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120 Teilnehmer protestieren gegen Bannwald-Rodungen

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Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer demonstrierten bei der Bannwald-Wander-Demo gegen die Rodungen am Langener Waldsee.
Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer demonstrierten bei der Bannwald-Wander-Demo gegen die Rodungen am Langener Waldsee. © Kegler

Das „Aktionsbündnis Langener Bannwald“ hat am Samstag zu einer „Bannwald-Wander-Demo“ aufgerufen. Unter dem Motto „Heute bestaunen, was morgen nicht mehr ist“ will es auf die dramatische Lage aufmerksam machen.

Langen – Erst vor gut einer Woche hat das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) den neuen Hauptbetriebsplan der Firma Sehring für die kommenden zwei Jahre zugelassen. Dieser sieht unter anderem die Rodung von 5,8 Hektar Wald im Teilabschnitt 3a vor, um den Kiesabbau am Langener Waldsee weiter fortzusetzen (wir berichteten). Dass dies nicht ohne Kritik und Widerstand geschieht, ist längst nichts Neues. Das „Aktionsbündnis Langener Bannwald“ ist mit dieser, sowie vieler vergangener Entscheidungen, nicht zufrieden, und rief deshalb zum Protest auf.

Rund 120 Menschen haben sich am Waldrand nahe des Wasserwerkes West versammelt. Viele sind mit dem Fahrrad gekommen und haben Fahnen oder kleine Plakaten dabei. Einige Naturschützer des BUND, der Naturfreunde, von Robin Wood und dem NABU, aber auch Mitglieder der Parteien Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen sind dabei. Nach einer kurzen Einweisung von Matthias Rohrbach vom Aktionsbündnis (zugleich Linken-Fraktionsvorsitzender) bezüglich Abstand und Masken übernimmt Klaus Göbel vom BUND Ortsverband Langen/Egelsbach, der für die Langener Grünen im Magistrat sitzt, das Wort. „Überall haben wir klare Erkenntnisse, dass die Renaturierung nicht gut läuft. Die Klageverfahren laufen zwar, aber wir müssen weiterhin darauf hinweisen, welch riesige Mengen Wald abgeholzt werden. Das RP muss hier einfach mal richtig hinschauen“, erklärt er.

Bereits seit 2013 hatte der BUND die Planfeststellungsbeschlüsse des RP erfolglos beklagt. Ein neuer Anlauf beim Bundesverwaltungsgericht soll nun den erhofften Erfolg bringen – auch im Hinblick auf die jüngste Entscheidung. „Einen positiven Punkt hat jedoch die Zulassung des Abschnitts 3a: Zum ersten Mal hat das RP in dieser Deutlichkeit festgestellt, dass die Renaturierung der alten Abschnitte zunächst abgeschlossen werden muss und somit die Rodungen nicht, wie von der Firma Sehring gefordert, im Herbst, sondern erst in der nächsten Saison beginnen können“, beschreibt Göbel den kleinen „Etappensieg“.

Bannwald in Langen für künftige Generationen erhalten

Anschließend macht sich der Tross durch den Wald auf den Weg zu der Grube, an der aktuell Kiesabbau betrieben wird, bevor auch die Teilbereiche besichtigt werden, die in naher Zukunft gefällt werden sollen. Bei dem Gedanken daran sagt Martina Dröll, Fraktionsvorsitzende der Langener Grünen: „Es ist völlig unverständlich, dass in dieser Zeit solche Entscheidungen getroffen werden. Meine Prämisse ist immer, global zu denken und lokal zu handeln. Ich bin eine alte Langenerin, das ist unser Wald und unsere Kiesgrube und ich möchte auch, dass meine Enkelkinder die grüne Lunge noch erleben können. Deshalb ist es gut, dass sich viele junge Menschen nun dafür engagieren.“ Einer dieser jungen Menschen unter den Demonstrierenden ist Alice Heller. Die 21-jährige engagiert sich im NABU und meint: „Ich verbringe viel Zeit im Wald, weshalb mir dieser sehr am Herzen liegt. Daher ist es wichtig, dass erst wieder aufgeforstet wird, bevor noch mehr Bäume fallen.“

Klaus Göbel, Mitglied des BUND-Ortsverbands und der Langener Grünen, richtete das Wort an die Demonstrierenden und übte Kritik am Regierungspräsidium Darmstadt.
Klaus Göbel, Mitglied des BUND-Ortsverbands und der Langener Grünen, richtete das Wort an die Demonstrierenden und übte Kritik am Regierungspräsidium Darmstadt. © Kegler

Neben der jungen Generation machen sich aber auch die älteren Generationen Sorgen um die Tier- und Pflanzenwelt. Margarete Rölz vom Langener Weltladen wohnt nur 100 Meter vom Waldrand entfernt und fürchtet um den wichtigen Sauerstoff. „Ein gesunder Wald schützt uns zudem vor Waldbränden, die sonst irgendwann auch hierherkommen“, meint sie. Uschi Laugenberger fügt hinzu: „Gehen die Rodungen so weiter, bleibt nur ein großes Loch mit einer kleinen Umrandung aus Bäumen.“

Jaqueline Herth vom Aktionsbündnis Langener Bannwald gibt sich überaus zufrieden mit der Wander-Demo. „Vielen Leuten ist gar nicht bewusst, was eigentlich hier passiert, und so konnten wir hoffentlich einigen zeigen, wie dramatisch die Lage ist“, erzählt sie und beteuert, „dass wir nicht aufgeben und um jeden Baum kämpfen werden.“

Von Moritz Kegler

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