Hitzige Diskussionsrunde zur Jugendarbeit in Langen

Bei einer Diskussionsrunde der Grünen zur Jugendarbeit in Langen geht es durchaus hitzig zu. Auch eine Aussage von Bürgermeister Jan Werner sorgt für Wirbel.
Langen – Man merkt schnell, dass es um ein brisantes Thema geht, das vielen unter den Nägeln brennt, als am Samstagvormittag das Wahlkreisbüro der Grünen an der Bahnstraße bis auf den letzten Platz besetzt ist. Der Diskussionspunkt der „Open Doors“-Veranstaltung diesmal: Wie geht die Jugendarbeit in Langen weiter und was wird aus dem Juz? Nach der Schließung im Dezember ist wenig passiert und der Personalmangel bleibt.
„Aktuell arbeiten noch zwei Personen im Jugendzentrum: ein Kollege in der Berufswegebegleitung und der Hausmeister. Damit lässt sich kein regulärer Betrieb aufrechterhalten“, beschreibt Stefan Löbig, Erster Stadtrat und zuständiger Dezernent für den Bereich Jugend, den aktuellen Stand. „Die Situation ist schwierig, da brauchen wir nichts schönreden. Noch dazu ist es ein schwerer und nicht gut bezahlter Job, für den wir Personal brauchen, welches das wirklich will und auch kann“, fügt er hinzu. Um dem akuten Personalmangel zu begegnen, hat die Stadt nun eine Stelle für eine pädagogische Fachkraft und einen Bundesfreiwilligendienst ausgeschrieben. „Die Ausschreibung für die Leitung der Jugendarbeit ist auch schon raus, aber noch nicht veröffentlicht“, so Löbig. Der Unsicherheit bei einigen freien Trägern, ob es überhaupt eine Zukunft für die Jugendarbeit gibt, begegnet der Dezernent damit, dass es vonseiten der Stadt ein klares Bekenntnis dazu gebe, dass es weitergehen soll. Dies sei auch unterschriftlich festgehalten.
Mit einem außenstehenden Blick schaut Tom Heilos, Verantwortlicher für Kinder- und Jugendarbeit in Seligenstadt, auf den Zustand in Langen und stellt klar: „Es ist überhaupt nicht die Frage, ob die Stadt Jugendarbeit betreibt, denn sie muss es. Eine Kommune ist dazu verpflichtet, Jugendlichen Angebote zu machen und sich um die Heranwachsenden zu kümmern.“ Auch wenn einige Leistungen nicht zwingend vorgeschrieben seien und ebenso der Kreis selten komplett außen vor sei, müsse man in Langen wieder so schnell wie möglich starten, denn Kinder und Jugendliche seien schließlich die Zukunft. „Natürlich kostet Jugendarbeit Geld. Aber keine Jugendarbeit kostet noch viel mehr!“, so Heilos.
Der Bürgermeister spricht immer nur von Kindergärten oder Seniorenheimen. Die Menschen zwischen sechs und 67 Jahren werden einfach ausgelassen.
Hier stimmt auch Cornelius Miller zu. Der stellvertretende Vorsitzende des Jugendforums hat in den vergangenen Wochen mit Jugendlichen in Langen gesprochen und berichtet: „Auch heute spielen noch einige Leute vor dem Juz Basketball. Viele – vor allem sozial schwächere – Jugendliche sind darauf angewiesen, dass es das Juz gibt, weil sie zu Hause vielleicht gar kein eigenes Zimmer haben. Doch der Langener Bürgermeister spricht immer nur von Kindergärten oder Seniorenheimen. Die Menschen zwischen sechs und 67 Jahren werden einfach ausgelassen.“ Mit schallendem Applaus stimmen ihm die rund 30 Mitdiskutanten zu.
Daraufhin meldet sich Karin Rentzsch zu Wort, die bis vor vier Monaten noch Leiterin der Koordinationsstelle Jugendarbeit in Langen war. Für einen Neustart im Juz empfiehlt sie, „dass die Mitarbeiter dort einen sicheren Rückhalt von ihrem direkten und auch obersten Vorgesetzten brauchen, dass ihre Arbeit gewollt ist. Im Zuge der Transparenz sollten zudem die Pädagogen vor Ort in Entscheidungsprozesse im Rathaus immer einbezogen werden.“ Dieser – zumindest impliziten – Kritik kann Bürgermeister Jan Werner sogar persönlich lauschen, denn auch er ist zwischenzeitlich zur regen Diskussion hinzugestoßen.
Doch ausgerechnet der Rathauschef ist es, der zum Abschluss für etwas Wirbel sorgt: Während des Austauschs darüber, wie das zukünftige Juz-Team seine Arbeit aufnehmen soll, beschreibt Löbig, dass zunächst das Personal gesucht werde und dieses sich dann selbst in die Detailplanung einbringen soll. Ursula Gittinger, Leiterin des IB-Bildungszentrums in Langen, merkt dabei an, dass es ihre Einrichtung genau andersherum mache und dieses Vorgehen gut funktioniere: „Die Menschen wissen dann vorher, wie die Organisation aussieht und worauf sie sich einlassen.“ Daraufhin entfährt es Werner, der IB habe das Juz ja früher schließlich selbst geleitet, weshalb es jetzt unangebracht sei, den Mitarbeitern der Stadt vorzuschreiben, wie sie zu arbeiten hätten. „Nach der Leistung, die sie erbracht haben, verbitte ich mir diese Äußerungen“, schimpft der Bürgermeister.
„Im Vorfeld ist anscheinend einfach zu wenig gelaufen und in Sachen Personal wurde nicht vorsorglich gehandelt, sondern der Notstand einfach akzeptiert“, fasst ein Bürger die Diskussion abschließend zusammen. Nicht nur er erhofft sich wohl vom Verwaltungschef etwas mehr Engagement beim Thema Jugendarbeit. (Moritz Kegler)