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Serie „Die Krise und ich“: Heizen auf Sparflamme

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Von: Julia Radgen

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Nicht die beliebteste Heizquelle in diesem Winter: der gute alte Gasofen – im Altbau verbreitet.
Nicht die beliebteste Heizquelle in diesem Winter: der gute alte Gasofen – im Altbau verbreitet. © Radgen

Wie gehen wir schonend mit Wasser, Strom, Gas, Öl und sonstigen Energieträgern um? Das Thema betrifft uns alle. Wir berichten tagtäglich darüber und transportieren Sparappelle von Versorgern oder aus der Politik in die Öffentlichkeit. In unserer Serie „Die Krise und ich“ nehmen Redakteure unserer Zeitungsgruppe die angespannte Lage zum Anlass, mal auf sich selbst zu schauen. Sie schildern quer durch unsere Zeitung, was die Krise mit ihnen macht oder schon gemacht hat.

Langen – Ich bin ohnehin ein kleines Energie-Sparbrötchen: Mehrfachsteckdosen mit Kippschalter und energiesparende LED-Leuchten finden sich in jedem Zimmer meiner Wohnung, ich ziehe Netzteile aus der Steckdose, wenn kein Gerät dran hängt – denn auch dann verbrauchen sie Strom (ein Fakt, der einigen Freunden nicht bewusst war, die das dank meines Hinweises nun genauso machen). Die Herdplatte oder den Backofen schalte ich schon einige Zeit früher aus und koche mit der Restwärme weiter (danke, Mama) und beim Zähneputzen nutze ich seit Kindertagen einen Becher, um Wasser zu sparen.

Energiesparen ist schließlich wichtig, wenn man versucht, möglichst nachhaltig zu leben (und obendrein spart es meistens auch Kohle). Aber: Auch wenn man sehr bewusst mit Ressourcen umgeht, gibt’s immer noch Potenzial, etwas zu verbessern und einiges muss man sich dann doch vielleicht mal kritisch vor Augen führen – genau darum soll’s ja schließlich in dieser Serie gehen.

Nicht alle Wasserspar-Tipps sind praktikabel

Beim Wassersparen bin ich gut dabei, denke ich: Nicht nur der oben erwähnte Zahnputzbecher gehört zur Grundausstattung, abgestandenes Wasser oder den Inhalt einer kalt gewordenen Wärmflasche kippe ich schon immer in die Pflanzen oder die Gießkanne. Seitdem ich mal die Tipps des Umweltverbands BUND gelesen habe, schütte ich auch das alte Wasser der Katzennäpfe in die Pflanzen, das landete vorher tatsächlich im Ausguss, ist aber eine Win-win-Situation – die Gewächse freuen sich und, wenn man schon keinen Balkon hat, auf dem man Regenwasser sammeln kann, ist das ja das Mindeste. Die weiteren Wasserspartipps ebenjener Reihe, wie das Wasser vom Gemüsewaschen oder das kalte Wasser beim Duschen aufzufangen, sind löblich, aber scheiterten für mich an der Praxistauglichkeit. Apropos Duschen: Die Frage, ob man dieser Tage nur noch kalt duscht, um in der Krise Energie zu sparen wird ja aktuell – teilweise sehr hitzig – diskutiert. Aber das finde ich persönlich etwas zu krass, auch wenn’s gesund sein mag. Dann lieber kürzer und nicht jeden Tag unter die Dusche springen.

Aber gefühlt sind das – um im Bilde zu bleiben – natürlich nur Tropfen auf den heißen Stein – im Vergleich zum Heizen. Da haut meine im Sommer chronisch zu warme, im Winter zu kalte Altbauwohnung richtig rein. Durch die Kombination aus Elektroheizung und Gasöfen ist die Heizsituation ohnehin nicht ideal – vor allem für den Geldbeutel. Bei den jetzigen Preisen wird dieser Winter heftig. Ich bin schon jemand, der lieber zwei Pullis und dicke Socken anzieht, statt die Heizung wärmer zu drehen. Aber irgendwann genügt das nicht mehr. Wenn die Temperatur in den Wohnräumen schon Ende September auf 16 Grad sackt, muss der Gasofen angeschmissen werden. Frieren ist schließlich auch in diesem Winter keine Lösung (abgesehen von Schimmelbildung) – das hat auch die Politik deutlich gemacht.

So sparsam wie möglich heizen

Als Mieterin bleibt mir da nicht viel Spielraum. Im Vergleich zu meinen Kollegen, die sich in dieser Reihe Gedanken über Fotovoltaik-Anlagen und ihre Holzöfen im Eigenheim gemacht haben, müssen Mieterinnen und Mieter mit dem arbeiten, was vorhanden ist. Man muss die Heizkostenkröte schlucken – der einzige Trost ist, dass es fast allen Nachbarn und Freunden genauso vor der Energiekostenabrechnung graut. Mein Nachbar scherzte schon, am besten rottet sich die Hausgemeinschaft in einer Wohnung zusammen, dann müsste nur noch die geheizt werden. Ein Trost sind immerhin die neuesten Nachrichten, dass die Gasspeicher der Bundesrepublik, trotz russischer Lieferstopps, zu rund 90 Prozent gefüllt sind. Schon mal gut – aber es kommt natürlich darauf an, wie kalt dieser Winter wird.

Erst mal bleibt also nur, das Heizen so oft wie möglich hinauszuzögern beziehungsweise so sparsam wie möglich vorzugehen. Dazu kursieren gerade jede Menge Tipps im Internet. Ich muss zugeben, dass ich die meisten dieser Artikel mit Tipps zum Energiesparen anklicke. Nach der Lektüre haben sie aber meistens nur wenig bis gar keinen Ertrag. Ja, es würde Strom sparen, den Internet-Router jede Nacht aus- und morgens wieder einzuschalten. Allerdings schrecke ich davor zurück, ob dann alles wieder reibungslos funktioniert. Ob das den Aufwand wert ist? Ich bezweifle es.

Aber noch mal zurück zum Heizen: Meine persönliche Entdeckung seit dem vergangenen Homeoffice-Lockdown-Winter sind Hausschuhe für die Mikrowelle. Das Erwärmen kostet natürlich etwas Strom, aber mit mollig-warmen Füßen lässt es sich dann auch aushalten, wenn der Gasofen eine Stufe heruntergedreht wird.

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