Strohfeldt - www.nachelf.de

Französische Chansons erklingen auf dem Gelände von Schloss Wolfsgarten, im Innenhof klacken leise Boulekugeln aneinander und an den Ständen fachsimpeln Besucher mit Gartenexperten, begutachten Schönes und Nützliches oder decken sich mit Pflanzen und Blumenzwiebeln ein. Am Wochenende zog die 15. Ausgabe des Fürstlichen Gartenfests wieder tausende Besucher in den Schlosspark.

Langen – Nach der Ausgabe im vergangenen Jahr mit Planungsunsicherheiten und ohne Sonderthema stand die diesjährige von der Hessischen Hausstiftung organisierte Veranstaltung unter dem Motto „Bonjour la France“. 17.200 Besucher zählte die Hausstiftung bis zum Sonntagnachmittag.

Und das Motto ist unübersehbar: Ein großes Beet, bepflanzt mit Blumen in den französischen Nationalfarben, begrüßt Besucher, an diversen Ständen prangen Frankreich-Fähnchen oder Eiffeltürme, es duftet nach Crêpe und die Sängerin der Musikgruppe Rendez-Vous, die auf dem Gelände unterwegs ist, trägt ein leuchtend rotes Béret. Im Innenhof des Schlosses präsentiert die Bouleabteilung der SG Dietzenbach ihren Sport. Für Abteilungsleiter Klaus Kämpfer sind die Vorführungen und Mitmachaktionen ein voller Erfolg. „Das Interesse ist groß, nachdem die Hemmschwelle überwunden war, haben uns viele Leute angesprochen“, so Kämpfer. Nicht selten wollten Besucher eigentlich nur eine Kugel spielen – „und dann gar nicht mehr aufhören“. So einige Männer mussten erst von der Gattin zum Weitergehen überredet werden, sagt der Boule-Sportler lachend.

Die
....oder den französischen Chansons der Musikgruppe Rendez-Vous. © ausstellung mit Exponaten im historischen Schwimmbad dokumentiert 300 Jahre

Der Aussteller mit der weitesten Anreise ist wohl „Les Herbes de la Brugère“ aus Lambesc, etwa 50 Kilometer nördlich von Marseille gelegen. Es duftet nach Lavendel, Basilikum und Salbei am Stand, denn Händlerin Sandrine Chabre hat feinste französische Kräuter im Gepäck – „aus eigenem Anbau und auf natürliche Weise geerntet“, erklärt sie. Deutsch sprechen die Franzosen leider nicht, darauf weisen sie extra mit einem Schild hin, aber auf Englisch oder mit Händen und Füßen kommen sie mit den Besuchern ins Gespräch. Ihre Kräuter gibt es in verschiedenster Form, unter anderem als traditionellen „Strauß“, der in der Region verbreitet ist und auf den ersten Blick aussieht wie eine bunte Rassel. Das Besondere: Die blütentragenden Lavendel-Halme werden dabei eng mit farbigen Bändern verflochten – so geben sie lange Duft ab und sehen schön aus. „Das legt man dann zum Beispiel zur Wäsche“, erklärt Chabre.

Bei der SG Dietzenbach konnte man Boule ausprobieren.
Bei der SG Dietzenbach konnte man Boule ausprobieren. © Marc Strohfeldt - www.nachelf.de

Damit Besucher dem Sonderthema folgen können, hat die Hausstiftung einen „Parcours francais“ erstellt, Hinweistafeln führen zu Ständen, die Bezug zum Sonderthema haben. Zum ersten Mal dabei, obwohl aus Langen, ist die Firma Xaver Morgenstern mit dekorativen Fischskulpturen. „Die Steine stammen von der französischen Atlantikküste, da geht’s regelmäßig auf ,Steinejagd‘“, erklären Felix Boy und Peter Nemeth. Den Ausstellern gefällt’s auf dem Fest: „Es gibt hier schöne Sachen und kulinarisch so einiges.“ Auch wenn sie feststellen, dass die meisten Besucher dann doch aus der Umgebung kommen, wahrscheinlich wegen des unsteten Wetters, vermuten die Standbetreiber.

Zahlreiche Vorträge mit Bezug zum Sonderthema

Neben Pflanzen, Gartenzubehör und Leckereien gibt es auch wieder einiges zu lernen bei den zahlreichen Vorträgen – auch hier haben viele Frankreich-Bezug. Gut angekommen seien auch die Gartenkonzerte im lauschigen Maubach-Garten, sagt Projektleiterin Anja Heil. „Wir mussten nachbestuhlen, damit alle Platz hatten.“

Die Veranstalter sind zufrieden – auch wenn das Wetter besser hätte sein können. Nach einem schönen Freitag war es am Samstag etwas unbeständig. „Aber während der kurzen Regenschauer haben sich die meisten Leute einfach untergestellt und dann ging’s weiter“, sagt Heil. Es herrsche eine „wunderschöne Stimmung“ und selbst am Sonntag, an dem Regen angesagt war, flanierten die Besucher ganz entspannt über das Festgelände – viele mit Gummistiefeln an den Füßen und ausgestattet mit Regenjacken und Schirm. „Es ist eben eine Outdoorveranstaltung und unsere Besucher sind wetterfest“, sagt Heil fröhlich.

Die
Die © ausstellung mit Exponaten im historischen Schwimmbad dokumentiert 300 Jahre

Ein besonderes Projekt wartet in der tollen Kulisse des historischen Schwimmbads: Dort hat Carsten Knöß die Ausstellung „Wolfsgarten – 300 Jahre Fürstliche Schloss- und Familiengeschichte“ konzipiert. Der Kurator zeichnet mit der Fotoausstellung, ergänzt durch Exponate wie Gartenmöbel oder eine historische Kutsche, die Geschichte von Wolfsgarten nach – von dessen Erbauer Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt über die Sommerresidenz des letzten Darmstädter Regenten Großherzog Ernst Ludwig (1868-1937), der dem Anwesen und dem Garten auch seine heutige Gestalt gab, bis hin zur Gegenwart mit Landgraf Donatus und Landgräfin Floria, Schirmherrin des Gartenfests. „Ich beschäftige mich seit mehr 20 Jahren mit Wolfsgarten und seiner Geschichte“, sagt Knöß. Es sei ein Hobby, er arbeitet an einem Buch zum Thema, das 2023 erscheinen soll. „Die Ausstellung ist gewissermaßen ein Vorgeschmack“, so Knöß. Besonders stolz ist er, dass Prinz Philip von England – der berühmte Verwandte – ein Grußwort geschrieben hat, das aushängt. „Ich habe die glücklichsten Erinnerungen an Wolfsgarten in den frühen 1930ern, als das Haus immer gefüllt war mit Freunden und Verwandten aus ganz Europa“, schrieb der im April 2021 verstorbene Prinzgemahl. „Das Grußwort verfasste er noch kurz vor seinem Tod“, weiß Knöß. Natürlich ist Prinz Philip auch auf Fotos, eines zeigt ihn als Jungen im Schwimmbad, in dem nun die Fotos hängen – an einem dieser glücklichen Tage aus längst vergangener Zeit.

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