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Generationswechsel zum richtigen Zeitpunkt

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Von: Julia Radgen

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Will mehr Veranstaltungen für junge Familien anbieten: der VVV-Vorsitzende Christopher Muth
Will mehr Veranstaltungen für junge Familien anbieten: der VVV-Vorsitzende Christopher Muth © Strohfeldt

Neu und irgendwie auch nicht mehr: Seit zehn Monaten ist Christopher Muth nun offiziell neuer Vorsitzender des Langener Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV). Als Nachfolger von Walter Metzger musste er in große Fußstapfen treten und den Heimatverein durch die Corona-Pandemie, in der die Veranstaltungen des VVV in gewohnter Form nicht möglich waren, steuern. Im Interview schildert Muth, wie er die bisherige Zeit erlebt hat, wo er neue Akzente setzt – und wie er den VVV für die Zukunft gut aufstellen will.

Herr Muth, Sie sind auf Walter Metzger gefolgt, der immerhin 28 Jahre lang den VVV-Vorsitz innehatte. Wie kam es dazu und wie fühlt sich das an?

Das Ganze fing damit an, dass ich Schriftführer geworden bin. Da war schon klar, dass Walter Metzger nur noch zwei Jahre Vorsitzender sein wird und er hat mich prompt gefragt, ob ich mir das Amt vorstellen könnte. Dann habe ich so ein halbes Jahr nachgedacht und mit meiner Frau darüber geredet. Und dann war eigentlich klar, dass ich das gern machen möchte. Von da an bin ich langsam reingewachsen, es war ja kein abrupter Wechsel. Das war sehr hilfreich.

Was hat das Amt des VVV-Vorsitzenden für Sie so reizvoll gemacht?

Das ist ganz ehrlich die Vorstandsstruktur. Der Vorstand und die Beiräte bestehen aus einer Vielzahl von Charakteren, alles sehr zuverlässige und freundliche Menschen. Die Zusammenarbeit ist toll! Und eben die satzungsgemäßen Themen, die der VVV verfolgt: Verschönerung der Stadt, Veranstaltungen etc. Ob neue Sitzbank oder Ebbelwoifest – alles, was wir machen ist für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger. Und das ist einfach schön...

Was wollen Sie bewusst anders machen als ihr Vorgänger Walter Metzger und was soll so bleiben?

Zunächst einmal: Alle Langenerinnen und Langener sowie der neue Vorstand können sich glücklich schätzen, dass Walter Metzger die Geschicke dieses Vereins 28 Jahre gelenkt hat. Walter hat natürlich eine einmalige Art und ist in Langen verwurzelt, mit vielen Leuten verwandt und mit noch mehr bekannt. Das kann für mich kein Maßstab sein. Aber seine lockere und offene Art ist mir ein Vorbild und ich beneide ihn ein bisschen um das Rustikale, dass er mal auf den Tisch haut (lacht). Das kann ich nicht. Nach 28 Jahren Metzger musste ich aber anfangen, ein bisschen andere Strukturen einzuführen. Vieles war ein wenig altbacken: Wir haben die Mitgliederverwaltung digitalisiert und automatisiert, E-Mail-Kommunikation eingeführt – statt immer Briefe zu schreiben – und einen monatlichen Info-Newsletter für Mitglieder.

Sie haben das Vorsitzendenamt eines Vereins, der normalerweise eine Vielzahl von Veranstaltungen organisiert, mitten in der Pandemie übernommen. Worin lagen die Schwierigkeiten und vielleicht auch die Chancen?

Für den Verein war es ein großes Glück, dass der Generationswechsel genau zu diesem Zeitpunkt vollzogen wurde und unter anderem Olaf Hermann und ich an die Spitze des Vereins getreten sind. So konnte der VVV dann auf digitale Weise präsent bleiben. Die ehemaligen Vorstände haben damals auch gesagt: „Mit uns hätte das so nicht funktioniert.“ Sonst wäre das Vereinsgeschäft über zwei Jahre größtenteils zum Erliegen gekommen. Für uns war das also eine Chance, den Langenerinnen und Langenern zu zeigen, dass der alte, traditionelle VVV auch neue Medien kann. Es war natürlich aber auch sehr anstrengend, wir mussten viel lernen und Ausrüstung kaufen. Wir sind jetzt froh, dass wir es zwei Jahre „überstanden“ haben (lacht) und wieder zum normalen Veranstaltungsbetrieb zurückkehren können.

Noch mal kurz der Rückblick: Was ist Ihr Resümee zu den beiden digitalen Ebbelwoifest-Ausgaben?

Wir haben im ersten Jahr viel digital gemacht, wobei die Reaktion aus der Bevölkerung nicht so groß war. Im zweiten Jahr haben wir weniger gemacht, dafür kam das besser an. Wir hatten an dem Ebbelwoifest-Samstag ganz viele Höfe, die es richtig krachen lassen haben (lacht). Wir haben die Leute auch auf digitalem Wege mehr mitgenommen – das fand ich toll! Bei dem Ebbelwoi-Tasting hatten wir etwa eine tolle Resonanz, auch auf die Apfelwein-Pakete. Das war quasi aus dem Nichts eine schöne Veranstaltung gezaubert.

Zur Person 

Christopher Muth ist 55 Jahre alt und seit sechs Jahren Mitglied im VVV. Der gelernte Maschinenbauingenieur hat mit seiner Frau Sabine Muth schon länger die liebevoll gebastelte Weihnachts- und Osterdeko vor der Stadtkirche erstellt. Sabine Muth hat etwa die Holzstelen fürs „Ebbelwoifest-Memorial“ bemalt. Bevor er Vorsitzender wurde, war er Schriftführer. Die Jahreshauptversammlung musste allerdings mehrfach verschoben werden, sodass Muth im August 2021 offiziell zum Vereinschef ernannt wurde.
2020 hat der VVV erstmals ein digitales „Ebbelwoifest dehaam“ organisiert, 2021 gab es dann die zweite Version mit verändertem Konzept. Dieses Jahr kann das beliebte Heimatfest wieder vom 17. bis 20. Juni rund um den Vierröhrenbrunnen gefeiert werden. Am 16. Juni gibt es einen Tag der Vereine.
Der VVV hat aktuell rund 930 Mitglieder, freut sich aber über weitere – ob aktiv oder passiv. „Gern auch junge Leute und alle, die Lust haben auf kleine Hilfen“, sagt Muth. Interessenten mailen an info@vvv-langen.de jrd

Das schafft einen guten Übergang zum Thema Zukunftsfähigkeit: Viele Heimatvereine haben ja ein Nachwuchsproblem. Im VVV sind nun zuletzt vermehrt junge Leute eingetreten. Wie wollen Sie sicherstellen, dass der Verein weiter besteht?

Das geht in meinen Augen nur durch Veranstaltungen, die sich auch für junge Familien eignen. Junge Leute werden wir mit den klassischen Themen eines Heimatvereins nicht ansprechen können. Es gibt ein bestimmtes Alter, ab dem ist die Welt riesengroß – man braucht Langen nicht als Heimat oder gar einen Heimatverein. Aber wir arbeiten zum Teil schon mit dem Langener Jugendforum zusammen, das sich immer mit ein paar Leuten im Orga-Team bei Veranstaltungen einbringt. Natürlich wäre es schön, wenn sich diese jungen Menschen später bei uns engagieren. Und wir sind sehr an jungen Familien interessiert. Für die war auch unsere Veranstaltung „Tal der 1000 Eier“ zu Ostern gedacht.

Hat der VVV da noch etwas Konkretes geplant?

Die Osterveranstaltung war jetzt mal der Auftakt für Veranstaltungen für junge Familien. Ansonsten sind wir noch am Überlegen, dabei arbeiten wir wie gesagt auch mit dem Jugendforum zusammen. Was wir noch in diesem Monat planen – als Premiere – ist eine Ebbelwoiwanderung. Diese Tour an Christi Himmelfahrt über Langen, Dreieichenhain und wieder zurück mit abends Livemusik ist ideal für junge Familien. An weiteren Veranstaltungen arbeiten wir. Bei den Ausflügen sind unsere Mitglieder noch sehr vorsichtig und wir haben die für Mai geplante Busfahrt in die Südpfalz erst mal abgesagt. Aber wir planen für nach den Sommerferien eine Fahrt nach Andernach.

Zum Schluss: Das Ebbelwoifest naht mit großen Schritten. Was können Sie schon verraten?

Die Vorbereitungen laufen ganz normal, wir haben ja endlich wieder Planungssicherheit, was die Pandemiebeschränkungen angeht. Wir haben wieder mit höheren Kosten zu kämpfen, aber wir sind voll im Zeitplan. An Fronleichnam – dem Fest vorgelagert – gibt es noch einen Tag der Vereine im Hausmann-Festzelt. Da haben die Vereine nach der langen Corona-Zeit die Möglichkeit, sich vorzustellen und Aufführungen zu zeigen. Zum Thema Feuerwerk kann ich schon mal sagen: In diesem Jahr wird es keins geben, das steht schon fest – aus Rücksicht auf die Menschen im ukrainischen Kriegsgebiet.

Denken Sie, es wird ein anderes Ebbelwoifest oder schnell wieder wie früher?

Ich rechne damit, dass die Leute ganz schnell wieder in den alten Modus kommen. Ich hoffe auch, dass es sehr voll wird, wenn das Wetter passt. Die Leute waren jetzt zwei Jahre nicht da und werden erst mal erkunden, ob alles noch so ist wie’s war, was neu ist. Ich denke, man hält sich so fünf Minuten zurück – und dann steht man wieder auf nen Ebbler zusammen.

Das Gespräch führte Julia Radgen

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