Sonnenblumenschul-Neubau: In großen Schritten zum Ganztags-Vorbild

Die Erweiterung der Langener Sonnenblumenschule ist gerade im Entstehen entsteht. Der Neubau wartet nicht nur mit einem innovativen Raumkonzept, sondern soll die Bildungseinrichtung auch fit für die Ganztagsbetreuung machen. Ein Baustellenbesuch.
Langen – Eine Gruppe Jungs kickt sich den Fußball zu, andere Kinder spielen Fangen oder toben herum. Auf dem Schulhof der Sonnenblumenschule im Langener Nordend wirkt eigentlich alles wie immer. Doch daneben, hinter einer hohen Holzverkleidung mit Gucklöchern, geht es auf der großen Baustelle voran. Hier entsteht der Erweiterungsbau der Grundschule, für den das frühere Familienzentrum abgerissen worden war. Außerdem hat der Kreis, Bauherr des Projekts, einige Bäume fällen und eine Fernwärmeleitung verlegen lassen sowie eben jenen Interimsschulhof eingerichtet.
Von der Straße her ist der Baufortschritt – im Gegensatz zu den angrenzenden Wohnhäusern – nicht zu beobachten, nur einige Bagger verraten, dass hier Großes vor sich geht: Denn durch den Neubau wird die dreizügig angelegte Grundschule fünfzügig. In den vergangenen Monaten hat sich auf der in drei Abschnitte geteilten Baustelle einiges getan: Inzwischen ist die Bodenplatte für das erste Gebäudeteil, das sogenannte Ostcluster, des Neubaus gegossen. Im Sommer werden die vorgefertigten Fassadenelemente geliefert. „Das sind Stahlbetongerippe einschließlich Fenstern“, erklärt Architektin Christine Hofmann vom für die Bauleitung zuständigen Architektenbüro Herzig aus Darmstadt. Bis Mitte Oktober soll der komplette Rohbau stehen. Im Anschluss werden die Dachabdichtung und die Wandelemente in Holzrahmenbauweise montiert.
Langener Grundschule soll zum Schuljahr 2024/2025 fünfzügig sein
„Damit werden die Dimensionen des Neubaus deutlich“, sagt Landrat Oliver Quilling bei der Baustellenbesichtigung mit dem Ersten Stadtrat Stefan Löbig und Bürgermeister Jan Werner. „Wir schaffen so die Voraussetzungen für eine fünfzügige Ganztagsschule, an der künftig bis zu 500 Kinder unterrichtet werden“, erläutert Quilling. Aufgrund der steigenden Geburtenzahlen und durch den Zuzug aus Neubaugebieten und Nachverdichtung ist in den nächsten Jahren an der Sonnenblumenschule mit stark steigenden Schülerzahlen zu rechnen. Sie soll dann zum Schuljahr 2024/2025 fünfzügig sein – und ist damit nach Angaben des Bürgermeisters die erste Langener Grundschule, die rechtzeitig zum Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung 2026 diese vollumfänglich gewährleisten kann.

Die Lehrer- und Schülerschaft kann sich aber vor allem auf ein innovatives Raumprogramm freuen, das neue pädagogische Möglichkeiten eröffnet. Das haben die Schulgemeinde der Sonnenblumenschule, die Stadt und der Kreis gemeinsam erarbeitet und auf die Bedarfe einer ganztagsfähigen Schule ausgelegt. „In den wesentlichen Schritten gab es Projektbesprechungen zwischen uns und der Baugruppe des Kreises, um sicherzustellen, dass unser Konzept umgesetzt wird“, erklärt Schulleiterin Dominique Franzke. Das neue dreigeschossige Gebäude besteht aus zwei miteinander verbundenen Teilen. Darin werden die allgemeinen Lern- und Unterrichtsbereiche sowie die Mensa mit Bezug zum Außenraum verortet. Diese Lern- und Unterrichtsbereiche werden jahrgangsübergreifend nach dem Lernhausprinzip angeordnet – also dezentral gemäß der Funktionen um einen gemeinsam nutzbaren flexiblen Lernbereich. Die Unterrichtsbereiche werden in insgesamt fünf Lernclustern mit jeweils vier Klassenräumen im Neubau organisiert, die eine selbstständige Untereinheit innerhalb der Schule bilden. Die neue Mensa ist nicht nur Mittelpunkt und versorgt die Grundschüler mit dem Mittagessen, die Schulgemeinde kann sie auch für Veranstaltungen nutzen. Im Bestandsbau werden die Verwaltung, die Betreuung sowie Fachräume untergebracht. Im gesamten Kollegium sei die Vorfreude auf das neue Gebäude groß, betont Schulleiterin Franzke: „Hier entsteht eine Schule, in der sich Kinder wohlfühlen können. In den Klassenräumen und Lernzonen haben unsere Schüler viel Platz zum Lernen, Spielen und Arbeiten.“
Stadt und Kreis teilen sich die Kosten
Auch die Stadt betont die Wichtigkeit des Projekts. „Die Erweiterung der Sonnenblumenschule ist von großer Bedeutung für die Stadtentwicklung im wachsenden Norden. Mit der Baumaßnahme schaffen wir eine moderne Lern- und Arbeitsumgebung, die pädagogisch, räumlich und energetisch auf intelligenten Konzepten beruht und das Bildungsfundament kommender Generationen schaffen wird“, sagt Erster Stadtrat Löbig.
Die Kosten für den Erweiterungsbau, die Umbauten im Bestandsbau sowie den Abriss des Familienzentrums belaufen sich insgesamt auf knapp 22 Millionen Euro. Die Kosten für die Gebäudeteile der Betreuung teilen sich Kreis und Stadt im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel. Anfang des Jahres 2024 soll der Neubau fertiggestellt sein, wenn das Projekt weiter im Zeitplan liegt. Allerdings gehen der Baustoffmangel, die gestiegenen Rohstoffpreise und die schwierige Suche nach Firmen für die einzelnen Gewerke auch am Schulbau nicht spurlos vorbei. „Am Ende werden hier 25 bis 30 Firmen auf der Baustelle zugange sein“, erklärt Jens Maurer von der Projektsteuerung GFP aus Heusenstamm. Bisher sei die Vergabesituation der einzelnen Gewerke gut und alles auch im Kostenrahmen. „Hier wird viel Stahl verbaut, das muss man gerade mit immensem Vorlauf bestellen“, sagt Maurer. Doch bisher sei der Projektsteuerer optimistisch, dass der angepeilte Zeitpunkt zur Fertigstellung machbar ist. (Von Julia Radgen)