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Junge Langenerin gibt vegane Kochkurse

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Von: Nicole Jost

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Deftig: Anna Zehnpfenning koch Sarmas (kroatische Krautwickel). Das Rezept zum Nachkochen gibt’s unten.
Deftig: Anna Zehnpfenning koch Sarmas (kroatische Krautwickel). Das Rezept zum Nachkochen gibt’s unten. © Jost

Die 18-jährige Langenerin Anna Zehnpfenning kocht traditionelle Gerichte in veganen Varianten. Ihr Wissen gibt sie in Kursen im ZenJA und auf ihrem Blog weiter.

Langen – Anna Zehnpfenning hat im Frühjahr 2020 beschlossen, ab sofort vegan zu leben – und diese Entscheidung bislang nicht bereut. Sie isst seit drei Jahren keine tierischen Produkte mehr. Kein Fleisch, keine Milch, keine Eier, keinen Käse. „Eigentlich habe ich ganz gerne Fleisch gegessen – nichts, was so richtig nach Tier aussieht. Aber Leberwurst und Fleischkäse, das fand ich schon lecker“, erinnert sich die Langenerin.

Heute hat es für sie ethische, gesundheitliche und nachhaltige Gründe, auf tierische Produkte zu verzichten. Zehnpfenning entwickelt kreative Rezepte, führt einen Blog und gibt im ZenJA vegane Kochkurse. Erst vor wenigen Tagen hat sie mit Kursteilnehmern ein Weihnachtsmenü gekocht und bewiesen, dass Essen ohne Tierleid durchaus festlich und schmackhaft sein kann: Es gab vegane Rouladen mit Klößen und Soße und ein veganes Tiramisu im Glas.

Jetzt steht die 18-Jährige für die Leserinnen und Leser unserer Zeitung in der Küche. Passend zu Weihnachten gibt es ein traditionelles Gericht aus Kroatien, der Heimat ihres Großvaters, das sie veganisiert hat: Sarmas – Krautwickel, die statt einer Fleischfüllung ein würziges Innenleben aus Sojagranulat, Reis, Karotten, Zwiebeln, Knoblauch und Ajvar bekommen. Dazu passen weihnachtliche Klöße und Soße. Den Kohlkopf, den die junge Köchin verwendet, hat sie – um Zeit zu sparen – schon eingelegt in einem türkischen Geschäft gekauft. Damit die großen Blätter etwas an Säure verlieren, lässt Zehnpfenning sie eine Stunde in Wasser baden.

Die Abiturientin ist eine engagierte junge Frau mit vielen Interessen. Ehemalige Schulsprecherin an der Dreieichschule, aktive Tänzerin bei der Garde der LKG und im Kraftsport aktiv. „Über den Sport kam das Interesse an gesunder Ernährung“, erzählt sie. Seit dem Spätsommer 2019 ist sie aus Tierliebe Vegetarierin. An Weihnachten im gleichen Jahr hat sie doch noch mal Roulade und Schnitzel gegessen: „Mir wurde speiübel – vielleicht war das ein Stück weit ein psychologischer Effekt, aber mein Magen hat es nicht mehr vertragen. Danach gab es kein Fleisch mehr für mich.“ Der Verzicht auf Käse erscheint ihr damals aber unmöglich.

Während Zehnpfenning Zwiebeln, Karotten und Knoblauch in Öl anbrät, erzählt sie, wie sie und ihre jüngere Schwester beschließen, eine vegane Woche einzulegen, als ihre Mutter im Frühjahr 2020 ein paar Tage fastet und nicht kochen möchte. Sie findet Gefallen und bleibt dabei. „Ich bin ziemlich akribisch. Wenn ich mich für etwas interessiere, dann ganz und gar, und ich sauge jede Information förmlich auf. Ich hatte so viel über gesunde Ernährung, Tierhaltung und veganes Leben gelesen, dass ich das für mich auch umsetzen wollte“, erklärt sie.

Ich kritisiere niemanden, der Fleisch isst. Ich lasse jeden gerne probieren und die meisten Leute finden mein Essen sehr lecker.

Anna Zehnpfenning

Ohne andere missionieren zu wollen, ist es für sie eine konsequente Entscheidung, keine Milchprodukte mehr zu konsumieren. „Damit Kühe viel Milch produzieren, werden ihnen die Kälbchen weggenommen, und auch wenn das Schreddern männlicher Küken in Deutschland inzwischen verboten ist, werden sie dennoch getötet. Auch für den Klimaschutz ist die vegane Ernährung vorteilhaft und gesund ist es ohnehin“, ist sie überzeugt. Für ihre Käselust gibt es gute Alternativen: Veganen Frischkäse lobt Zehnpfennig als köstlich, auch zum Überbacken gibt es Möglichkeiten. Lediglich veganer Scheibenkäse ist nicht ganz ihr Geschmack.

Auf der Küchenanrichte geht es weiter: Das fein geschnittene Gemüse im Kochtopf wird mit dem zuvor in Brühe gequollenen Sojagranulat und ein bisschen Reis angereichert. Dann kommt die Paprikapaste dazu: „Es gibt niemals zu viel Ajvar“, sagt die begeisterte Köchin lachend, während sie reichlich von der roten Paste einrührt. Nach Pfeffer und Salz für die Füllung zieht Zehnpfenning die Kohlblätter aus dem Wasser, füllt sie mit einem Esslöffel mit der Soja-Gemüse-Mischung, wickelt die Blätter fest um die Füllung und verschließt sie mit einem Faden. Anschließend kommen die Päckchen in einen Topf mit Wasser und köcheln noch mal eine halbe Stunde.

Das ist ihr Ding: traditionelle Gerichte in veganer Variante zuzubereiten, kreativ und schmackhaft abzuwandeln. Ihre Rezepte speichert sie als PDFs. „Ich wollte ein Kochbuch machen. Aber irgendwann habe ich gemerkt, ich habe schon so viele Rezepte, mein Buch wird nie zu Ende gebracht. Also habe ich den Blog begonnen.“ Unter www.annagoesfit.com gibt es eine Sammlung für den veganen Alltag mit motivierenden Fotos. Die Kochkurse im ZenJA sind in diesem Jahr neu dazugekommen. Dass sie mit so jungen Jahren schon Workshops mit vielen Teilnehmern gibt, bereitet ihr kein Kopfzerbrechen: „Es macht mir viel Spaß, ich gebe mein Wissen gerne weiter an Leute, die es wissen wollen.“ Manchmal muss sie sich aus ihrem Freundeskreis Sprüche über ihre Ernährung anhören. Das ist ihr inzwischen egal. „Ich kritisiere niemanden, der Fleisch isst, es ist meine Entscheidung, mich vegan zu ernähren. Ich lasse jeden gerne probieren und die meisten Leute finden mein Essen sehr lecker“, sagt die Schülerin.

Für das Weihnachtsessen auf der Herdplatte ist die Zeit jetzt auch reif. Die Krautwickel à la Anna sehen köstlich aus – und schmecken noch viel besser. Wenn man es nicht anders wüsste, würde man kaum einen Unterschied zu einer Hackfleischfüllung bemerken.

Für Anna Zehnpfenning ist das Kochen nicht nur eine große Leidenschaft. Sie kann sich vorstellen, sich beruflich mit Ernährung zu beschäftigen: „Ich habe mich bei der Flugsicherung zur Lotsenausbildung beworben. Wenn das nicht klappt, dann studiere ich Ernährungswissenschaften“, kündigt die junge Langenerin an. (Nicole Jost)

Rezept: Kroatische Sarmas

Zutaten für vier Portionen: 1 Krautkopf (sauer, eingelegt), 50g Sojagranulat, 200ml Gemüsebrühe, 50g Reis, 200g Karotten (fein gewürfelt), 1 Zwiebel (gewürfelt), 2 Knoblauchzehen (gewürfelt oder gepresst), 1 EL Paprikapulver edelsüß, 1 TL Tomatenmark, 3 EL Ajvar, 1 Bund Petersilie, 2-3 getrocknete Lorbeerblätter, Essig, Öl, Salz, Pfeffer

Zubereitung:

1. Die Blätter vom Krautkopf trennen und für eine Stunde in kaltem Wasser ziehen lassen.

2. Das Sojageschnetzelte mit 250ml heißem Wasser aufgießen und circa zehn Minuten ziehen lassen. Dann das überschüssige Wasser abgießen und das Geschnetzelte etwas auswringen.

3. Währenddessen den Reis in reichlich Salzwasser nicht ganz weich kochen, abgießen und abtropfen lassen.

4. Zwiebel in heißem Schmalz oder Öl hell anschwitzen. Knoblauch und Karotten zugeben, Paprikapulver einstreuen, kurz durchrösten und mit einem Schuss Essig ablöschen. Ajvar und Tomatenmark einrühren. Reis dazugeben und kurz mitdünsten. Mit Salz, Pfeffer sowie gehackter Petersilie abschmecken und abkühlen lassen. Das Geschnetzelte dazugeben und gut durchmischen.

5. Die Krautblätter ablösen und auflegen. Den verbliebenen Krautrest klein hacken und beiseite legen. Jeweils ein Krautblatt mit etwas Füllmasse belegen und zusammenrollen. Bei Bedarf mit Küchengarn zusammenbinden.

6. In einen Topf mit etwas Öl die verbliebenen Kohlblätter geben, die gewickelten Sarmas darüber schichten und die Lorbeerblätter dazugeben. Mit Wasser aufgießen und auf mittlerer Stunde eine bis anderthalb Stunden garen lassen.

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