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„Es war mal eine schöne Wohngegend“: Anwohner in Langen entsetzt über Baumfällungen

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Von: Manuel Schubert

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Abgeholzt: Die Bäume hätten „die Umsetzung der Baumaßnahmen behindert“, heißt es vonseiten der BImA. Es solle jedoch Ersatzpflanzungen und auch Neupflanzungen geben.
Abgeholzt: Die Bäume hätten „die Umsetzung der Baumaßnahmen behindert“, heißt es vonseiten der BImA. Es solle jedoch Ersatzpflanzungen und auch Neupflanzungen geben. © Strohfeldt

Anwohner im Langener Neurott sind entsetzt über Baumfällungen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) baut dort 106 Wohnungen.

Langen – Durch großzügige Grünflächen und eine luftige Bauweise zeichnet sich das Neurott aus. Doch seit die US-Army die ehemalige Housing Area 2008 an die Bundesrepublik zurückzugeben hat, wird immer wieder nachverdichtet. Auch in diesen Tagen heulen in der Steuben- und Carl-Schurz-Straße wieder die Motorsägen – viele alte Bäume werden gefällt, um Platz für neue Häuser zu schaffen. Dahinter steckt ein Bauprojekt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).

Der Kahlschlag empört zahlreiche Anwohner im Neurott. „Es ist eine Schande“, schreibt eine Frau in einer Mail an die Redaktion. „Die Bewohner hier gehen morgens aus dem Haus und abends sind die Bäume weg – das ist echt heftig! Wir sind alle ziemlich schockiert über die Fällung der Bäume.“ Eine weitere Bewohnerin regt sich in einem Brief über die „Zerstörung“ auf, während ein Nachbar am Telefon beklagt: „Es war mal eine schöne Wohngegend. Jetzt wird hier alles mit Häusern zugeklatscht.“

Bauprojekt in Langen: „Es war mal eine schöne Wohngegend“

Die BImA hat zahlreichen Anwohnern der Steubenstraße einen Flyer in den Briefkasten geworfen, der über das Bauvorhaben im Zuge der gemeinsamen Wohnraumoffensive von Bund, Ländern und Kommunen aufklärt. Demnach sollen an fünf verschiedenen Stellen entlang der Steuben- und Carl-Schurz-Straße insgesamt acht Häuser entstehen – vier Mehrfamilienhäuser mit drei Stockwerken plus einem Staffelgeschoss sowie vier Doppelhäuser mit zwei Geschossen. Die Neubauten sollen Platz für 106 „bezahlbare“ Wohnungen bieten, jede davon mit eigenem Balkon.

Zudem schafft die BImA Pkw-Stellplätze in unmittelbarer Nähe zu den Gebäuden, teilweise auch mit Ladestationen für E-Autos. Auch neue Fahrradabstellplätze soll es geben, überwiegend in den Gebäuden. Die Stellplätze der Bestandsgebäude sollen alle erhalten bleiben. Auch die Spielplätze werden in Abstimmung mit der Stadt überarbeitet und teilweise mit neuen Spielgeräten ausgestattet. Die neuen Häuser würden „aus nachhaltigen Rohstoffen und klimaschonend errichtet“, heißt es weiter, die Fassaden seien aus Holz geplant. Eine Systembauweise sorge für verkürzte Bauzeiten und ermögliche eine „weitgehend leise Bauabwicklung“.

Es war mal eine schöne Wohngegend. Jetzt wird hier alles mit Häusern zugeklatscht.

Anwohner

Wie ein BImA-Sprecher auf Nachfrage erläutert, werden die Wohnungen zunächst Bundesbediensteten angeboten, dazu zählten etwa Bundeswehrangehörige, Zollbeamte, Bundespolizisten oder auch Angestellte des benachbarten Paul-Ehrlich-Instituts. Werde dies nicht vollends ausgeschöpft, kommen die Wohnungen zu den gleichen Konditionen – maximal zehn Euro pro Quadratmeter – auf den freien Markt.

Außenbereiche im Langener Neurott sollen mit Rasen, Hecken und Bäumen wieder bepflanzt werden

Angesprochen auf die Baumfällungen teilt die BImA mit, im Bereich der Baufelder seien „einige Bäume entfernt worden, die die Umsetzung der Baumaßnahmen behindert hätten“. Sowohl Ersatzpflanzungen als auch Neupflanzungen seien aber vorgesehen. „Nach Ende der Baumaßnahmen sollen die Außenbereiche mit Rasen, Hecken und Bäumen wieder bepflanzt werden, sodass die bislang vorhandene Aufenthaltsqualität wiederhergestellt wird“, so eine Sprecherin weiter.

Die Baumfällungen werden von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach „arten- und naturschutzrechtlich eng begleitet“, wie Kreis-Sprecherin Ursula Luh auf Anfrage betont. Die Rodungen richteten sich nach dem Bundesnaturschutzgesetz und den Vorgaben des Bebauungsplans. Konkret heißt das laut Luh, dass die Bäume vorab von Mitarbeitern der Naturschutzbehörde gesichtet wurden, um zu prüfen, dass dort keine Tiere brüten. Anschließend seien sie zur Fällung freigegeben worden. (Manuel Schubert)

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