Wild-romantisches Amazonas-Abenteuer aus der Feder eines Langeners

Mit Mitte 50 traut sich Gundel noch mal etwas: Sie beschließt, sich endlich von ihrem untreuen Mann zu trennen und ihre große Liebe für exotische Orte zum Beruf zu machen: mit einer Reiseagentur für Senioren. Das ist der Plot des neuen Romans des Langener Autors Wolf-Ingo Härtl.
Langen – Nach dem historischen Werk „Alle Lust will Ewigkeit“, das im Paris des 19. Jahrhundert spielt, in dem ein Frauenmörder umgeht, widmet sich der Schriftsteller nun einem ganz anderen Thema und Setting. Härtl, der schon seit über 20 Jahren überwiegend unter Pseudonym schrieb, hat einen „wild-romantischen Roman voll skurriler Momente“ verfasst. Romantisch – denn es geht um die Liebe der Generation Ü50. „Ich wollte schon immer mal eine Liebesgeschichte für Best Ager schreiben“, sagt Härtl. „Denn Turbulenzen in der Liebe spielen sich nicht immer nur in den 20ern und 30ern ab.“ Solche Figuren fehlten aber auf dem Buchmarkt, findet der 57-Jährige aus Langen.
Unterhaltsam und dennoch nachdenkliche Töne
Zudem schlummerte in seinem Ideenfundus schon länger der Wunsch, eine Geschichte im Amazonasgebiet spielen zu lassen. Schon vor Jahren hat sich Härtl eingehend mit dem Regenwald beschäftigt und war fasziniert – selbst hat er es aber noch nicht dorthin geschafft. „So kam ich auf die verrückte Idee, eine Rentnergruppe zum Amazonas zu schicken und das mit der Liebesgeschichte für Best Ager zu verknüpfen“, erklärt Härtl schmunzelnd. Und sein neues Werk kommt durchaus mit schrägen und witzigen Momenten daher. Denn Gundels Nerven werden durch die schrägen Macken der Rentner mächtig strapaziert. Nach einer Notlandung muss sie sich nicht nur mit der Ausnahmesituation rumschlagen, sondern auch mit ihrem Exmann, der sie zurückgewinnen will. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Fremde, der an ihr interessiert ist, vor dem sie jedoch alle warnen.
Das Buch stimmt aber auch nachdenklich, denn es geht um Selbstverwirklichung und das Aufschieben der eigenen Träume. „Wenn ich meine Leser unterhalten kann, aber auch mit einigen Aussagen zum Nachdenken anregen kann, habe ich mein Ziel erreicht“, sagt Härtl, der gerne in Langener Cafés schreibt. Doch die Geschichte widmet sich auch den Mysterien des Regenwalds. Denn Gundel begreift schnell, dass an dem Ort, an dem die Reisegruppe gestrandet ist, seltsame Dinge vor sich gehen. Und so geht es nicht nur um Liebes- sondern auch um Überlebensabenteuer.
Intensiv über das Amazonasgebiet recherchiert
In den Amazonas hat sich Härtl intensiv eingelesen. „Ich habe sechs Monate lang viel recherchiert.“ Dabei hat er Aufzeichnungen über indigene Völker im südamerikanischen Gebiet, vieles zur Mythologie und Historie gelesen, aber auch zu Flora und Fauna. „Es ist ein toller Schauplatz, er verkörpert die Rückbesinnung auf Wesentliches und einen mythischen Ort, an dem die Sinne geschärft sind“, meint Härtl, der gut anderthalb Jahre an seinem Roman gearbeitet hat. Aus der weiblichen Ich-Perspektive zu schreiben, fiel ihm dabei gar nicht schwer. „Es hat total Spaß gemacht, sich in Gundels Gedanken-. und Gefühlswelt einzufinden“, sagt Härtl, der sich von Beobachtungen und Unterhaltungen inspirieren lässt.
Das Buch
Der Roman „(K)ein Mann, der’s wert ist“ von Wolf-Ingo Härtl ist als Taschenbuch im tredition Verlag erschienen (332 Seiten, 14 Euro). Mehr über den Autor gibt’s unter wolfingohaertl.de
Er arbeitet schon wieder an neuen Projekten: Sein nächster Roman – so viel kann Härtl verraten – ist wieder ein historischer und basiert auf einer wahren Geschichte. Zudem schreibt er an einem Romantic-Mystery-Band unter weiblichem Pseudonym.
Von Julia Radgen